Den du nicht siehst
Mund. Sohlman, Wittberg, Jacobsson und Norrby hatten neben ihnen auf der einen Seite des Tisches Platz genommen, auf der anderen saßen Oberstaatsanwalt Smittenberg, Martin Kihlgård und Björn Hanssen vom Landeskriminalamt.
»Wir stehen vor einer neuen und überaus ernsten Situation«, begann Knutas. »Offenbar haben wir es in den Mordfällen Helena Hillerström und Frida Lindh mit ein und demselben Täter zu tun. Deshalb gilt Helena Hillerströms Freund, Per Bergdal, nicht mehr als Verdächtiger. Wir werden ihn unverzüglich auf freien Fuß setzen.«
Der Oberstaatsanwalt nickte zustimmend.
Knutas fuhr fort: »Da die Morde Parallelen aufweisen, können wir davon ausgehen, dass sie von demselben Täter begangen worden sind. Beide Frauen wurden im Freien überfallen, und beiden wurde ihre Unterhose in den Mund gestopft. Allerdings hat der Mörder unterschiedliche Waffen verwendet. Das ist ziemlich ungewöhnlich für einen Serienmörder, und es spricht als Einziges gegen die Annahme, dass wir es mit demselben Täter zu tun haben. Das erste Opfer, Helena Hillerström, wurde mit einer Axt ermordet. Sie starb nach dem ersten Schlag auf den Kopf. Danach hat der Täter noch etwa ein Dutzend Mal auf weitere Körperteile eingeschlagen. Das zweite Opfer, Frida Lindh, starb nach der ersten Einschätzung des Gerichtsmediziners an einem Stich mit einem spitzen Gegenstand, der die Halsschlagader durchtrennte. Danach fügte der Mörder ihr über den Körper verteilt eine Reihe von Schnittwunden zu. Die Geschlechtsorgane sind unverletzt. Bei der Mordwaffe handelt es sich um eine Stichwaffe, aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Messer. Es wurde bisher nicht gefunden. Auch bei Frida Lindh weist nichts auf eine Vergewaltigung hin. Wir werden das aber erst wissen, wenn der vorläufige Obduktionsbericht aus Solna vorliegt. Das wird einige Tage dauern. Frida Lindhs Unterhose ist zur Analyse ins SKL geschickt worden. Ich zeige jetzt einige Bilder zum Vergleich.«
Das Licht wurde ausgeschaltet, und Knutas führte ein Dia nach dem anderen vor. Im Zimmer herrschte tiefes Schweigen.
»Zuerst haben wir die Bilder der am 5. Juni ermordeten Helena Hillerström. Ihr seht, dass ihr Leichnam brutal zugerichtet worden ist.«
Es folgten Großaufnahmen von Helena Hillerström.
»Dann haben wir das zweite Mordopfer«, sagte Knutas. »Frida Lindh, die vorgestern Nacht ermordet worden ist. Ihr Leichnam wurde auf dem Friedhof gefunden. Auch sie war nackt. Aber sie hat aufgrund der größeren Anzahl der Verletzungen erheblich mehr Blut verloren, wie wir sehen.«
»Was können die Unterhosen im Mund bedeuten?«, fragte Wittberg, halb an sich selbst gerichtet. »Warum macht er das?«
»Ja, das ist wirklich verdammt seltsam«, stimmte Kihlgård zu. »Hat der Mörder die Frauen gekannt? Hatte er sexuelle Beziehungen zu ihnen? Haben sie ihn verlassen, und will er sich jetzt rächen? Oder haben wir es mit einem Mörder zu tun, der Frauen im Allgemeinen hasst?«, sprach Kihlgård aus, was Knutas bereits nach dem Mord an Helena Hillerström in Erwägung gezogen hatte.
Kihlgård stopfte sich einen Schokokeks in den Mund. Krümel rieselten auf sein Knie.
Knutas fand das ekelhaft und fragte sich, wie dieser Kerl in so einem Augenblick überhaupt essen konnte.
Er schaltete den Projektor aus.
»Wir müssen die Verbindung zwischen den Opfern finden. Falls es denn eine gibt.«
Er sprach im Dunkeln weiter.
»Die uns bisher bekannten Gemeinsamkeiten zwischen beiden Frauen sind folgende: Beide hatten starke Bindungen an Stockholm und an Gotland. Helena Hillerström war auf Gotland geboren und aufgewachsen, und die Familie besaß hier noch ein Sommerhaus, das Helena mindestens zweimal im Jahr aufsuchte. Außerdem hatte sie auf der Insel Verwandte und Freunde. Frida Lindh kam aus Stockholm, war aber mit einem Gotländer verheiratet. Vor einem guten Jahr ist sie mit ihrer Familie hergezogen und hat sich in Södervärn niedergelassen. Ihr Mann hat uns erzählt, dass sie auf Gotland leben wollten, weil er von der Insel stammt und hier viele Verwandte hat. Wir wissen nicht, ob die Opfer sich kannten. Beide Frauen waren Mitte dreißig, nur ein Jahr auseinander, beide waren attraktiv. Mehr ist uns im Moment noch nicht bekannt. Wir stellen deshalb eine Arbeitsgruppe zusammen, die sich einen Überblick über das Leben von Frida Lindh, ihren Freundes- und Bekanntenkreis verschafft und die Erkenntnisse mit denen im Fall Hillerström abgleicht. Vielleicht finden wir eine
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