Demor - Einfach bösartig (German Edition)
Reiters zweifeln ließ.
Die Haut der Halbdämonin wirkte in dieser Kälte blasser als sonst, regelrecht kühl. Zudem schwand ihre finstere Aura im Angesicht des Drachen.
»Nun, meine Teuerste, wollt Ihr mich noch ein Stück begleiten oder trennen sich an dieser Stelle unsere Wege?« Demor stellte die Frage, ohne sich einen zynischen Unterton zu verkneifen. »Und das gerade jetzt, wo Eure eiserne Fassade die ersten Sprünge aufweist und ich mich an Eure zarte Ader gewöhne …«
»Glaubt, was Ihr wollt!« Mit festem Schritt stapfte sie auf das Fluggefährt zu. Dabei bebte ihre Brust, als forderte sie Demor zu einem Machtkampf heraus. Die Flügel weiteten sich und mit einem galanten Sprung saß sie auf dem knöchernen Transportmittel.
»Und du auch, Hund! Zum Glück besteht er nicht mehr aus Fleisch, sonst kämest du noch auf die Idee, ihn unterwegs aufzufressen, du Nimmersatt.«
Bult fasste sich an die Magengegend und kratzte sich anschließend unter dem Lendenschurz. » Whurrk! Bult nie denken einmal, reiten auf garoschk. Werden tief fallen. Bult sagen, werden nie worgosh. «
Demor winkte ab. In diesen Augenblicken wünschte er sich, Gehirne statt Knochen auferstehen lassen zu können.
Zur Mondscheibe stieg der Drache empor. Demor klammerte sich in die Gebeine und der Gedanke an Umkehr flog an ihm vorbei. Der Trutzkamm schrumpfte. Bald versank das Gebirge in einem Meer aus Schwarz. Um ihn herum lag Nacht – und der gleichmütige Flügelschlag des alten Königs.
In den ersten Soelstrahlen wirkte die Landschaft unter ihnen wie Spielzeug. Ein Vorgeschmack auf die kommende Herrschaft. Und Demors Auge erfasste eine besondere Siedlung: Mittendahl. Irgendwo dort in der Nähe musste das Dorf seiner Geburt sein. Die Erinnerungen waren lückenhaft. Doch etwas regte sich in ihm. Er hatte Eltern, Geschwister, ein Lehmhaus, Vieh und Ackerland gehabt. Bereits als Kind hatte er hart auf dem Felde gearbeitet und mit seiner Familie gehungert, wenn die Ernte karg ausfiel. Und er hatte es gehasst, beim Schlachtfest der Schweine zusehen zu müssen. Ob der Drache von seinen Gedanken wusste? Wollte er Demor mit diesen Eindrücken strafen?
Er blickte hinter sich zu seinen Begleitern. Bult hielt das Auge während des Fluges offen, krallte sich in die Dornfortsätze der Wirbelsäule wie um einen Anker. Hingegen wirkte der Kopflose so unnahbar wie Stahl, doch auch er schenkte dem Lich keinerlei Beachtung. Nur Dalirs Blick ruhte unverhohlen auf Demor. Der Wind wollte ihr Haar mit sich reißen, aber ihren dominanten Gesichtsausdruck konnte niemand entführen. Entweder würde sie sich ihm eines Tages vollends hingeben oder ihn hinterrücks meucheln. Das galt selbstverständlich auch für ihn – mit der Neigung hin zum Zweiten.
Mittendahl verschwand in der Ferne und mit der Stadt die Gedanken an eine verklärte Vergangenheit. So ist es recht, meine Treue, sprach er mit der Krone. Das Leben liegt vor uns.
Das Artefakt brannte und erwärmte seine dunkle Seele. Weit vor ihnen lag Tiefstein und dahinter die Valdosfeste, die Bastion gegen das angrenzende Orkgebiet. Auf diesem Schlachtfeld würde er Syxpak treffen und ihm die Wahrheit aus dem Herzen reißen.
Als der Lich darüber träumte, floh die Welt unter seinen Füßen in die Vergangenheit. Seine Augen, die in die Zukunft sahen, erblickten dasselbe wie die Ka’ia in ihren Visionen. Er würde die Zeit an den Anbeginn ihrer Rechnung zurückführen – mit ihm als den wahren Herrscher.
Rauch stieg von der Provinzstadt auf und schob der Soelscheibe einen Vorhang vor. Der Drache zeigte keine Regung. Im gleichmäßigen Takt durchquerte er den Äther. Ein Trommeln donnerte über die Ebene und wurde bis in den Himmel geschleudert. Es war das Trampeln von Hufen. Tiefstein brannte. Ameisengleich preschten Truppen auf die Mauern zu. Reiter. Fünfhundert oder mehr.
»Die Streitkräfte des Königs!«, erkannte Dalir.
Demor nickte. Anscheinend wollte Lorundingen die Provinzstadt nicht kampflos hergeben. Ihm selbst war dieses Kaff gleichgültig. »Mich interessiert nur Gabriel Syxpak. Finden wir den Heerführer, finden wir ihn.«
Das Maul des Drachen senkte sich mit dem Angriffsschrei eines wiedererstarkten Feldherrn. Der massive Körper steuerte auf die Erde zu.
Winzige Kriegsmaschinen auf den Ackerflächen wuchsen zu Monstern heran. Ein Sturmrad der königlichen Armee röhrte, als das vierblättrige Eisenrad, von Spiralbolzen und Seil angetrieben, auf seinen tödlichen Weg geschickt
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