Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

sie dann nicht heute Assassinenmeisterin?«
    Sin drehte und wand sich ein wenig, ehe sie merkte, was sie tat und zwang sich, still zu liegen. »Idess war für den Job nicht geeignet, also hab ich mich freiwillig gemeldet.«
    »Aber wolltest du ihn denn wirklich haben?«
    Sie wackelte mit den Fingern, spürte das Gewicht des Rings. Er fühlte sich schwerer an als sonst. »Ist schon ’ne große Sache für jemanden wie mich.«
    Im Grunde hatte sie die Frage nicht beantwortet, aber Con drängte sie nicht. »Und wie hast du Lore wiedergetroffen?«
    »Er kam zwanzig Jahre später auch zu Deth. Und das war meine Schuld.« Sie steckte bei Deth in ernsthaften Schwierigkeiten und war verzweifelt genug gewesen, Lore zu suchen. Im Laufe der Jahre hatte sich Bitterkeit angesammelt, und auf mancherlei Weise hoffte sie, er werde sie abweisen, nur um ihr einen weiteren Grund zu geben, ihn dafür zu hassen, dass er sie im Stich gelassen hatte.
    Aber er war bereit gewesen, alles zu tun, um es wiedergutzumachen, und er hatte eingewilligt, ihr dabei zu helfen, einen Ausweg aus ihrem Vertrag mit Deth zu finden. Bedauerlicherweise hatte es keinen Ausweg gegeben, darum hatte er sich ebenfalls als Assassine verdingt, um ihr das Leben zu retten.
    »Ich hatte die Beherrschung verloren und einen von Deths Kumpeln umgelegt. Er hatte vor, mich in einen Blutstollen zu verkaufen –«
    »Einen was ?« Con stieß ein Knurren aus, und sie hätte schwören können, dass sie hörte, wie seine Fänge aus dem Zahnfleisch herausschossen.
    »Du klingst, als ob du mit den Stollen vertraut wärst.«
    »Das könnte man sagen«, murmelte er. »Ich hab in meinem Leben eine Menge dämlicher Sachen angestellt.«
    Und Stammgast an einem Ort zu sein, an dem Drogen für jeden zu haben waren, der bereit war, sein Blut – und seinen Körper – Blutsaugern wie Vampiren zu überlassen, war Sins Meinung nach ziemlich dämlich. Sie hatte auf ihren Jagden ein paar dieser Orte besucht, und wenn die meisten auch gewisse Standards einhielten und strenge Regeln befolgt wurden – beispielsweise war es verboten, die Junkies zu töten –, handelte es sich bei ihnen im Grunde doch um wenig mehr als Kloaken der Unterwelt. Und in den richtig üblen Stollen, in denen man die Junkies beim besten Willen nicht mehr als Freiwillige bezeichnen konnte, überlebten die Opfer kaum je mehr als einige Tage in den Händen – und Klauen – der Vampire und Dämonen, die sie missbrauchten.
    »Na ja, offensichtlich wurde ich nicht verkauft. Lore hat einen Vertrag bei Deth unterschrieben, um mich zu retten.«
    »Er muss dich wirklich lieben, wenn er das getan hat.«
    »Er hatte Schuldgefühle, weil er mich einfach allein zurückgelassen hatte. Und weißt du, was das Beschissenste an der ganzen Sache ist?« Sie sagte es, als wäre alles nur ein riesiger, stinkender Haufen Garstfledermausscheiße gewesen. »Zuerst war ich einfach nur glücklich, dass er mich nicht wieder verlassen konnte, nachdem er an Deth gebunden war.« Scham stieg wie Säure in ihrem Hals auf, und sie rollte sich zusammen, soweit Con es zuließ. »Sie gehen immer fort, Con. Immer.«

14
    Das verdammte Höllentor wollte einfach nicht aufgehen. Was bedeutete, dass ein Mensch in der Nähe war und Lore warten musste, bis der Mensch – oder die Menschen – die Gegend verlassen hatten. Na toll. Er würde zu spät zum Frühstück mit Idess in ihrem italienischen Lieblingsrestaurant kommen.
    Ungeduldig klopfte er mit dem Stiefel auf den Steinfußboden, starrte an die Wände, auf denen die Straßenkarte von Rom in groben, neonfarbenen Linien dargestellt war. In dieser Gegend gab es drei Höllentore, aber dieses war nicht nur dem Café am nächsten, es war auch das einzige, das über der Erde lag. Möglicherweise war er gezwungen, eines der Höllentore im Kanalsystem zu nehmen und dann zu Fuß hierher zurückzukommen.
    Scheiße.
    Gerade als er eines der anderen Höllentorsymbole antippen wollte, begann das Tor zu schimmern und öffnete sich auf eine kleine Gasse hin. Er trat rasch hinaus; diese blöden Dinger erstarrten gern auch schon mal schneller und schnitten den Leuten die Gliedmaßen ab. Oder schlimmer noch: teilten sie einfach entzwei.
    Es war später Morgen in Italiens Hauptstadt, und sobald Lore zwischen den Gebäuden auftauchte und auf den von zahlreichen Geschäften gesäumten Gehweg in Trastevere einbog, kitzelte der Duft nach Kaffee und Gebäck seine Nase und ließ seinen Magen knurren. Jedes Mal, wenn er mit Idess