Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
hat mir in einer Gasse einen geblasen, während ich meine Arme über dem Kopf gegen ein Haus gestützt habe.«
»Oh.« Das war für ihren Geschmack ein wenig zu viel Information.
»Findest du das eklig? Ich schon. Nicht, weil ich eine Hure für Sex bezahlt habe, sondern weil ich so verdammt einsam war, dass ich ihren Tod in Kauf genommen habe. Ich hab’s dir ja gesagt, ich bin ein selbstsüchtiges Stück Scheiße.«
Es brach ihr das Herz, ihn das sagen zu hören, nachdem sie schon so viel erlebt hatte, was genau das Gegenteil bewies. »Eine selbstsüchtige Person hätte sich nicht als Sklave verdingt, um seine Schwester zu retten. Eine selbstsüchtige Person hätte sich nicht am Ende der Welt versteckt, um sie zu beschützen. Du bist nicht selbstsüchtig. Du hast nur Fehler gemacht, so wie jeder von uns.«
Er schleuderte die Flasche quer durchs Zimmer, sodass sie an der Wand in tausend Stücke zerbrach. »Aber meine Fehler bringen Leute um, Idess.«
Sie sah auf die abgetretenen Holzdielen hinab, auf die Flüssigkeit, die sich wie vergossenes Blut darauf ausbreitete. »Hast du je jemanden geliebt? Ich meine, außer deine Schwester.« Sag Nein.
»Warum zur Hölle reden wir eigentlich über so was?«
»Ich bin neugierig.«
»Das ist nämlich genau das richtige Gesprächsthema vor einer kleinen Folterung.«
Die Erinnerung daran fiel mit dem Gewicht einer Bowlingkugel in ihre Magengrube. »Bitte«, bat sie ihn, »ich muss etwas tun können. Ich werde zu meinem Vater gehen und fragen, ob Deth vielleicht einen Herzinfarkt erleiden könnte oder so.«
»Ernsthaft?« Er sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. »So was macht dein Vater?«
»Na ja, vielleicht. Ich weiß nicht, wie viel Einfluss ich auf ihn habe. Ich hab ihn schon ein paar Jahrhunderte lang nicht mehr gesehen.«
Sie hatte hundert Jahre in Azagoths Reich gelebt, nachdem sie aus ihrem menschlichen Leben herausgerissen worden war. Dort war sie Ramis Lehrling gewesen, hatte die Sitten und Gebräuche der Memitim gelernt und wie man sich blitzt und seine angeborenen Fähigkeiten nutzt – und überhaupt all die unzähligen Regeln. Aber sobald sie eigene Primori erhalten hatte, hatte sie das Reich verlassen und war nie zurückgekehrt.
Lore streckte die Hand aus und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Die zärtliche Geste – die Berührung eines Geliebten – löste eine tiefe, schmerzliche Sehnsucht in ihr aus. »Wie gesagt«, sagte er leise, »ich wusste, worauf ich mich einlasse.«
Goldene Punkte durchbrachen das Schwarz seiner Augen und tanzten wie Sonnenstrahlen auf einem Fluss. »Warum machen deine Augen das?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Spektakel von Nahem zu sehen, fasziniert von seiner Schönheit. »Sie waren rot, als du wütend warst, aber jetzt sind sie golden.«
»So sehen sie aus, wenn ich verärgert bin.« Sein Blick wurde noch intensiver, irgendwie sowohl dunkler als auch goldener, und sein erdiger, männlicher Duft erfüllte ihre Nase. »Oder erregt.«
»Und was bist du jetzt?«, brachte sie mit heiserer Stimme hervor. Kaum hatte die Frage ihre Lippen passiert, als ihr Körper auch schon mit einem Schwall warmer Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen reagierte.
»Rate.« Seine Stimme war tief und rau, als er sich auf dem Absatz umdrehte und sich in Richtung Schlafzimmer begab.
»Wo gehst du denn hin?«
»Ich stehe kurz davor, gefoltert werden«, sagte er, ohne zurückzublicken, »was mich vermutlich ziemlich wütend machen wird. Wenn ich jetzt nicht ein wenig Dampf ablasse, ehe ich gehe, dann … könnte es schlimm werden.«
»Ich kann dir helfen«, platzte es aus ihr heraus. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, noch einmal diese Intimität zu erleben, während ein anderer Teil einfach nur etwas für ihn tun wollte. Sich nützlich machen wollte. Um wiedergutzumachen, dass sie ihn angekettet und beinahe umgebracht hätte.
Er blieb in der Tür stehen. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Genau genommen halte ich es sogar für eine ausgesprochen schlechte Idee.«
»Aber du willst es, oder etwa nicht? Du willst doch, dass ich es bin, die dir Erleichterung verschafft.«
Sein riesiger Körper erschauderte. »O Gott, ja.« Dazu kam dieses durchdringende Grollen, das ihr Herz zum Beben brachte. »Mit dir ist es besser.«
»Besser – inwiefern?« Es war dumm, immer tiefer in ihn zu dringen, denn je mehr sie wusste, umso weiter näherte sie sich ihm. Doch eine dunkle, wilde Seite in ihr wünschte sich genau
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