Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
einen Weg. Ich werde deine Gefährtin und Kinder ganz bestimmt nicht einem solchen Risiko aussetzen.«
Eidolon fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Dann werden wir uns eben abwechseln.«
»Abwechseln?«
»Wir sind vier«, erklärte Eidolon, als ob sie nicht zählen könnte. »Einer von uns wird ständig bei dir sein.«
»Das kannst du vergessen.« Sie öffnete ihre Bierflasche. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ihr müsst echt nicht großer Bruder für mich spielen. Außerdem«, sagte sie kess, während sie ihren Arm in Cons schob, »habe ich doch noch diesen überaus männlichen Dhampir, der für meine Sicherheit sorgen wird.«
Con erstarrte; sein Arm und seine Brustmuskeln fühlten sich mit einem Mal wie Eisen an. Einen Moment lang dachte sie schon, er werde einen Streit vom Zaun brechen, aber mit seinen nächsten Worten versetzte er ihr einen gehörigen Schock. »Ich habe keine Wahl. Ich brauche ihr Blut, um das Virus in mir auszumerzen.«
»Also wirklich, du musst nicht gleich vor Begeisterung in Jubel ausbrechen.«
»Vertrau mir«, sagte er in hartem Ton, »das tu ich auch nicht. Ich habe in der Tat andere Verpflichtungen.«
Shade trank sein Bier zur Hälfte aus. »Con kann bleiben. Dann hast du zwei Bodyguards.«
Sin riss sich von Con los, zum Teil, um sich auf Shade zu stürzen, aber vor allem, weil Cons fehlendes Hemd eine Ablenkung darstellte, die sie wirklich nicht brauchte. »Begreifst du eigentlich den Sinn des Wortes ›Nein‹? Ich will nicht für euch verantwortlich sein.«
»Verantwortlich?« Shade erstickte fast an seinem Bier. »Verantwortlich für uns ?«
»Ja. Was, wenn meine Assassinen euch benutzen, um an mich ranzukommen? Oder wenn sie euch umbringen?«
»Ich glaube«, sagte Shade ruhig, »du unterschätzt uns gewaltig.«
Oh nein, ganz im Gegenteil, sie wusste nur zu gut, dass ihre Brüder mehr als fähig waren, sich selbst zu verteidigen, aber niemand war unbesiegbar. »Außerdem kommt da noch der Ärger mit den Kerkerern auf euch zu«, rief sie ihnen in Erinnerung.
»Darüber machen wir uns keine Sorgen«, sagte Eidolon, aber Sin schüttelte den Kopf.
»Ich aber. Ich sagte Nein.«
Shade stand so rasch vor ihr, dass ihr nicht mal Zeit blieb zu blinzeln. Neben ihr spannte sich Con schon wieder an, und sie fragte sich, ob er sich womöglich darauf vorbereitete, sie zu verteidigen. »Das steht nicht zur Debatte«, knurrte er. »In unserer Familie passen wir aufeinander auf, und da machen wir bei dir sicherlich keine Ausnahme.«
Obwohl sie sich auf die Zehenspitzen stellte, reichte sie ihm immer noch nur bis zu den Schultern. »Ich sagte Nein. Wenn ich ein Bruder anstelle einer Schwester wäre, würdet ihr euch nicht überschlagen, um mich zu beschützen, das wisst ihr selbst. Ich lass mich nicht anders behandeln, nur weil ich keinen Schwanz hab.«
»Sin –«
Sie schnitt Eidolon das Wort ab, indem sie ihre Bierflasche auf den Küchentresen knallte, dass der Schaum überallhin spritzte. »Ich werde euch keinem Risiko aussetzen.« Das hatte sie schon einmal getan, als sie Lores Hilfe bei ihrem früheren Meister, Detharu, angenommen hatte, und es hatte ihrem Bruder Jahre des Leidens eingebracht. So etwas würde sie keinem ihrer Brüder noch einmal antun, genauso wenig wie sie erlauben würde, dass sie Gefühle füreinander entwickelten. Wenn sie jetzt rund um die Uhr mit ihnen zusammen wäre …
Sie erschauerte. Sie waren ja sowieso schon anmaßend und beschützerisch genug. Wenn sie sie kennenlernen würden, wäre sie am Arsch.
»Du musst das nicht allein durchmachen.« Shades Finger umkreisten ihr Handgelenk; sein Griff war sanft, aber so unnachgiebig wie Handschellen. »Du gehörst zu uns –«
Du gehörst mir. Die Stimme ihres ersten Meisters, der, der sie von der Straße geholt hatte, als sie am Verhungern war, sich nach Dingen verzehrte, von denen sie nichts verstand, hallte in ihrem Kopf wider. Er hatte einen Unterwelt-Verbrecherring geleitet, der vor allem in der Menschenwelt tätig war: Glücksspiel, Prostitution, Auftragsmord, Drogen und Sklavenhandel. Er war der Erste, dem sie gehört hatte, aber nicht der Letzte.
Du gehörst mir. Du bist mein. Du gehörst uns. Die Worte vergangener Meister sprangen so lange in ihrem Schädel hin und her, bis ihr die Kehle eng wurde und ihr Herz wie verrückt gegen ihre Rippen hämmerte.
»Oh nein.« Sin riss sich von Shade los und zog sich so schnell zurück, dass sie in Con hineintaumelte. »Ich gehöre niemandem.« Gott,
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