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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Kraft und Trost aus ihrer Gegenwart.
    Eidolons Dermoire leuchtete auf, und als er fertig war, wischte er das Blut weg.
    Idess ließ sich neben Lore niedersinken, als der Pager des Arztes lospiepte. Nach einem Blick darauf fluchte er ausgiebig.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Lore.
    »Warge«, antwortete er. »Zwei kommen mit dem Krankenwagen und drei weitere durch das Höllentor.« Eidolon schloss die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das sind jetzt acht innerhalb weniger Tage. Wir haben es wohl mit einer Epidemie zu tun.« Als er die Augen wieder öffnete, warf er Lore einen Blick zu, der Idess das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Besitzt Sin irgendwelche heilenden Kräfte? Die Macht, etwas rückgängig zu machen?«
    »Nein, warum?« Aber Idess hatte das Gefühl, sie wüsste es bereits, und sie sah es Lores Gesicht an, dass er ebenfalls begriffen hatte. »O Gott, Sin. Sie hat das in Gang gesetzt?«
    »Ja.«
    Lore fluchte. »Hier hat man aber auch niemals Ruhe, oder?«
    Eidolon rückte das Stethoskop um seinen Hals zurecht. »Ich würde ja gern sagen, dass das nicht normal ist, aber die letzen Jahre waren eigentlich das reine Chaos. Und es wird noch viel schlimmer werden, wenn wir Roag und seine fröhliche Geistertruppe nicht bald loswerden.«
    Ihr dämlichen Bastarde! Ihr könnt mich nicht loswerden. Ihr habt mich geschaffen!
    Idess drehte den Kopf zur Tür, wo Roag lauerte. Diesmal hatte er die Kapuze zurückgeschoben, sodass sie sein grässlich deformiertes Gesicht sehen konnte. Seine Haut war nur nocheineMasse dunklen Narbengewebes, das straff über Knochen gespannt war. In seinen toten Augen leuchtete der Wahnsinn.
    »Ich glaube«, sagte Idess ruhig, »da kann ich euch behilflich sein.«
    Du kannst mir helfen? Bitte. Dieser Fluch … das sind Qualen, die du dir nicht vorstellen kannst. Ich habe nichts getan, um so etwas zu verdienen.
    »Du hast deinen Bruder angeheuert, um seine eigenen Brüder zu töten«, widersprach sie. » Deine Brüder.«
    »Äh … Idess?«, erklang Lores Stimme hinter ihr, aber sie hob die Hand, um ihn und Eidolon zum Schweigen zu bringen.
    »Hast du mich gehört, Roag? Du wolltest deine eigenen Brüder tot sehen.«
    Weil sie mich bei lebendigem Leib verbrannt haben! Als er den Umhang wegzog, hätte ihr der Anblick der verschrumpelten, verkrüppelten Ruine seines Körpers beinahe den Atem verschlagen. Ich leide furchtbare Schmerzen. Ich verhungere. Ich verdurste. Nichts vermag mir Erleichterung zu verschaffen. Bitte, hilf mir. Seine Lippen verzogen sich zu dem abscheulichsten Grinsen, das sie je gesehen hatte. Schlachte meine Brüder und ihre Familien ab, damit ihr Blut wie ein Fluss durch die Straßen fließt. Weide sie aus. Reiß ihnen die Gliedmaßen von den Körpern und die Augen aus den Höhlen!
    Sein Lachen durchbohrte sie wie eine Lanze aus Eis. »Du willst Hilfe? Wirklich?« Sie packte Roags Arm. Auch wenn er sich nicht solide anfühlte, klebte seine Energie an ihr wie statische Elektrizität. »Ich kann dich von deinem Elend erlösen. Absolut. Ich habe zwar nicht die Macht, Seelen zu zerstören, aber ich kenne jemanden, der sie besitzt.«
    Sie zog ihn aus dem Krankenhaus und hinaus auf den Parkplatz. Wie aus weiter Ferne hörte sie Lore und Eidolon ihren Namen rufen, aber sie blieb nicht stehen. Ihr Bruder hatte diese Familie auseinandergerissen, und daran konnte sie nichts mehr ändern – aber diese Angelegenheit zu erledigen, das lag auf jeden Fall in ihrer Macht.
    Idess schöpfte tief Luft und blitzte sich in das Reich, in dem ihr Vater herrschte und in dem sich nur seine Kinder und seine Senslinge aufhalten durften. Sie erschien auf den Stufen eines antiken griechischen Tempels, eines riesigen, tiefschwarzen Gebäudes, das von schwarzen Säulen flankiert wurde und inmitten weiterer schwarzer Gebäude stand. Einmal war sie mit der Hand über eine Wand gefahren, und als sie sie wieder wegzog, war diese mit einer rußähnlichen Substanz bedeckt. Wo ihre Hand entlanggefahren war, blitzte schmutziger weißer Marmor durch die öligen Rückstände.
    Die gewaltigen Gebäude und Säulen und Statuen waren einstmals makellos weiß gewesen. Jetzt stöhnten sie unter dem Gewicht von Fäulnis und Verderbtheit. Das gesamte Reich war ein Abbild Athens, allerdings im Dunkeln. Athen in ihren Albträumen.
    Ohne Roag auch nur eine Sekunde loszulassen, dessen Widerstand sie wie ein Flüstern auf der Haut spürte, stieg sie die Stufen hinauf und trat durch die Doppeltüren ein.

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