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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Ausland gelebt. Sie wohnte allein. Kommt aus Ljugarn. Kennst du sie?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber warum hat er gerade diese Frauen ermordet? Die scheinen doch überhaupt keine Gemeinsamkeiten gehabt zu haben. Eine war verheiratet und hatte Kinder, eine andere wohnte mit ihrem Freund zusammen, und die Dritte lebte allein. Eine wohnte in Stockholm, eine in Visby und eine draußen auf dem Dorf.«
    Sie trank einen Schluck Cola und zündete sich eine Zigarette an.
    »Eine war Informatikerin, eine Friseurin und die Dritte Künstlerin. Ich frage mich schon, ob sie einer seltsamen Sekte oder irgendeiner Chatgruppe im Internet angehört haben können. Haben sie ein Doppelleben geführt? Hast du wirklich nichts herausgefunden?«
    »Nein«, räumte er beschämt ein. »Bisher noch nicht.«
    Er musste zugeben, dass sie wohl Recht hatte. Wie viel Mühe hatte er sich denn gegeben, um neue Tatsachen ans Licht zu bringen? So gut wie keine. Natürlich hatte er sich an seinen Informanten und an andere Kontakte bei der Polizei gewandt, aber er hatte nicht nachdrücklich versucht, selbst Antworten zu finden. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Und daran ist Emma schuld, dachte er.
    »Ich habe wohl zu viel an dich gedacht.«
    »Und ich denke zu viel an dich«, sagte sie. »Ich denke die ganze Zeit an dich. Ununterbrochen.«
    Sie ging wieder zu ihm zum Bett hinüber und schmiegte sich an ihn. Zusammen bildeten sie einen Körper.
    »Ich liebe dich«, sagte er in ihre Haare.
    Zum ersten Mal in seinem Leben liebte er eine Frau.
    »Ich träume von dir. Ich will mit dir zusammenleben. Hier auf Gotland ein Haus haben. Mich um deine und um unsere Kinder kümmern. Unsere eigenen Kartoffeln ziehen.«
    Er lachte und nahm ihren Kopf zwischen seine Hände.
    »Stell dir vor, das wollte ich immer schon. Ein Kartoffelfeld haben und zum Lachs im Sommer meine eigenen Kartoffeln ausgraben. Das haben wir auf dem Land gemacht, als ich klein war.«
     
    Als Emma nach Hause fuhr, wurde ihr klar, dass sie verliebt war. Bis über beide Ohren verliebt.

 
     
     
     
    Karin Jacobsson sollte Recht behalten. Der dritte Mord innerhalb weniger Wochen machte Gotländern und Touristen gleichermaßen Angst. Viele Frauen wagten sich nicht mehr allein aus dem Haus. Zu Mittsommer begann auf Gotland die Hochsaison, die dann fast zwei Monate dauerte, bis nach dem Mittelalterfestival, das in diesem Jahr in der zweiten Augustwoche stattfinden würde. Bald darauf endeten die Schulferien, und die Sommergäste kehrten auf das Festland zurück.
    Ab Ende August verlief das Leben normalerweise wieder in seinen gewohnten Bahnen, nur vereinzelte späte Urlauber waren dann noch zu sehen. Doch in diesem Sommer liefen zu diesem Zeitpunkt, Ende Juni, bei der Touristeninformation, in Hotels und auf Campingplätzen die Stornierungen ein.
    Die Polizei von Visby geriet von allen Seiten unter Beschuss. Am Morgen des Mittsommertages wurde Knutas telefonisch von der Bezirkspolizeichefin, vom Vorsitzenden des Fremdenverkehrsverbandes, vom Direktor der Handelskammer, vom Bürgermeister und von der Regierungspräsidentin zur Rede gestellt. Ganz zu schweigen vom Landespolizeichef. Ihre Forderungen waren unmissverständlich: Sie sollten den Mörder endlich fassen.
    Das Ermittlungsteam war in aller Eile nach Visby ins Polizeigebäude zurückgekehrt und saß im Versammlungsraum der Mordkommission. Es war elf Uhr vormittags.
    Knutas leitete die Besprechung. Er war dankbar, dass die Medien Gunilla Olssons Identität bisher nicht preisgegeben hatten. Die Polizei hatte auch fast einen Tag nach Entdeckung des Leichnams ihren Bruder noch immer nicht erreichen können.
    »Willkommen allesamt«, sagte er. »Ich freue mich, dass ihr kommen konntet.« Knutas fasste zusammen, was sie bisher über das neueste Opfer, Gunilla Olsson, wussten. »Ich zeige euch zuerst einige Bilder.«
    Das Licht erlosch, und nachdem die dunklen Vorhänge zugezogen worden waren, war es im Zimmer fast schwarz. Ein Bild nach dem anderen erschien auf der Leinwand, während Knutas berichtete. Die meisten Kollegen mochten gar nicht mehr hinsehen und wandten sich angeekelt ab.
    »Der vorläufigen Einschätzung des Gerichtsmediziners zufolge weist sie noch mehr Verletzungen auf als die anderen. Auch fallen die Wunden anders aus als bei den früheren Opfern. Der Mörder ist diesmal offenbar noch brutaler vorgegangen. Wir können noch nicht sagen, um was für eine Art Axt es sich handelt. Die Schläge sind ungleichmäßig, manche

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