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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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sich seine Gedanken. Was mochte diese Geschichte mit dem Lehrer zu bedeuten haben? Warum hatte niemand sie erwähnt, nicht einmal Emma, Helenas beste Freundin?
    Es war zwar lange her, aber trotzdem.

 
     
     
     
    Im Präsidium merkte Knutas, dass er großen Hunger hatte. Zum Essen nach Hause zu fahren kam trotzdem nicht in Frage. Nach allem, was er gerade gehört hatte, wollte er sofort eine Besprechung abhalten. Er rief zu Hause an und teilte Line mit, dass es spät werden würde.
    Line nahm die Nachricht gelassen auf. Von der Gewohnheit, jeden Tag gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen, hatte sie schon vor vielen Jahren Abschied genommen. Vielleicht lief ihre Ehe deshalb so gut, dachte Knutas auf der Treppe zur Mordkommission. Weil sie beide fest mit ihrem Beruf verbunden waren und nicht unbedingt jede Sekunde miteinander verbringen mussten. Das machte das Zusammenleben zweifellos leichter.
    Knutas und die anwesenden Kollegen ließen sich von ihrer üblichen Pizzeria Essen liefern. Zwischen den Bissen schilderte er sein Gespräch mit Kristian Nordström, besonders Helena Hillerströms Liebesaffäre mit dem Sportlehrer Jan Hagman.
    »Hagman, hast du gesagt?«, rief Karin. »Den habe ich vor nicht allzu langer Zeit noch gesprochen. Wir waren bei ihm draußen in Grötlingbo.« Sie wandte sich an Thomas Wittberg. »Erinnerst du dich? Seine Frau hatte Selbstmord begangen.«
    »Ja, genau. Das ist erst ein paar Monate her. Sie hatte sich erhängt. Er war schon ein komischer Vogel, der Alte. Verschlossen und schwer zugänglich. Weißt du noch, wie wir darüber gestaunt haben, dass er gar nicht traurig oder wenigstens überrascht zu sein schien, dass seine Frau sich das Leben genommen hatte?«, erwiderte Wittberg.
    »Wir haben natürlich eine Untersuchung eingeleitet«, sagte Karin. »Aber alles wies auf Selbstmord hin, und der Obduktionsbericht hat das dann auch bestätigt. Sie hat sich in einer Scheune auf ihrem Grundstück erhängt.«
    »Den müssen wir uns noch mal vornehmen«, sagte Knutas.
    »Warum sollte Hagman etwas mit diesen Morden zu tun haben?«, fragte Wittberg. »Die Sache ist doch zwanzig Jahre her. Ich begreife wirklich nicht, warum wir unsere Zeit mit dem alten Kram verschwenden sollen. Eine Liebschaft mit einem Lehrer vom Gymnasium. Verdammt noch mal, sie war fast fünfunddreißig, als sie ermordet wurde.«
    »Ich finde das auch etwas weither geholt«, sagte Norrby.
    »Ich weiß nicht, aber es kann doch nichts schaden, mal mit Hagman zu reden«, meinte Knutas. »Was meinst du, Karin?«
    »Sicher. Konkrete Hinweise, denen wir folgen könnten, haben wir ja nicht. Aber es ist schon seltsam, dass bei all unseren Vernehmungen bisher niemand den Sportlehrer erwähnt hat. Und warum erzählt Kristian Nordström das erst jetzt?«
    »Er behauptet, er habe nicht mehr daran gedacht«, sagte Knutas. »Weil es so lange her sei. Und sonst scheint sich ja auch niemand mehr daran zu erinnern.«
    Er schob seinen Pizzakarton beiseite.
    »Wenn wir uns wieder auf die Gegenwart konzentrieren – was wissen wir Neues über die Opfer?«, fragte Karin.
    »Tja, das Team, das sich über das Leben der beiden informieren soll, ist voll im Einsatz. Kihlgård vom Landeskriminalamt ist unterwegs hierher. Ich habe ihn mit meinem Anruf geweckt«, sagte Knutas. »Mittagsnickerchen hat er das genannt.«
    Norrby verdrehte die Augen.
    »Ja, entzückend. Manche haben wirklich Zeit.«
    Das aufkommende Gemurmel verstummte, als die Tür aufgerissen wurde.
    Kihlgårds umfangreicher Körper füllte die ganze Türöffnung.
    »Hallo, tut mir Leid, dass ich zu spät komme.«
    Er warf einen hungrigen Blick auf die Pizzakartons.
    »Ist für mich noch etwas übrig?«
    »Hier, nimm meine. Ich kann nicht mehr.« Karin schob ihm ihren Karton hin.
    »Danke«, brummte Kihlgård, rollte den Rest der Pizza ohne große Umstände zusammen und biss herzhaft hinein.
    »Schmeckt gut«, sagte er mit vollem Mund. Die anderen sahen ihm verblüfft zu. Für einen Moment vergaßen sie, warum sie hier saßen.
    »Hast du nicht eben erst gegessen?«, fragte Knutas.
    »Das schon, aber ein Stück Pizza krieg ich immer noch runter«, lachte Kihlgård und biss erneut zu. »Wo wart ihr? Erzähl von dieser Lehrergeschichte.«
    Knutas fasste ein weiteres Mal sein Gespräch mit Kristian Nordström zusammen.
    »Aha. Wir machen uns ja gerade ein Bild vom Leben dieser Frauen, doch von dieser Sache haben wir noch nichts gehört«, sagte Kihlgård. »Helena Hillerström hatte zwar viele

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