Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
schrecklicher Gedanke kam. »Was für einen Handel hast du mit ihm gemacht?«
»Gar keinen.«
Der Schmerz machte ihn mürrisch, und er schob den Becher unwirsch beiseite, um sich ihre volle Aufmerksamkeit zu sichern. »Und was genau sagst du mir nicht?«
Die Tatsache, dass Sin ihn für diesen untypischen Temperamentsausbruch nicht ausschimpfte, verriet ihm, dass es schlimm werden würde. Auf einmal schien jede Wunde auf seinem Rücken ihren eigenen Herzschlag zu haben.
»Shades Gefährtin wäre beinahe getötet worden, und sein Sohn wurde entführt.« Sins Stimme war ernst. »Und sie haben es dir angehängt.«
»Verdammt.« Die Wut in seinem Blut verwandelte sich in zähflüssigen Schlamm, und seine Muskeln begannen zu zucken, als wollten sie durch seine Haut hervorbrechen. » Gottverdammt! « Er schloss die Augen, atmete tief ein und fragte sich, wie er wohl aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte. »Hast du Wraith gesagt, dass ich mit ihm reden muss? Wenn er in Deths Kopf eindringen kann – «
»Ähm … hast du den Teil überhört, wo ich sagte, sie haben es dir angehängt? Ich denke, du solltest deinen Brüdern jetzt lieber aus dem Weg gehen. Zumindest, bis wir den Beweis dafür haben, dass du nicht dafür verantwortlich bist.«
»Aber ich brauche sie mehr denn je, Sin.« Wow, er hätte nie gedacht, dass er das einmal sagen würde.
»Nein, tust du nicht. Ich glaube, ich weiß, wer es getan hat.«
Lores Kopf fuhr herum, und er starrte seine Schwester an. »Wer?«
»So ein Kerl namens Rariel. Ich hab ihn mit Rade aus Deths Kammer kommen sehen.«
»Langes, schwarzes Haar? Umhang?«
»Jepp.«
Dieser Mistkerl. Er hatte doch gleich gewusst, dass dieses Arschloch irgendwas vorhatte. »Du musst es unseren Brüdern sagen.«
»Die werden mir nicht glauben. Sie werden denken, ich lüge, um dich zu retten.«
Damit hatte sie vermutlich recht. »Meinst du denn, du könntest ihn finden?« Seine Schwester war eine der besten Spurensucherinnen der Gilde.
»Darauf kannst du deinen Arsch verwetten. Wir treffen uns in einer Stunde bei dir zu Hause. Bis dahin sollte ich etwas herausgefunden haben.« Sie lächelte grimmig. »Inzwischen kannst du schon mal deine Waffen schärfen.«
Seine Muskeln krampften sich erneut zusammen, sodass glühend heißer Schmerz durch seinen Körper fuhr. Er biss die Zähne zusammen und atmete gegen den Schmerz an, während er die Dunkelheit zurückhielt, die am liebsten auf der Stelle herauskommen und jede Menge Leute verschlingen würde.
Die Tür zur Grube öffnete sich, und ein ihm unbekannter blonder Seminus trat ein. »Ich bin Tavin. Detharu schickt mich, um dich zu heilen.«
Das war das erste Mal, dass Lore so etwas erlebte, aber er hatte nicht vor, sich zu beschweren. »Pass nur auf, dass du mein Dermoire nicht berührst«, sagte er zu dem Sem. Er wusste nicht, ob es den Kerl töten würde oder nicht – Lores Brüder und Schwestern waren immun, aber er hatte keine Ahnung, ob das daran lag, dass sie Geschwister, oder daran, dass sie Seminus-Dämonen waren. Und er hatte keine Lust, es ausgerechnet jetzt auszutesten.
»Wenn du mich für die Dauer der Heilung ausknocken kannst, dann tu es«, stieß Lore zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ansonsten kann ich für nichts garantieren.«
»Du stehst kurz davor?«, fragte Sin ruhig, und Lore nickte.
Tavin hob eine blonde Augenbraue. »Kurz vor was?«
»Dir die Gedärme mit den Zähnen rauszureißen. Und das wäre nur der Anfang.« Sin erhob sich. »Sorg dafür, dass er das Bewusstsein verliert, sonst bleibt dir nicht mal mehr die Chance, dir zu wünschen, dass du es getan hättest.«
Lore erwachte vollkommen geheilt auf dem Boden vor dem Höllentor in der Nähe seiner Hütte. Jemand hatte ihn sogar angezogen und sauber gemacht. Vermutlich Sin. Sie hatte ihn schon so manches Mal gepflegt.
Die Wut brannte noch in ihm, aber was auch immer Tavin während der Heilung angestellt hatte, hatte sie zumindest etwas gemildert. Die Tatsache, dass er nicht länger diese grauenhaften Schmerzen hatte, half natürlich ebenfalls.
Er hoffte, dass er den unglaublichen Hulk würde drinnen halten können, zumindest bis er mit Idess gesprochen hatte, um herauszufinden, wer zur Hölle ihn reingelegt hatte und warum. Ihre Theorie, dass es bei dieser Sache um ihn und nicht um sie ging, erschien ihm immer plausibler.
Er musste unbedingt diesen Rariel finden und Rade zurückbekommen. Verrückterweise verspürte er diesen Drang nicht,
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