Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
von der Sorte kann ich echt nicht gebrauchen, okay?« In ihrem Blick lagen Trotz und ein gewisser Argwohn, die darauf hindeuteten, dass hinter dieser Geschichte möglicherweise mehr steckte, als sie ihm erzählte. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sie zu bedrängen.
Mit gewohnter Sorgfalt setzte er die letzten Stiche. »Wenn du uns aber gar nicht kennenlernen willst, warum hast du es dann riskiert, ins Krankenhaus zu kommen?«
»Hab ich dir doch gesagt. Um Lore zu finden.« Sie biss sich auf die Lippe, und er ließ ihr einen Moment Zeit, um zu entscheiden, ob sie nicht vielleicht doch noch mehr erzählen wollte. »Er ist irgendwie verschwunden.«
Ja, das war Eidolon schmerzlich bewusst. Aber ehe er ihr sagte, was er wusste, wollte er erst so viele Informationen wie möglich aus ihr herausholen. »Er ist hinter einem Freund von mir her. Aber das weißt du bestimmt schon?«
Zum ersten Mal zeigte sich in ihrer Miene etwas anderes als Wut. Angst. »Was hast du mit ihm gemacht? Ich schwöre, wenn du ihm etwas getan hast – «
»Ich hab ihm gar nichts angetan. Noch nicht.«
Sie schluckte hörbar. »Es ist nicht Lores Schuld. Er muss es tun. Es zieht schlimme Konsequenzen nach sich, bei einem Auftrag zu versagen.«
»Das klingt fast, als würdest du aus eigener Erfahrung sprechen. Bist du ebenfalls Assassine?«
»Noch ein Gummipunkt für dich.«
»Ja, mein Online-Abschluss hat mir schon öfter weitergeholfen«, sagte er trocken. »Also, wer hat ihn angeheuert?«
»Selbst wenn ich das wüsste, könnte ich es dir nicht sagen, Blödmann.« Sie schwang ihre Beine über die entgegengesetzte Seite des Betts und sprang hinunter. »So, und jetzt gehe ich meinen Bruder suchen, wenn du dich ausnahmsweise mal beherrschen kannst und mich nicht gleich wieder umschmeißt.«
Eidolon stellte sich in die Tür. Er war fest entschlossen, sie zu fesseln, wenn es sein musste. »Ich habe nur noch ein paar Fragen. Und vielleicht kann ich auch mit Lore helfen.«
Sie schien darüber nachzudenken, und obwohl sie die Augen misstrauisch zusammenkniff, nickte sie schließlich langsam.
»Wie hast du dich verletzt?«, fragte er.
»Das geht dich nichts an.« Als er fluchte, schnaubte sie nur verächtlich. »Was? Das ist eine Antwort.«
Bei den Göttern, im Vergleich zu ihr begann Wraith regelrecht umgänglich zu wirken. »Was ist deine Gabe?«
Das Plastikmodell einer Lunge landete mit lautem Krachen auf dem Boden, sodass Eidolon zusammenfuhr und Sin zuckte. »Was zur Hölle war das denn?«
»Ein Geist.« Verdammt, er hatte diesen Scheiß ja so was von satt. »Deine Gabe?«, erinnerte er sie.
Sie starrte das zerschmetterte Modell an, als würde es sie gleich angreifen, und rieb über ihren Verband, doch als sie es merkte, ließ sie die Hand sinken. »Gabe ist nicht unbedingt der Ausdruck, den ich verwenden würde.«
»Dann also Fähigkeit. Was ist es? Du trägst keinen Handschuh, darum gehe ich mal davon aus, dass es nicht dieselbe wie bei Lore ist.«
Sie lachte bitter. »Nein, aber verkorkst ist sie trotzdem. Offensichtlich ist das coole Zeug nur für Reinrassige wie euch.«
»Offensichtlich.« Er wartete darauf, dass sie seine Frage beantwortete, aber den Gefallen tat sie ihm nicht. Er knirschte mit den Zähnen. »Und … deine Fähigkeit? Was ist es?«
»Ich kann mit einer Berührung Krankheiten verursachen.«
»Krankheiten?« wiederholte er, nur um sich zu vergewissern, dass er richtig gehört hatte.
»K-R-A-N-K-H-E-I-T-E-N. Krankheiten. Das hätten sie dir eigentlich in einem deiner Internetkurse beibringen müssen.«
Tief einatmen. Tief ausatmen. »Welche Art von Krankheiten?«
Sie wandte sich ab und rieb sich erneut über ihre Verletzung. »Das ist bei jedem anders. Es ist, als würde ich einen Funken in jemanden hineinschicken, der dann speziell für diese Person die grässlichste und scheußlichste Krankheit findet, um sie zu töten.«
Bei den Göttern, was ihre Fähigkeiten betraf, hätten Lore und Sin Eidolon gar nicht unähnlicher sein können. Er heilte – sie töteten. »Und das tust du warum?«
Sie fuhr zu ihm herum und stieß ihm den Zeigefinger in die Brust. »Wag es ja nicht, über mich zu urteilen, Arschloch. Du bist schließlich auch nicht gerade ein Engel. Ich tue, was ich tun muss. Und wenn sich der Herr Doktor Oberschlau und Ach-so-toll dann besser fühlt: Ich tue es schnell. Der Werwolf war ein Unfall.«
»Welcher Werwolf?«
Sie zuckte zusammen. »Ach, nichts. Ich muss jetzt los.« Sin
Weitere Kostenlose Bücher