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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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das auch Frida Lindh widerfahren war, würde erst der vorläufige Obduktionsbericht klären, aber nichts wies bisher darauf hin.
    Ein Expertenteam vom Landeskriminalamt arbeitete daran, Informationen über frühere Gewalttäter mit ähnlicher Vorgehensweise zusammenzustellen. Knutas’ eigene Kerntruppe, Wittberg, Norrby, Jacobsson und Sohlman, protokollierte die Vernehmungen und wertete die Ergebnisse aus. Die Gerichtsmedizinische Abteilung in Solna würde einen vorläufigen Bericht über Frida Lindh liefern, und auf die Ergebnisse des SKL konnten sie nur warten. Alles ging seinen Gang. Trotzdem krampfte Knutas’ Magen sich vor Ungeduld zusammen. Wie er die Sache auch drehte und wendete, immer kam er zu demselben Schluss. Vieles wies darauf hin, dass die Opfer den Täter gekannt hatten. Frida Lindh hatte auf Gotland keinen großen Bekanntenkreis gehabt. Natürlich wussten viele, wer sie war, aber die Anzahl ihrer Freunde war doch überschaubar. Es war also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass der Mörder ihr im Frisiersalon begegnet war.
    Auch Helena Hillerström hatte auf Gotland nur wenige Bekannte. Sie traf ihre Verwandtschaft und kannte ansonsten im Grunde nur die Partygäste. Und wieder sah Knutas Kristian Nordströms Gesicht vor sich. Nordström war zwar schon vernommen worden, aber Knutas wollte noch einmal mit ihm reden. Er beschloss, zu ihm nach Hause zu fahren. Unangemeldet.

 
     
     
     
    Es war vier Uhr nachmittags. Richtige Sommerwärme hatte sich eingestellt. Es waren achtundzwanzig Grad, bei Windstille. Sein Mercedes stand auf dem üblichen Platz vor dem Polizeigebäude, und Knutas stellte verärgert fest, dass er voll der Sonne ausgesetzt war. Als er die Wagentür öffnete, hatte er das Gefühl, sich in eine Sauna zu begeben. Er warf seine Jacke nach hinten und verbrannte sich am Sitz. Das Auto hatte keine Klimaanlage. Er kurbelte die Fenster herunter. Das war etwas besser. Aber die Jeans klebte an seinen Beinen. Die Hitze nervte ihn und hinderte ihn am Denken. Er fuhr auf die Norra Hansegatan hinaus, und einige Minuten später lag die Stadt hinter ihm. Sein Ziel war Brissund, etwa zehn Kilometer nördlich von Visby.
    Als er bei Kristian Nordström ankam, war er beeindruckt von der hinreißenden Aussicht.
    Das moderne Holzhaus thronte majestätisch auf einem hohen Felsen mit Blick auf das alte Fischerdorf Brissund. Das Haus war in einem Halbkreis gebaut, der sich den Felsen anpasste, und der gesamte Bau schien aus der Felswand herauszuwachsen. Gewaltige Glasfenster durchzogen die Fassade, und eine prachtvolle Holzveranda blickte auf das Wasser. Ein neuer dunkelgrüner Jeep Cherokee stand vor dem Haus. Knutas brach der Schweiß aus. Er stieg aus seinem Mercedes, zog die Pfeife hervor und steckte sie in den Mund, ohne sie anzuzünden. Er ging zur blau gestrichenen Haustür. Wie in Griechenland, dachte er, als er schellte. Knutas hörte, wie im Haus die Türglocke erklang. Er wartete. Nichts passierte. Er klingelte ein weiteres Mal. Wartete. Er zündete seine Pfeife an und beschloss, eine Runde ums Haus zu drehen. Das Meer lag vollkommen ruhig da. Die Sonne brannte. Die Luft sirrte. Er blinzelte zur Sonne hoch und schirmte die Augen mit der Hand ab. Tausende schwarzer Punkte regneten vom Himmel. Es war fast unheimlich. Er schaute zu Boden und stellte fest, dass es sich um Marienkäfer handelte. Im Rasen vor dem Haus leuchteten die kleinen roten Insekten mit ihren schwarzen Punkten. Auf fast jedem Grashalm saß ein Marienkäfer. Seltsam. Er schaute noch einmal zur Sonne hoch. Es sah aus wie rieselnder Schnee im Winter. Nur schwarz. Leise rieselten die Marienkäfer. Hinter dem Haus stieg er auf die Holzveranda. Das Haus wirkte leer und verlassen. Er schaute durch eine Glastür.
    »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    Knutas wäre fast die Pfeife auf die frisch gebohnerten Verandabretter gefallen. Kristian Nordström stand vor ihm.
    »Hallo«, sagte Knutas und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich würde gern kurz mit Ihnen reden.«
    »Kein Problem. Wollen wir hineingehen?«
    Knutas folgte dem hoch gewachsenen Mann ins Haus. In der Diele war es kühl.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Kristian Nordström.
    »Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht. Draußen ist es verdammt heiß.«
    »Ich brauche etwas Stärkeres.«
    Kristian Nordström schenkte sich ein Bier ein, für den Kommissar ein großes Glas Eiswasser. Sie ließen sich in Ledersesseln vor dem Panoramafenster nieder. Knutas zog sein altes,

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