Demor - Einfach bösartig (German Edition)
stand, gab einen fragenden Ton von sich. Auch Demor reckte überrascht den Hals. Ein Mensch bat um eine Anstellung – ausgerechnet bei ihm, der bereits zweimal gegen die Menschen in den Krieg gezogen war. Sollte er sich davon beeindrucken lassen? Weil er in einem früheren Leben selbst einmal ein Mensch gewesen war, bevor er die Krone im Acker seiner Eltern gefunden hatte, die ihn korrumpiert hatte?
Das Artefakt auf seinem Kopf flüsterte zu ihm und es lachte über die Einfältigkeit dieser primitiven Kreatur. Der Gefangene hatte seine Informationen überbracht. Seine Mission war erfüllt.
»Ich bewundere Euch! Immerhin bliebt Ihr länger am Leben, als man es Euch zutrauen würde. Am Ende seid Ihr doch ein nützlicher Knecht.«
Bestätigend nickte der Zeremonienmeister mit dem Kopf.
Wieder fasste Demor seinen Stab und richtete ihn lotrecht auf. »Und ich liebe Verräter«, fuhr er fort. »Bei einem Verräter weiß man von Anfang an, woran man ist. Er wird einen verraten. – Haben wir einen Posten zu vergeben?«
Der angesprochene Raufbold zuckte mit den Schultern, weil er die Frage vermutlich gar nicht verstand, was Demor zu seinen weiteren Ausführungen gegenüber dem Zeremonienmeister brachte: »Fürs Erste nehme ich Eure Botschaft zur Kenntnis. Alsbald wird sich zeigen, wie recht Ihr hattet. Sollte ich Euch später noch einmal brauchen, werde ich Euch rufen. Bis dahin wünsche ich Euch eine angenehme Ruhe.«
Jetzt klopfte Demor zweimal mit dem Stab auf den Boden. Der Troll vor dem Thron trat eilig zwei Schritte zurück. In den Rillen des Stabes sammelte sich violette Energie, die sich unentwegt zur Spitze voranarbeitete.
Panisch schreiend und die Hände schützend vor das Gesicht gelegt, beugte sich der Zeremonienmeister zur Seite.
» Anifulgor! «
Der Lichtstrom traf sein Opfer mit Unbarmherzigkeit. Rauch und Leuchtfunken stiegen in die Luft. Der Oberkörper des Menschen schlug zurück, und als das Klappern der Ketten verstummte, war er bereits tot.
Mit einem Grunzer, welcher nach Besorgnis klang, begutachtete der Troll, der neben dem Leichnam stand, seine eigene Haut. Dagegen schien der andere gänzlich unzufrieden zu sein, da man ihn um den Spaß gebracht hatte, den Gefangenen zu Tode zu prügeln. Während er knurrend den leblosen Haufen fortschleifte, lachte Demor über die Szene, als schaute er sich die Uraufführung eines Narrenspiels an. »Ich glaube, wir gehen rosigen Zeiten entgegen.«
Wo ist hier der Ausgang?
Die Unwissenheit nagte an Demor wie eine Maus an einem Laib Brot. Bald würde sie ihn vollends aufgefressen haben, und dann wäre dem Wahnsinn Haus und Hof geöffnet – oder, wie in diesem Fall, der Tempel. Sollte es diese Gesetze tatsächlich geben? Und besaß der Paladin diese Wunderwaffe?
Demor fluchte. Ausgerechnet Gabriel Syxpak! Bei jedem anderen hätte er sich nicht darum geschert, aber Syxpak war ein neuer Sieg zuzutrauen. Bereits zweimal war der goldgelockte Muskelberg in seine Gruft eingedrungen und zweimal war er siegreich aus dem Kampf hervorgegangen.
Demor versteifte sich und warf die Knochenkette, die er eben gebastelt hatte, unwirsch zur Seite. Der Stachel der Schmach saß tief. Ein drittes Mal sollte es nicht dazu kommen. Und eines war so sicher wie die Leseschwäche eines Waaks: Der Paladin würde früher oder später hierher zurückkehren.
»Wurmspin!«
Der Name hallte noch durch die Gänge, als das Kugeltier bereits am Fuße seines Herrn aufblickte.
»Ich werde auf Reisen gehen.«
»Ihr werdet …?«, schluckte der Fellball, als hätte er einen anderen Fellball verschluckt.
»Ganz recht! Wichtige Angelegenheiten erfordern da draußen meine Rückkehr. Dinge, von denen unsere Zukunft abhängt. Eine glorreiche Zukunft.«
»Aber Ihr habt Euch seit …«
»… mehr als drei Jahrhunderten nicht mehr an die Oberfläche begeben? Wolltest du das sagen?«
»Aber Meister, Ihr seid gerade erst zu uns zurückgekehrt. Eure gesamte Belegschaft ist voller Begeisterung angesichts Eurer wiedererlangten Kräfte. Was soll aus uns werden? Was passiert, wenn weitere Abenteurer auftauchen?«
»Ich bin sicher, ihr findet eine Lösung. Notfalls versucht ihr es mit einem Zettel: Bin bald zurück! Und in der Zwischenzeit bringt ihr mir dieses Gemäuer auf Vordermann. Am Tag meiner siegreichen Rückkehr blitzt hier alles, dass ich durch Wände und Möbel hindurchsehen kann! Heute Morgen habe ich ein Trollhaar in meinem Bett gefunden, ich bin jedoch zu müde gewesen, um meinen
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