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Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)

Titel: Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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verrückt.
    Lore nahm ihre Hand in seine Linke und folgte dem Neethul in das größte der Gebäude, ein festungsartiges Bauwerk, das aus einem Stein erbaut war, der die Farbe von Knochen hatte. Eine schwarze Substanz sickerte heraus. Drinnen war alles grau, von dem gestampften Lehmboden bis zur Decke, von der Hunderte Köpfe hingen, einige frisch, andere so alt, dass von ihnen nichts als der vergilbte Schädel übrig war.
    Idess drehte sich der Magen um, als der Neethul sie durch Räume führte, die keinem anderen Zweck zu dienen schienen, als die Köpfe und einige ausgesuchte andere Körperteile zur Schau zu stellen. Dann erreichten sie einen langen, dunklen Gang. An dessen Ende befand sich eine Tür, die nach oben aufgezogen wurde wie ein Falltor und in den größten Raum führte, den sie bislang zu Gesicht bekommen hatten. In dessen Mitte stand ein grober Holztisch – im Grunde nicht mehr als ein paar Holzplatten auf einigen Böcken – , an denen mindestens hundert Dämonen saßen. Einige tranken aus Alekrügen, während andere an blutigen Fleischstücken nagten. Der Neethul setzte sich auf einen Platz in der Mitte.
    Am entgegengesetzten Ende erhob sich ein eidechsenähnlicher Dämon unbekannter Spezies. »Warum ersucht ihr um diese Audienz?« Seine Stimme dröhnte übernatürlich laut; ein Trick der Architektur dieses Raums, vermutete Idess.
    »Ich komme, um Informationen über einen von euren Klienten zu erhalten. Ich muss mit dem Meister sprechen, der unter dem Namen Detharu bekannt ist.«
    Mit einem Mal sprachen alle wild durcheinander, bis der Eidechsenmann mit einer Geste für Ruhe sorgte. »Deine Bitte ist lächerlich. Folglich wirst du sterben.«
    »Ich werde mit Detharu sprechen, oder aber ihr zieht den Zorn meines Vaters auf euch.« Sie starrte dem Dämon unnachgiebig in die Augen.
    Eidechsenmanns unheilverkündendes Knurren ließ die Luft vibrieren. »Ich glaube, du begreifst nicht. Kein Meister darf den Namen dessen enthüllen, der mit ihm einen Vertrag abgeschlossen hat.«
    »Ich sagte nicht, dass ich einen Namen will.« Zu diesem Zeitpunkt wäre sogar eine lückenhafte Beschreibung besser als nichts.
    Wieder wurde aufgeregt diskutiert, bis sich der Dämon schließlich wieder an sie wandte. »Der Preis für selbst die allergeringste Information wird gewaltig sein.«
    »Und was wäre der Preis?«, brachte sie mühsam heraus.
    »Du wirst eine Assassinin werden.«
    Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Die Art, wie Lore an ihrer Seite plötzlich erstarrte, verriet ihr allerdings, dass dem so war. »Das werde ich nicht.«
    Ein männlicher Dämon ohne Augen stand auf, seine bleiche Haut erinnerte sie an eine Larve. Oder eine Made. Seine Hände steckten in einer Hülle aus Metall, mit Stacheln an den Knöcheln. »Ein Auftrag. Wen immer wir auswählen. Nur einer. Stimm zu oder geh.«
    »Mach das nicht, Idess«, knurrte Lore so leise, dass sie bezweifelte, dass die anderen es hätten hören können.
    Adrenalin floss durch ihre Adern, schmerzhaft und berauschend zugleich. Sie konnte es nicht tun. Auf diese Weise zu töten … Das wäre das Ende als Kandidatin für die Aszension. Aber Kynans Verlust ebenso.
    »Ich kann nicht töten«, sagte sie. »Aber ich könnte euch anders dienen.«
    »Idess!« Lore packte ihren Ellenbogen und drückte zu. »Nicht!«
    Alle Anwesenden sahen auf den Dämon mit der weißen Haut. »Einverstanden.«
    O Gott, was hatte sie getan?
    Während er sich auf sie zubewegte, zog er sich einen der metallenen Handschuhe aus. Als er schließlich vor ihr stand, lächelte er, sodass winzige, scharfe Zähne zum Vorschein kamen. »Du wirst sechs Monate lang mein sein.«
    Aus Lores Brustkorb drang eine Art seismisches Grollen. »O nein, wird sie nicht.« Sein Arm legte sich um ihren Hals, und er zerrte sie nach hinten. Dann war da nur noch dieser unglaubliche Druck auf ihre Kehle, und dann … nichts mehr.
    Ihr wurde schwarz vor Augen.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße. Diesmal hatte Lore so richtig Mist gebaut. Er rannte durch die Gildenhalle, Idess in den Armen, nachdem er sie mit einem leicht abgeänderten Schläfergriff ausgeknockt hatte. Deths wütende Schreie folgten ihm. Dafür würde der Dämon ihn foltern bis zum Gehtnichtmehr.
    Von den Schritten angespornt, die ihm folgten, trat er so fest gegen die äußere Tür, dass sie zersplitterte, sprang mit einem Satz hindurch und rannte einfach weiter, bis er das Portal erreichte, in das er sich mit unvermindertem Tempo stürzte. Auch nachdem er

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