Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
sich mit dem dritten davon.
Er hatte die Babys also nicht getötet, würde aber trotzdem bekommen, was er wollte: Kynan – tot. Amulett – in Reichweite.
Idess – in Ungnade gefallen.
Der Sieg war so nahe, dass er ihn schmecken konnte. Als er sich in seinem Versteck mitten in Sheoul wieder materialisierte, lächelte er zu dem schmollenden Kind hinab. Er dachte darüber nach, dass er Deth vielleicht ebenfalls probieren lassen würde.
Von dem Kind.
Sin verspürte das Bedürfnis, sich die Beine zu vertreten, vor allem, da sie sich vollkommen hilflos fühlte, und machte sich auf den Weg, um Kaffee zu holen. Nicht, dass sie gewusst hätte, wo sich die Cafeteria befand. Komisch, dass sie die Kammer, in der sie mit Conall rumgemacht hatte, auf Anhieb wiederfand.
Bei der Erinnerung daran überflutete Wärme ihren Körper, und sie strich doch tatsächlich im Vorbeigehen mit den Fingern über die Tür.
Idiotin.
Wo zur Hölle war nur die Cafeteria? Nachdem sie sich im Labyrinth der Gänge endgültig verlaufen hatte, folgte sie den Schildern zur Notaufnahme zurück, in der sich die gesamte Belegschaft um eine mit Vorhängen abgeschlossene Kabine zu konzentrieren schien.
Als Sin den Hals reckte, konnte sie gerade noch so Eidolons Kopf ausmachen. Behände kletterte sie auf einen der Stühle der Wartezone, damit sie besser sehen konnte – um sich gleich darauf zu wünschen, lieber gar nichts zu sehen.
In dem winzigen Raum befanden sich Shade und Eidolon und eine mit Blut überströmte Frau, die bewegungslos auf dem Bett lag. Shade sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Die Frau musste wohl Runa sein, seine Gefährtin.
Sowohl Eidolon als auch Shade leiteten Energie in die Frau hinein. Eidolon unter lautem Fluchen, Shade unter Betteln und Flehen. Zweimal leuchtete Shades Dermoire so hell auf, dass Sin die Augen zusammenkneifen musste. Beide Male streckte Eidolon den Arm über Runa hinweg aus, um seinem Bruder die Hand auf die Schulter zu legen.
»Ganz ruhig, Bruder«, murmelte Eidolon beim zweiten Mal. »Schalt mal einen Gang runter, sonst verausgabst du dich noch total.«
Shade bebte am ganzen Leib, während seine Markierungen ein wenig dunkler wurden, auch wenn sie immer noch heller leuchteten als Eidolons.
»Bitte, Runa.« Shades Stimme brach. »Komm zurück zu mir, Baby.«
Sin stand wie erstarrt da, unfähig, die Augen von der Frau abzuwenden, die dort um ihr Leben kämpfte, und von den beiden Männern, die so verbissen darum kämpften, ihr das Weiterleben zu ermöglichen.
»Hey, Sin.«
Als sie zu der Eigentümerin der Stimme herumwirbelte, wäre sie beinahe vom Stuhl gekippt. Gleich neben ihr stand eine rothaarige Frau, die auf der linken Hand die Male trug, die ein Seminus und seine Gefährtin aufwiesen, nachdem sie die Vereinigung miteinander eingegangen waren. Allerdings konnte Sin nicht sagen, zu welchem der Brüder sie gehörte, weil ihre Lederjacke und der hohe Kragen den Rest des Dermoires verdeckten. Jedenfalls hielt sie in jedem Arm ein sich windendes Kleinkind, und als Sin vom Stuhl herunterkam, hielt ihr die Frau einfach eins der Babys hin.
»Hier. Nimm mal eben deinen Neffen.«
Zu überrascht, um sich zu weigern, streckte Sin die Hände aus, und im nächsten Moment hielt sie einen kleinen Hosenscheißer fest. Sie roch daran. Roch weder nach Babypuder noch nach Kacke. Gut.
»Bist du Tayla?« Sin erinnerte sich vage daran, dass Lore erwähnt hatte, dass Eidolons Gefährtin eine Wächterin war – und diese Frau trug unter ihrer Jacke ein Waffenhalfter und eine Scheide an ihrer Hüfte. Das machte durchaus Eindruck auf Sin.
»Ja.« Geistesabwesend wiegte Tayla das Kind in den Armen, während sie zusah, wie Shade und Eidolon an Runa arbeiteten. Einige der anderen Ärzte und Schwestern waren gegangen, um sich einem neuen Trauma-Patienten zu widmen, sodass Sin und Tayla jetzt einen Logenplatz hatten, von dem aus sie alles sahen.
Sin ahmte die wiegende Bewegung der Wächterin nach. Versuchte es jedenfalls. Aus irgendeinem Grund zappelte ihr Baby viel mehr als Taylas. »Was ist denn mit Runa passiert?«
»Ich weiß nicht«, sagte Tayla. »Ich war kurz nach Shade bei ihm zu Hause. Runa war bewusstlos, und Rade war weg.«
»Rade?«
Wut verwandelte Taylas grüne Augen in einen lichterloh brennenden Wald. »Einer der Drillinge.«
Sin sah auf das sich windende Baby, das sie festhielt, unfähig, sich vorzustellen, wie jemand etwas so Kleines und Unschuldiges rauben konnte. »Weißt du,
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