Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
noch ihren Beweis für seinen Tod schnappen und hier raus könnte, um endlich Lore zu finden …
Aber natürlich konnte sie sich den Beweis nicht verschaffen, solange die Leiche mitten in der Notaufnahme herumlag. Sie würde warten müssen, bis sie sie ins Leichenschauhaus brachten, und bis dahin brauchte sie einen Ort mit ein bisschen mehr Privatsphäre.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie beobachtete, schlüpfte sie in einen der Korridore und gleich darauf in einen Raum, der mit medizinischen Geräten, gemeingefährlich aussehenden Fixierungen und, was ihr noch viel seltsamer erschien, diversen heimeligen Gegenständen vollgestopft war. Zum Beispiel gab es eine Holzkommode und Regale voller Handtücher und Hausschuhe in verschiedenen Größen und Formen.
Sin zog die Jacke aus, setzte sich auf den Bettrand und wartete. Sie musste sich nicht lange gedulden. Tief in ihrem Körper begann es zu vibrieren, und die Vibration dehnte sich aus, bis sie sich schließlich in ihrem rechten Arm konzentrierte. Ihr Dermoire zuckte, zog sich zusammen, und schließlich platzte die Haut zwischen zwei Symbolen auf. In ihrem Bizeps klaffte ein tiefer Riss.
Obwohl sie die Zähne so fest aufeinanderbiss, dass ihr Kiefer knackte, konnte sie einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Blut spritzte, aber sie machte sich nicht die Mühe, die Blutung zu stoppen. Nein, dies war eine Art Reinigungsritual, etwas, das nach jedem Mord geschah, so als wollte sich ihr Körper von der Schuld reinigen, die zu fühlen sie sich nicht erlauben konnte.
»Was ist hier los?« Eidolon kam in das Zimmer gerannt, packte ihr Handgelenk und drückte mit der anderen Hand auf die Wunde.
»Fass mich nicht an!« Mit einem Satz sprang sie fort von ihm, doch er bewegte sich wie Lore mit unglaublicher Geschwindigkeit und Anmut, und im nächsten Moment lag sie schon wieder mit ausgestrecktem Arm auf dem Bett, während seine Hand Druck auf ihren Bizeps ausübte.
Sein Dermoire begann zu leuchten. Sie stieß ihm das Knie zwischen die Beine, und er beugte sich mit einem lauten »Uff!« vornüber. Sein Griff lockerte sich gerade so weit, dass sie aufspringen, ihre Jacke packen und auf die Tür zusprinten konnte.
Er warf sie zu Boden, ehe sie entkommen konnte.
Sie traf mit solcher Wucht auf, dass es ihr die Luft aus den Lungen trieb. Eidolon wälzte sie herum, setzte sich rittlings auf sie und hielt ihre Hände über ihrer Brust fest. Dann starrte er mit diesem wütenden, goldenen Blick auf sie herab, den Lore perfektioniert hatte.
»Möchtest du das hier vielleicht erklären?« Sein Blick streifte die Markierungen auf ihrem rechten Arm. »Und wie hast du den Zufluchtzauber ausgetrickst?«
»Zufluchtzauber? Geh runter von mir, und ich lass dich in Ruhe.«
Mit der einen Hand hielt er ihre Handgelenke fest, während er mit der anderen den Schulterträger ihres Tanktops aufriss, sodass ihr Dermoire in seiner ganzen Pracht bis zum Hals sichtbar wurde. »Du hast dir das hier machen lassen. Wie? Mit Magie?« Mit dem Daumen rieb er über eins der Symbole. »Permanente Tinte? Tattoo?«
»Fick dich!« Schmerz erstreckte sich von dem Riss in ihrem Bizeps, der weit auseinanderklaffte, so, wie er ihren Arm verdrehte, über ihren ganzen Arm. Neben ihr sammelte sich Blut in einer Pfütze.
Sie wehrte sich, aber er hielt sie nur noch fester, quetschte sie noch enger zwischen seinen Schenkeln ein, während er die Hand auf den Riss legte und Druck ausübte. »Das oberste Symbol ist das meines Vaters. Warst du seine Gefährtin? Die Gefährtin von Khane?«
Gefährtin? Eines Seminus-Dämons? Igitt. Trotzdem setzte sie ihre beste ehrliche Miene auf. »Ja. Ich liebe diese heißen, sexy Seminus-Männer.«
Er sah mit zusammengekniffenen Augen auf sie herab. »Du lügst. Das ist der falsche Arm für die Markierungen einer Gefährtin.«
»Wenn du die Antwort sowieso schon wusstest, warum hast du überhaupt gefragt?«
Er redete weiter, als hätte sie gar nichts gesagt. »Es sei denn … du könntest Lores Gefährtin sein, denn die Markierungen sind genau dieselben. Und mit seinen menschlichen Genen könnte die Verbindung natürlich etwas anders ausgefallen sein als bei uns.«
»Jepp«, sagte sie. Schon der Gedanke, sie könnte auf irgendeine andere Weise als durch ihre Geburt mit Lore verbunden sein, verursachte ihr Übelkeit. »Wir haben uns auch schon gewundert.«
Mit scharfem Blick musterte er ihr Gesicht. In der nachfolgenden langen und angespannten Stille
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