Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
wieder gut, Sinead. Deine Mama hat dich lieb. Es geht ihr nur im Moment nicht so gut.« Und: »Es wird alles wieder gut. Die Menschen können grausam sein, aber ich werde immer für dich da sein.«
Ihre Großmutter hatte gelogen. Mama hatte sie nicht lieb gehabt, ihre Oma war nicht immer für sie da gewesen, und ganz gewiss war nicht alles wieder gut geworden.
Ein Krächzen drang aus dem Funkgerät des Krankenwagens, und Eidolons angespannte Stimme durchdrang die Stille. »Con. Melde dich.«
Con drückte einen Knopf auf dem Armaturenbrett. »E. Wir sind in Sicherheit.«
»Den Göttern sei Dank.« Eidolons Erleichterung war durch den Äther hindurch spürbar. »Sag mir nicht, wohin ihr fahrt. Diese Frequenz wird möglicherweise abgehört. Sin, halt dich von allen Orten fern, an denen du je gewesen bist.«
»Ja, das mach ich.« Ihr schlechtes Gewissen zwickte sie – ein völlig neues Gefühl –, und sie räusperte sich. »He, ähm, geht es Wraith und dir … ich meine … habt ihr –«
»Mach dir um uns keine Sorgen«, sagte Eidolon. »Sieh zu, dass du gut ankommst, und wir unterhalten uns später.« Er unterbrach die Verbindung, sodass Sin und Con in angespannter Stille zurückblieben.
Die eine weitere beschissene Stunde anhielt. Sie verbrachte die Zeit damit, aus dem Fenster zu sehen und die vorbeifahrenden Autos zu beobachten. Sie wünschte, sie wäre in einem von ihnen, hinter dem Lenker und auf dem Weg in ein Schicksal, das sie sich selbst erwählt hatte, statt von einem arroganten Dhampir einem Schicksal entgegenchauffiert zu werden, das sie nicht wollte.
Einem arroganten Dhampir, dessen lange, muskulöse Beine sich bewegten, wenn er Gas- und Bremspedal betätigte. Dessen dicker Bizeps ihr immer wieder ins Auge fiel, während er steuerte. Breite Schultern füllten den Fahrersitz aus, und Bilder davon, wie sie sich an sie klammerte, während er zwischen ihren Schenkeln pumpte, erfüllten ihren Kopf. Sie war sich seiner so entsetzlich bewusst; reagierte hypersensibel auf seine Hitze, seinen Duft, sogar auf das Geräusch seines Atems, sodass ihre Augen immer wieder zu ihm zurückkehrten, ganz gleich, wie oft sie den Blick abwandte, um sich der Welt da draußen zuzuwenden. Sie spürte, wie ihr Körper von ihm angezogen wurde.
Dabei war er eine solche Nervensäge.
Schließlich, als die Vorstädte in Weiden und Ackerland übergingen, bog Con von der Hauptstraße auf einen Kiesweg ab, der zu beiden Seiten von Bäumen gesäumt wurde.
»Ich schätze, du fährst nicht so oft mit dem Auto zur Arbeit«, sagte sie.
»Weniger als eine Viertelmeile entfernt befindet sich ein Höllentor im Wald, also nein, ich fahre nicht so oft. Ein Arbeitsweg von zwei Stunden wäre auch echt tödlich.«
Der Krankenwagen fuhr ungefähr eine halbe Meile lang über knirschenden Kies, ehe Con in die Einfahrt zu einem alten, aber gut erhaltenen Haus im Ranchstil einbog, das vor einem Hügel tief im Wald lag. Offensichtlich war er extra zu dem Zweck angelegt worden, ihm größtmögliche Privatsphäre zu verschaffen. Sie stieg aus und sah sich erst mal gründlich um, während er seinen schwarzen GTO aus der Garage fuhr, um Platz für den Krankenwagen zu schaffen. Außerdem besaß er ein Motorrad, ein Schneemobil und ein Quad. Eine Menge Spielzeug für einen Kerl.
Behutsam fuhr Con den Wagen in die Garage; das riesige Gefährt passte nur mit Mühe hinein, und einmal glaubte sie, das Schrammen von Metall zu hören. Shade würde ausrasten, wenn er erst die ganzen Kratzer sah, die sein Wagen heute abbekommen hatte.
»Nettes Auto«, sagte sie, während sie mit einem Finger über den zierlichen Kotflügel des GTO fuhr. Das Ding trug immer noch das Händlerkennzeichen.
Con zuckte die Achseln. »Bis nächstes Jahr wird’s gehen.«
»Nächstes Jahr?«
»Ich kaufe jeden Frühling einen neuen.«
Sie spähte durch die getönten Scheiben auf die Ledersitze. »Du stehst wohl auf den Geruch von neuen Autos?«
»Nee.« Er drückte auf den Knopf des Garagentors. »Mir wird nur langweilig, wenn ich immer wieder dieselbe Karre fahre.«
»Vielleicht solltest du dir ein Flugzeug zulegen«, murmelte sie.
Er nickte, als wäre ihr Vorschlag ernst gemeint gewesen.
»Ich arbeite dran. Meinen Pilotenschein hab ich schon.«
Wieso war sie nicht gleich darauf gekommen…
Sobald sich das Garagentor geschlossen hatte, deaktivierte er die Alarmanlage und führte sie ins Haus, das sich als typische Junggesellenbude entpuppte. Die Möbel waren alt, aber
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