Demor - Einfach bösartig (German Edition)
löste sich.
»Nein? Ihr wollt es mir nicht verraten?« Demor ging ebenfalls zu Boden. Die Kreuze peitschten mit unsichtbarer Passion. Er schraubte das Rückgrat wie einen Mast in die Höhe. Die Lebensenergie des Gegners kurierte ihn. Er war unbezwingbar.
»Ihr seid … umsonst … gekommen.« Fast wollte der Kommandant seine Zähne ausspucken, so sehr prustete er Blut und Speichel. »Heerführer Syxpak … ist … nicht hier.« Sein Würgen ging in ein Lachen über.
Wie zwei zerschundene Hunde hockten sich Demor und der Kommandant gegenüber. Der silbern Gepanzerte schloss die Augen.
Demors Blick begann zu flimmern. Für einen Moment drängte sich Bewusstlosigkeit in den Vordergrund. »Wo ist Syxpak?«, kreischte er umso lauter.
Mit Zorneskraft kämpfte er gegen die Pein der Geistlichen an, aber der Lebenssaft raubende Spruch erstarb. Hörbar strömte die Luft in die Lungenflügel des Kämpfers.
»Wo ein Kriegsherr … hingehört …«
Feldzug war das letzte Wort, welches Demor verstand. Es folgte ein Lachanfall des Kommandanten, der allerdings wie aus weiter Ferne klang.
Und dann fiel es Demor wie Schuppen von den Augen: Tiefstein und die Valdosfeste! Thu’urkesch! Wie hatte er das übersehen können? Er könnte sich selbst verfluchen für seine Dummheit! Die Jahre in der Einsamkeit – in der Tatenlosigkeit – hatten seinen einstigen Scharfsinn stumpf gemacht. Nicht das Alter war es gewesen, sondern seine eigene Begnügsamkeit.
Er sah an sich herab. Er kauerte zwischen Dreck, Gestein und den Kadavern der Unglücklichen. Die Erde hätte sich nicht näher anfühlen können, nicht einmal wenn er in diesem Augenblick sterben würde. Und höchstens einen Schritt entfernt lachte der glückliche Tor.
Selbstverständlich war Syxpak nach Tiefstein geeilt – dorthin, wo der Krieg stattfand – und nicht im heimischen Sighelmsquell, dem Hort der Sicherheit, geblieben.
Demor peitschte sich im Geiste. Dieser Überfall war das Abbild seiner Torheit gewesen, schlecht ausgeführt und ohne Erfolg.
Aus brennenden Augen blickte er sich um, betrachtete sein Werk. Bult und der Kopflose waren verschwunden. Auch von Dalir keine Spur. Nebel breitete sich aus. Der Dämmerzustand in seinem Kopf legte sich über ihn wie eine Decke.
Steh auf! , donnerte die Stimme des bösartigen Artefakts, das auf seinem Haupt thronte, wie ein Fliegenschwarm um einen faulenden König flog. Steh auf! Steh auf oder dein Grab wird tiefer sein, als Zwerge und Dämonen jemals schürfen können.
»Bei Groll! Stehen auf!« Zum dritten Mal eilte Bult herzu, um seinen Herrn aus der Reichweite des Hakkon zu holen.
Kaum auf den Beinen, zerschmetterte ein Blitz Demors Schulter – mitten durch die Blatpanzerung hindurch.
Weiße Schwaden überdeckten das Schlachtfeld. An der Stelle, wo sie sich teilten, wo die Kämpfer auseinandersprengten, dort schritt sein Peiniger entlang. Mit feuerroter Robe hielt ein Geistlicher ein Kreuz, welches Demor allein beim Hinsehen unter seinem Gewicht zu erdrücken drohte. Das Kruzifix quälte ihn mit goldenem Leuchten.
Mit unverhohlener Raserei schleuderte Demor der Seele des Kreuzträgers einen Blitz entgegen. Dabei musste er mit ansehen, wie der Spruch zu bedeutungslosen Funken zerstob.
Dann knickten Demors Glieder weg.
Wie ein riesiges Insekt stürzte Dalir aus der Luft auf den Kleriker herab, aber noch im Sprung wurde sie von einer unsichtbaren Macht ergriffen, die sie zu Boden schleuderte. Der Geistliche arbeitete mit Dämonenverdammung – welch mächtiges Werkzeug gegen die Gefallenen dieser Welt. Göttin Harja die Reine meinte es gut mit der Kirche von Sighelmsquell.
Der Robenträger stand über der Halbdämonin und folterte sie mit der Kraft, die von dem gewaltigen Artefakt ausging. Wie von einer Flut aus Sonnenstrahlen geblendet, hielt sie schützend ihren Arm vors Gesicht. Der Priester spie dem Weib Gebete wie giftige Pflöcke entgegen.
» Inuria infinis! «, versuchte Demor den Folterer zu verfluchen, doch seine Kraft reichte nicht aus.
Mit den Hufen über das Pflaster schabend, kroch Dalir davon. Vergebens. Ihre Flügel ruderten hilflos umher.
Angetar, die Herrscherspitze
Kaum zu glauben, dass dieser Geistliche Mildtätigkeit verkörpern sollte. In dieser Situation unterschied er sich nicht von einem Hexer. Mit fanatisch stierenden Augen hielt er das Kreuz vor seiner Brust und Demor befürchtete, dass er die Halbdämonin hier und jetzt in die sechste Sphäre des Hakkon verbannen
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