Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
Überraschung gewesen war. Unter normalen Umständen war sie gar nicht in der Lage, sich herzublitzen, aber Rariel wollte ihre Fähigkeiten für den Fall, dass ihr Primori dem Tod ins Auge sah, lieber nicht auf die Probe stellen. Obwohl es das wert sein könnte, um anschließend zuzusehen, wie sie in die Sklaverei als Assassinin gezwungen wurde …
Deth stieß ein entrüstetes Schnauben aus. »Mein Folterknecht ist eine Meisterin, bestens ausgebildet in sämtlichen Künsten und Schwächen aller Spezies. Sie würde niemals eines ihrer Opfer versehentlich töten.«
Als hätte Rariel so was nicht schon öfter gehört. »Pass einfach auf. Und ich will seinen Dolch haben. Ich habe eine ganz spezielle Verwendung dafür.«
Deth winkte einer Wache, die umgehend verschwand.
»Du wirst ihn heilen lassen, nachdem es vorbei ist?«
»Das gefällt mir gar nicht«, grollte Deth, »aber nachdem er dieFrist deines Vertrags einhalten muss, werde ich meinen frischerworbenen Seminus-Assassinen beauftragen, ihn zu heilen.«
»Gut.« Als die Wache mit Lores Gargantuaknochen-Dolch zurückkehrte, lächelte Rariel.
Jetzt war es an der Zeit, einer Verpflichtung Roag gegenüber nachzukommen und einige unschuldige Leben zu ruinieren – und zu beenden .
Als sich Idess auf den Parkplatz des UG blitzte, war sie einer ausgewachsenen Panik nahe. Lore war ihr entkommen, und es gelang ihr nicht, sich zu ihm zu blitzen, auch wenn sie sein heraldi berührte. Was bedeutete, dass er sich in Sheoul aufhielt. Und vermutlich gerade gefoltert oder vielleicht irgendwo dort unten vor ihr versteckt wurde.
Eidolon stand am Heck eines Krankenwagens und schob eine Trage hinein. Als er sie sah, schlug er die Türen mit solcher Wucht zu, dass sie gleich wieder aufsprangen. »Wo ist er?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er im Schlupfwinkel der Assassinen ist.«
» Ziemlich sicher? Machst du Witze? Du hast ihm geholfen zu fliehen, und jetzt hast du ihn auch noch verloren.«
»Ich brauche nur ein bisschen Hilfe, um den Schlupfwinkel zu finden. Ist Sin hier?«
»Seh ich vielleicht aus wie ihr Hüter?« Eidolon holte sein Handy aus der Tasche und wählte. »Ky? Wo bist du? Ja, gut, aber du solltest wissen, dass Lore vermisst wird und frei rumläuft – «
»Er wird nicht vermisst«, unterbrach Idess ihn. »Er ist bei den Assassinen.« Und wird gefoltert.
Eidolon wies Kynan an, an einem sicheren Ort zu bleiben, und klappte das Handy zu. »Warum kannst du ihn nicht finden? Er ist doch dein Primori, oder etwa nicht? Solltest du nicht eine Art spezieller Verbindung zu ihm haben?«
»Ja, aber wenn er in Sheoul ist, ist er für mich praktisch unsichtbar.«
»Gibt es sonst noch eine Möglichkeit, wie er sich unsichtbar machen könnte?« Als sie nicht sofort antwortete, herrschte er sie mit tief grollender Stimme an. »Idess?«
Sie schnaubte. »Es ist möglich, dass er jemanden findet, der einen Schildzauber für ihn wirken kann. Darum verraten wir Primori normalerweise auch nie, was sie sind.« Sie hatte inzwischen ja erst eine Million Regeln gebrochen, aber manchmal musste man eben mogeln, um zu gewinnen.
Rami würde ihr einen Kopfstüber versetzen, wenn er diesen Gedanken hören könnte. Er hatte immer darauf bestanden, genau nach Vorschrift zu handeln. Ihr hingegen war es immer wichtiger gewesen zu gewinnen, und wenn es um den Kampf zwischen Gut und Böse ging, waren ihr Regeln völlig egal.
Eidolons Flüche ließen ihre Ohren glühen.
»Weißt du was«, fuhr sie ihn an. »Ich würde dich ja auch nicht dazu zwingen, einer Bibellesung beizuwohnen, und darum wäre ich dir wirklich sehr dankbar, wenn du mir dieselbe Höflichkeit erweisen und mich und meine Art nicht zur Hölle wünschen würdest.«
Eidolon starrte sie wütend an, hörte aber immerhin auf zu fluchen.
»Idess«, sagte er schließlich mit erzwungener Ruhe. »Ich hatte einen wirklich grauenhaften Tag, und ich musste gerade zusehen, wie ein Warg-Säugling an einer Seuche starb, die ich nicht heilen kann. Also entschuldige bitte, dass ich ein wenig nervös bin, weil du den Bruder verloren hast, den ich davon abhalten wollte, einen meiner besten Freunde zu töten. Das hatte ich geschworen.«
»Hab verstanden«, sagte sie sanft. »Und es tut mir leid. Ich habe Lore unbedingt gebraucht, damit er mich zur Gilde der Assassinen bringt. Wenn ich herausbekomme, wer ihn angeheuert hat – «
»Hast du?«
»Leider nein. Aber mir ist eine Idee gekommen. Ist es möglich, dass es bei alldem um euch
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