Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
versuchte, ihn beiseite zu schieben, aber er packte ihren Arm und zog ihn in die Höhe, sodass sie ziemlich wackelig auf den Zehenspitzen endete und unmöglich verkennen konnte, wie sehr er ihre Spielchen satthatte.
»Der Warg, den sie eben eingeliefert haben«, knurrte er. »Sein Tod war dein Werk, oder etwa nicht?«
»Verpiss dich.«
»Sin, antworte mir, verdammt noch mal!«
»Ja, ja, okay.« In ihren schwarzen Augen glitzerten goldene Punkte, eine Seminus-Eigenschaft, die niemand vortäuschen konnte. Damit fiel auch der letzte Zweifel, den er noch gehegt haben könnte, von ihm ab. »Bist du jetzt glücklich?«
»Eigentlich nicht«, murmelte er und ließ sie los.
Bei den Göttern, sein Gehirn hatte immer noch Schwierigkeiten, das alles zu verarbeiten. Lores Existenz war ja schon ein Schock gewesen, aber jetzt auch noch eine Schwester? EinBruder mit einer menschlichen Mutter war schräg genug, aber Eidolon mochte sich nicht mal ansatzweise vorstellen, wasbei einem weiblichen Seminus so alles schiefgehen könnte. »Ich hatte gehofft, ich könnte Lore dabei helfen, mit seiner Gabe umzugehen … vielleicht kann ich dir mit deiner helfen.«
Sie lachte und trat einige Schritte zurück. »Helfen? Na klar. Wenn du wirklich helfen willst, dann schlag doch bitte diesem Warg den Kopf ab und bring ihn mir in einem Sack. Das wäre wirklich eine große Hilfe.«
Er seufzte angewidert. »Du brauchst einen Beweis für seinen Tod.«
»Da zeigt sich wieder mal der Gehirnchirurg.«
»Du bekommst seinen Kopf nicht«, sagte er knapp. »Ich werde nicht zulassen, dass du seinen Körper schändest.«
»Das musst du aber!« Panik ließ die goldenen Flecken in ihren Augen verlöschen. »Ich brauche den Beweis.«
»Sonst?« Als sie nichts sagte, wiederholte er die Frage. Seine Stimme überschlug sich in der Stille. » Sonst? «
»Sonst werde ich an die neethulischen Sklavenhändler verkauft.«
Eidolon sog scharf die Luft ein. Was Strafen betraf, konnte er sich kaum eine schlimmere denken.
»Hey!« Sin piekte ihn in den Bizeps. »Hast du gerade einen Schlaganfall oder so? Du bist so blass. Und führst dich gar nicht mehr so überlegen auf. Irgendwas stimmt nicht mit dir.«
O Mann, sie war echt zum Totlachen. »Wäre auch etwas anderes als der Kopf akzeptabel?«
»Manchmal reicht auch ein einzigartiges Kennzeichen, aber man muss schon verdammt gute Gründe dafür anbringen, warum man sich nicht den Kopf geschnappt hat.«
»Würde dein Arbeitgeber mein Wort als Rechtsprecher und Arzt akzeptieren?« Zugegeben, er war längst kein dämonischer Gesetzeshüter mehr, aber er hatte immer noch ausgezeichnete Verbindungen und ein verdammt gutes Pokerface.
Sie warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Ein Witz, oder?«
»Ich sorge dafür, dass es richtig offiziell aussieht. Mit Autopsiebericht und Foto.«
»Ich schätze, die Idee ist gar nicht mal so dumm.« Sie warf ihm einen Welpenblick zu, mit Schmollmund und klimpernden Wimpern, die wohl zur Standardausrüstung jeder Schwester gehörten, da Omira, die Judicia-Schwester, mit der er aufgewachsen war, genau dieselben Mätzchen draufgehabt hatte. »Bist du dir sicher, dass ich seinen Kopf nicht haben darf? Oh, bitte! Es ist ja nicht so, dass er noch Verwendung dafür hätte.«
»Ich bin sicher. Komm morgen wieder, dann bekommst du den Bericht.« Er hielt inne. »Was Lore angeht … «
Sin, die schon nach dem Türknauf gegriffen hatte, erstarrte. »Was?«
Er erzählte ihr von Lore und Idess und allem, was vorgefallen war; nur die Einzelheiten über Kynans Status als Hüter ließ er wohlweislich aus.
»Dann versucht diese Tussi also, Kynan zu beschützen. Wieso?«
»Keine Ahnung«, log er.
Auf diese Antwort hin brach eine ganze Flut äußerst kreativer Flüche aus ihr heraus. Als sie endlich fertig war, fragte sie: »Wie sieht sie aus?«
»Als würde sie sich gut auf einer Matratze ausnehmen.«
Sin stemmte die Fäuste in die Hüften. »Das sagt nicht gerade viel aus. Und hast du nicht schon eine Gefährtin?«
»Aber ich bin nun mal auch ein männlicher Sexdämon. Als ich mir eine Gefährtin nahm, habe ich nicht mein Augenlicht verloren.« Allerdings hatte er damals jeglichen Wunsch verloren, eine andere Frau auch nur zu berühren. Er wollte nur noch Tayla, hatte sie ständig begehrt, und auch jetzt begann beim bloßen Gedanken an sie Hitze in ihm aufzusteigen. »Lange, braune Haare; Pferdeschwanz, hellbraune Augen. Groß. Piercing oben im rechten Ohr.«
»Dieses Miststück.«
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