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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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geblieben war, aber es war wie vom Erdboden verschluckt. Und das ist seltsam, weil der Weg direkt zum Meer führt. Ich musste einfach hinausgehen und mich umsehen. Und als ich die Haustür öffnete, hörte ich es wieder. Dann kam es an unserem Haus vorbei. Der Weg macht hier eine Biegung, und deshalb konnte ich das Auto nicht richtig erkennen.«
    »Ist Ihnen also nichts Besonderes aufgefallen?«
    »Doch, das Geräusch. Der Motor klang … wie soll ich das sagen? Er klang irgendwie älter. Nicht wie bei einem neuen Auto.«
    »Kann es ein Nachbar gewesen sein?«
    »Nein, ich habe heute alle Nachbarn gefragt, eben weil ich es seltsam fand, dass jemand mitten in der Nacht hier unterwegs war. Aber niemand war draußen gewesen, und außerdem weiß ich doch, wie die Autos der Nachbarn sich anhören. Hier leben ja nicht so viele Menschen.«
    »Wie viele wohnen hier denn?«
    »Wir und der Tierarzt, der auf dem nächsten Hof wohnt. Dann gibt es noch Familie Jonsson, sie sind Bauern, und ihnen gehören die Felder, die Sie hier sehen. Sie leben auf dem großen Hof, der ein Stück weiter am Weg liegt, hinter dem Tierarzt. Und dann haben wir noch eine Familie mit kleinen Kindern, die Larssons, ziemlich nah am Strand, auf der rechten Seite.«
    »Wissen Sie, um welche Uhrzeit Sie das Auto gehört haben?«
    »Gegen drei, glaube ich.«
    »Haben Sie das der Polizei gesagt?«
    »Ja, ich habe sie heute Morgen angerufen. Ich war vorhin deshalb auf der Wache.«
    »Alles klar«, sagte Johan. »Können wir Ihnen vor laufender Kamera ein paar Fragen stellen?«
    Nach einigem Zögern erklärte sich die Frau bereit. Die übrigen Anwohner lehnten entschieden ab.
    Johan musste sich widerwillig eingestehen, dass Grenfors Recht gehabt hatte. Es war eine gute Idee gewesen, hinauszufahren und mit den Nachbarn zu sprechen.
    Wieder setzten sie sich in die ehemalige Redaktion und schnitten einen zwei Minuten langen Beitrag zusammen, den sie kurz vor der Hauptnachrichtensendung zur großen Zufriedenheit Grenfors’ nach Stockholm schickten.

 
     
     
     
    Kristian Nordström traf wie besprochen um Punkt fünf Uhr nachmittags im Präsidium ein. Er sah gut aus, stellte Knutas fest. Er hatte beschlossen, die Vernehmung in seinem Büro durchzuführen, in Anwesenheit von Lars Norrby.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte Norrby.
    »Ja, bitte, mit Milch. Ich komme direkt vom Flughafen, und Flugzeugkaffee schmeckt wie Katzenpisse.«
    Er strich sich die Haare aus der Stirn und sank im Sessel zurück. Schlug ein elegantes Hosenbein über das andere und lächelte leicht angespannt, als der Kommissar das Tonbandgerät holte und vor sie auf den Tisch stellte.
    »Müssen wir das benutzen?«
    »Leider lässt sich das nicht vermeiden«, sagte Knutas. »Versuchen Sie einfach, es zu ignorieren. Das hier ist, wie ich schon am Telefon gesagt habe, eine reine Routinevernehmung. Wir haben außer mit Ihnen schon mit allen Partygästen gesprochen. Deshalb sind Sie hier.«
    »Ja, gut.«
    Norrby brachte Kaffee.
    »Was haben Sie am Abend des 4. Juni gemacht, am Pfingstmontag also?«
    »Da war ich, wie Sie bereits wissen, zum Essen bei meiner alten Freundin Helena Hillerström und ihrem Bekannten, Per Bergdal. Helena und ich kennen uns schon seit vielen Jahren.«
    »Sind Sie allein dorthin gegangen?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie uns von diesem Abend.«
    »Anfangs war alles sehr nett. Wir aßen und tranken sehr viel guten Wein. Wir waren seit einem Jahr nicht mehr in dieser Runde zusammen gewesen. Nach dem Essen wurde getanzt. Niemand musste am nächsten Tag arbeiten, und deshalb wollten wir richtig ausgiebig feiern.«
    »Wie kam es zu dem Streit zwischen Ihnen und Per Bergdal?«
    Kristian lachte nervös und fuhr sich über seinen gepflegten dunklen Dreitagebart.
    »Ja, das war ziemlich blöd. Ich weiß wirklich nicht, was da in ihn gefahren ist. Er führte sich auf wie ein verdammter Neandertaler. Es fing damit an, dass ich ganz normal mit Helena getanzt habe. Plötzlich kam Per angestürzt wie ein Berserker und riss sie aus meinen Armen. Ich konnte kaum reagieren. Per zerrte sie auf die Veranda. Dann kam Helena hereingestürzt. Sie weinte und rannte auf die Toilette. Ich habe Helena an diesem Abend nicht mehr gesehen«, beendete er seinen Bericht.
    Vielleicht hast du sie später wieder gesehen, dachte Knutas, aber er sagte nichts.
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich ging nach draußen, um mit Per zu reden. Aber kaum war ich aus der Tür getreten, da semmelte er mir eine voll ins

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