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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Teil von ihr in Todesangst. Als Mensch war sie verletzlich, und vielleicht war es dumm von ihr, dies zu tun. »Du hattest immer solche Angst, du könntest mit etwas antun, aber ich weiß es besser.« Sie betete darum, das Richtige zu tun, legte den Kopf zur Seite und bot ihm ihren Hals dar. »Küss mich dort. Küss mich da, wo die Klinge ist.«
    Sein Blick fiel auf ihre Kehle, und er leckte sich mit einer erschreckend sinnlichen Bewegung über die Lippen, die sie erschütterte und zugleich erregte – angesichts der Umstände eine völlig unangemessene Reaktion, aber er hatte nun einmal diese Wirkung auf sie, und sie hatte nicht vor, sich dessen zu schämen.
    »So ist’s gut«, murmelte sie. »Küss mich. Liebe mich. Gleich hier in dieser Kammer, in der dir das Leben zur Hölle gemacht wurde. Jetzt hast du Gelegenheit, das alles zu ändern.« Sie schmiegte sich an ihn, und diesmal gab er ein gequältes Stöhnen von sich.
    »Liebe mich, Lore.«
    Die Klinge fiel scheppernd zu Boden, und sie atmete erleichtert auf, als er den Kopf senkte und mit den Lippen von ihrem Schlüsselbein bis zu ihrem Kinn fuhr.
    »Idess?« Seine Stimme war tief und resonant und kam ihr völlig fremd vor. » Idess? Bist du es wirklich?«
    »Ja, ich bin’s, Lore.«
    Er blinzelte. »Bin ich tot?«
    »Nein, aber du hast dir jedenfalls alle Mühe gegeben.«
    Mit einem Mal zog er sie in die Arme und hielt sie so fest an sich gedrückt, dass sie kaum noch Luft bekam. »Du bist wirklich hier«, brachte er mit erstickter Stimme heraus. »Ich kann dich fühlen. In- und auswendig.« Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und wiegte sie hin und her. Als etwas Nasses über ihre Haut glitt, wusste sie, dass er weinte.
    Ihr großer, starker Dämon weinte – ihretwegen. Bis ins Mark erschüttert, tat sie es ihm gleich, und während ihr die Tränen über die Wangen liefen, sickerten seine Empfindungen in sie hinein, und die Verbindung, die sie teilten, war endlich wieder intakt. Das Brennen in ihrer Brust von Deths Mal ließ nach, war kaum noch zu spüren, und dann endgültig verschwunden.
    »Was ist denn nur passiert?«, fragte er schließlich, als er sich aufsetzte und verstohlen über die Augen wischte. »Hast du deine Flügel bekommen?«
    »Ich hab drauf verzichtet. Stattdessen habe ich dich bekommen. Und die Sterblichkeit. Ein wenig modifiziert.«
    Er zuckte zusammen, als ob ihn etwas gestochen hätte. »Du bist kein Engel mehr? Idess, du musst sofort zurück!«
    »Schhhh. Ich hab endlich damit aufgehört, mich selbst zu bestrafen. Es ist an der Zeit, dass ich mir nehme, was ich will, und das bist du.« Sie legte ihm die Hand auf die Wange, vorsichtig, um nicht eine seiner Wunden zu berühren. »Wir sind miteinander verbunden und damit auch unsere Lebensspannen. Wir werden sowohl in diesem als auch im nächsten Leben zusammen sein. Und ich kann die Höllentore mit dir zusammen benutzen.« Als etwas vorbeihuschte, runzelte sie die Stirn. »Und offensichtlich kann ich immer noch Geister sehen.« Es gibt einen Preis, der zu zahlen ist. Oder besser gesagt eine Pflicht, die zu erfüllen ist.
    Er legte seine Stirn an ihre. »Verdammt«, flüsterte er. »Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?«
    »Aber natürlich. Es sei denn, du willst nicht.«
    »Engel, jetzt, wo du wieder da bist, lass ich dich nie wieder fort.«
    Plötzlich wurde heftig an die Tür gehämmert, gefolgt von Sins gedämpften Schrei. »Hey! Geht’s euch gut da drin?«
    Lore erhob sich, während Sin durch die Tür hereinstürzte.
    Sie schwang nach wie vor ein Schwert, hatte inzwischen aber Kleidung gefunden: einen groben Umhang aus Sackleinen, für jemanden gemacht, der zweimal so groß war wie sie. Erleichterung ließ ihr Gesicht aufleuchten und zauberte ein Lächeln darauf, als sie auf Lore zurannte und ihn in die Arme schloss. »Gott sei Dank geht’s dir gut.« Sie warf Idess einen Blick zu. »Und danke, dass du meinen neuen Boss nicht umgebracht hast.«
    »Wie bitte?« Idess erhob sich, in der Hoffnung, dass sich in der neuen Höhenlage auch ihr Hörvermögen wieder normalisieren würde.
    »Äh, na ja … « Lore ging zu Deth und zog ihm einen Ring vom Finger. »Wer immer einem Assassinenmeister den Todesstoß versetzt, übernimmt seine Stellung. Darum sind sie ja auch so auf ihre Sicherheit bedacht.«
    »Aber du warst es doch, der ihm den Kopf abgehackt hat.«
    »Nachdem du ihm den Todesstoß versetzt hast. Was ich getan habe, war nur zum Spaß.« Lore zuckte mit den Schultern.

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