Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
verdammte Kühlschrank war mal wieder im Arsch. Aber schließlich besaß er den Kelvinator auch schon seit1940 , genau wie den Herd, den er nie benutzte.
»Und du hättest mich nicht einfach warnen können? Nein, du musstest mich gleich kidnappen.«
Er lachte. »Diese Worte ausgerechnet aus deinem Mund?« Er goss den Alkohol in ein Glas und nahm einen Schluck. »Willst du auch einen?«
Nach kurzem Zögern schüttelte sie den Kopf. »Nein danke.«
»Hast du Hunger? Ich glaube, ich hab was da, um dir ein Sandwich zu machen. Falls du Erdnussbutter magst. Und Mortadella.«
»So appetitlich das auch klingt, ich verzichte. Danke, aber ich brauche nichts.« Sie fuhr mit der Hand durch ihr Haar, zog einzelne Strähnen aus ihrem Pferdeschwanz und ließ sich wieder auf seine Couch sinken. »Und was jetzt? Mir gehen die Ideen aus.«
»Ich hab eine, aber dafür brauchen wir Wraith. Aber ich muss mich sowieso mal bei den Jungs melden und ihnen berichten, dass diese Vorfälle möglicherweise eher mit ihnen als mit dir zu tun haben.«
Lores Plan basierte allerdings auf reiner Spekulation. Er hatte keine Ahnung, wie effektiv Wraiths Gedanken-Invasions-Fähigkeiten bei einem Wesen wie Deth waren … vorausgesetzt, Lore konnte die beiden überhaupt zusammenbringen. Und vorausgesetzt, Wraith brachte Lore nicht gleich um, ehe sie überhaupt so weit waren. Zuerst einmal würde er allerdings Detharu aufsuchen und seine Strafe dafür auf sich nehmen müssen, dass er Idess entführt hatte. Seine Brust brannte schon jetzt wie verrückt, und in wenigen Stunden würde der Schmerz die Stufe Heilige Scheiße, ich muss sterben erreicht haben. Dann wäre er zu gar nichts mehr in der Lage.
In rascher Reihenfolge kippte er vier weitere Gläser Alkohol hinunter, um sich zu betäuben. Um sein anderes Bedürfnis – das sexuelle – würde er sich auch noch kümmern müssen, damit er während der Folter nicht gleich in einen Wutanfall verfiel. »Hör mal, ich muss los. Ich werde nur noch kurz, äh, duschen, und dann bin ich weg.«
»Wohin?«
»Ich muss Sin treffen«, log er.
»Dann komm ich mit.«
»Nein, tust du nicht.«
Idess stieß entnervt den Atem aus. »Ich werde dich nicht allein gehen lassen.«
»Du hast Angst, ich würde Jagd auf Kynan machen.« Schuldbewusstsein verschattete ihre Augen, und er fluchte. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich das nicht mache.« Eine ungewöhnlich starke Hitzewelle traf seine Brust, und er biss die Zähne zusammen. »Du vertraust mir also nicht?«
»Ich will ja, Lore, aber das hier ist so wichtig.«
»Du kannst jedenfalls nicht mitkommen, ich suche nämlich den Schlupfwinkel der Assassinen auf.«
»Brauchst du gar nicht.« Sins gespielt fröhliche Stimme drang durch die Fliegentür. »Ich bin nämlich schon da, um dich zu besuchen.«
Scheiße. »Das passt mir jetzt aber gar nicht, Sin.«
Sie ignorierte ihn und ließ sich in den Sessel fallen. Sie war wie ein kleiner Gangster gekleidet, in Baggypants samt Ketten, ein schwarzes Kapuzenshirt und Sneakers. Sogar ihre Haare hatte sie unter ein Yankees-Basecap gestopft, das sie verkehrt herum trug. »Und. Und wie ist’s in der Gilde gelaufen?«
»Gar nicht«, sagte Idess. »Dein Bruder hat sich nämlich eingebildet, er müsse mich retten.«
Sin hob eine Augenbraue. »Sie retten?«
Lore kippte noch ein Glas hinunter. »Vergiss es, okay?«
»Was hast du getan?« Er hätte es wirklich besser wissen müssen. Sin gab niemals Ruhe.
»Er hat mich bewusstlos gemacht und dann wie ein Neandertaler über die Schulter geworfen«, erwiderte Idess. Na ja, das war nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt. »Er behauptet, wenn er das nicht getan hätte, wäre ich gebrandmarkt worden, wie ihr beide.«
Sins Augen wurden groß, denn sie wusste genau, was es ihn gekostet hatte, Idess zu retten. »Scheiße«, murmelte sie und zeigte auf die Flasche. »Gib mir mal einen Schluck.«
Er reichte ihr die Flasche, die sie sich gleich an den Mund setzte. Heikel war seine Schwester nicht.
»Ich werde kurz duschen und dann bin ich weg«, murmelte er und machte sich in Richtung Badezimmer auf.
»Aber Sin ist doch hier«, widersprach Idess. »Du musst nicht mehr in den Schlupfwinkel.«
Sin ließ die Flasche zwischen ihre Oberschenkel sinken. Ihre schwarzen Augen funkelten. »Oh, dann hat er es dir gar nicht erzählt?«
»Sin … «
Sie ignorierte die Warnung in seiner Stimme, aber etwas anderes hatte er auch gar nicht erwartet. »Er hat Deth stinksauer gemacht, als er
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