Demor - Einfach bösartig (German Edition)
lang tun wollte.«
Ein Schrei unterbrach sie, tief aus dem Gesteinsinneren. Der Laut eines monströsen Tieres.
Der kopflose Reiter zog sein Schwert, aber Demor bedeutete ihm, es wegzustecken. Hier oben nützt Stahl so viel wie ein Korb voll Felsbrocken. Er taugt höchstens, um sich damit in den Abgrund zu stürzen.
Der Stein, auf dem die Tempelsäulen standen, brach entzwei, als stieße der Berg ein Tor auf. Der Marmorboden splitterte und die Bruchstücke ragten als ebenmäßige Platten in die Höhe. Keine drei Atemzüge später zuckte ein schwarzer Schatten in Form eines Risses durch die Kuppel. Ein weiteres Kreischen und Sturmwolken eilten herbei. Ein Kreidefelsen schoss aus dem Boden empor. Nein, kein Fels. Ein Schädel.
Terk!
Schlangenähnlich stieß der Hals in die Höhe. Kahle Knochen, die schon viel zu lange unter der Erde auf ihre Rückkehr gewartet hatten. Zwei Krallenhände packten die Säulen und hievten den schweren Rumpf in die Freiheit.
» Garoschk! «, staunte Bult und er bekam sein Maul nicht mehr zu.
»Ganz recht, der letzte Baumeister. Er hat in alter Zeit gegen das Schwarze Feuer und ihren Anführer Ildaldith gekämpft.«
Der Kopf des Drachen schwang herum. Bleiche Augen, welche die Ewigkeit geleert hatte, visierten den Lich an. Der Schwanz peitschte mit knöchernen Gelenken über den Fels. Einst war Terk sein eigener Herr gewesen, nun war er zum Dienen erniedrigt.
Ich rufe dich, mächtiger Himmelsstreiter! Ein letztes Mal will die Kluft der Ungerechtigkeit geschlossen werden.
Der Drache antwortete mit einem Ausruf, der nicht wenig von einem Klagelied hatte. Demor gellte auf die andere Seite hinüber und zähmte das Urgetüm, als hiebe er mit einer Peitsche.
Die Schulterplatten des Drachen senkten sich nach vorn, die Vorderläufe knickten ein. Er spähte über den Felsenrand, um im selben Moment in die Höhe zu schießen.
Demors Begleiter erschauderten.
Der Drache zerschmetterte das Kuppeldach und ein Gesteinsschauer prasselte in die Tiefe. Zwei Säulen hielten als Überreste an ihrem angestammten Platz, verdammt dazu, forthin über ein leeres Grab zu wachen.
Die Schwingen schlugen durch die Luft wie zwei geisterhafte Segel, kahle Speichen, zwischen denen sich Fetzen wie alte Leinentücher spannten.
»Er greift an!«, kreischte Dalir und ihre Hufe schürften beim Rückwärtsgang über das Gestein.
Demor blickte sie aus feurigen Augen an. »Allzu einfältig! Glaubt Ihr, ich bin ein Taschenspieler, der mit Illusionspulver wirft?«
Der Kopflose tat einen Schritt auf die Halbdämonin zu und ergriff ihren Arm. Unsicher starrte sie auf die fahle Hand, die ihr Gelenk umschloss – und stieß sie voller Missbilligung davon.
Bult dagegen stand, als wollte er an diesem verlorenen Ort sein eigenes Denkmal errichten, und zeigte keinerlei Regung.
Der einstige König landete. Der mächtige Brustkorb, ein Geflecht aus Knochen, baute sich vor Demor auf, als würde man einen Käfig aus Gebeinen herablassen. Dampf stieß unter Demors Mundschutz hervor, der sich mit dem eisigen Atem der Echse vereinigte. Der Laut eines klagenden Wolfes erfüllte das Plateau, ausgestoßen von Terk, den die Gedankenströme des Lichs geißelten.
»So ist es recht. Ein Diener gehorcht seinem Meister.« Fasziniert schaute Demor zu der kolossalen Kreatur auf, die sich in mentalen Schlingen wand. Er bewunderte sein eigenes Kunstwerk.
Der Drache bäumte sich noch einmal gegen seinen Beherrscher auf. Ein Windhauch, so kalt wie die Gletscher aus dem unüberwindbaren Norden, verließ das Maul des Urgetüms und stach wie ein Eisspeer in Demors Mantel.
Drohend hielt der Lich seinen Stab in die Höhe. Der Drache verstummte mit einem letzten Knurren und senkte hernach den Schädel wie ein geschlagener Titan. Die Zeiten, in denen du herrschtest, sind verblasste Schriftzeichen in den Chroniken. Eine neue Zeitrechnung hat begonnen und die Aura des Todes liegt über diesem Land. Fortan sollst du mein Bote dafür sein.
Um seinen Besitz zu untermauern, griff Demor fest in einen der hundert Halsknochen und riss den wie an magischen Zügeln geführten Kopf des Drachen herum. »Aufsteigen! Morgen zur Abenddämmerung betreten wir das Schlachtfeld und geben diesem Krieg seine Wendung.«
Der Kopflose trat als Erster heran. Schwer zu sagen, was er fühlte. Wenn es stimmte, was Thu’urkesch gesagt hatte, fürchtete der Dunkle den Tod ohnehin nicht. Nein, er sehnte sich geradezu danach. Ein Umstand, der Demor an der Treue des kopflosen
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