Den du nicht siehst
Fettkloß « , rief die Schlimmste von allen, die Anführerin. Die anderen grinsten fies, während sie seine Hände mit eisernem Griff festhielten.
» Diesmal willst du dich doch sicher nicht wieder bepissen? Nein, wir passen schon auf, dass du deine Hose nicht nass machst, sonst wird Mama böse. Nichts da, das willst du doch wirklich nicht « , spottete sie, griff zu seinem Entsetzen nach seinem Gürtel und öffnete ihn.
Als sie ihm die Hose aufknöpfte, drehte er durch. Das war ungefähr das Schlimmste, was ihm passieren konnte. Er versuchte, sich loszureißen, trat um sich und schrie. Er hatte keine Chance. Triumphierend zog die Anführerin ihm die Hose aus. Er schämte sich, als sein Bauch und seine Bei ne entblößt wurden. Er versuchte, die Hände zu beißen, die ihn festhielten.
» Nun seht euch das an. Was für ein kleiner Fettsack. Du solltest wirklich mal eine Runde fasten, weißt du. «
Nun packte die Anführerin seine Unterhose und zog sie ihm runter.
» Was für ein kleiner Schwanz! « , schrie sie, und die anderen lachten laut. Die Demütigung brannte wie Feuer, und er war voller Panik. Er kniff die Augen zu und schrie, so laut er konnte, bis etwas Weiches auf seinen Mund gedrückt wurde und er den Geruch seiner Unterhose erkannte. Die Verhassten pressten sie ihm in den Mund.
» Jetzt halt endlich die Fresse, zum Teufel « , fauchte die Anführerin, und ihre harten Hände drückten auf seinen Mund, damit er die Unterhose nicht ausspucken konnte.
Er bekam keine Luft. Glaubte, zu ersticken, und zappelte verzweifelt unter ihren Händen. Wie aus weiter Ferne hörte er eine Stimme.
» Hör auf. Lass ihn los. Der kriegt doch keine Luft! «
Sie ließen von ihm ab, und er hörte, wie sie davonliefen.
Er blieb am Boden und wagte kaum, die Augen zu öffnen, vielleicht kamen sie ja noch einmal zurück. Als er sich dann endlich traute aufzustehen, wusste er nicht, wie lange er dort in der Senke ausgeharrt hatte. Die Unterhose lag neben ihm. Rasch zog er sich an.
Als er in seine Hosentasche griff, stellte er fest, dass der Zehner verschwunden war.
Helena Hillerströms Eltern wohnten im wohlhabenden Villenviertel Stocksund im Norden Stockholms. Karin Jacobsson und Anders Knutas wollten diesmal persönlich mit ihnen sprechen. Hans und Agneta Hillerström waren zu Hause, und der Vater hatte am Telefon gesagt, sie seien willkommen.
Sie waren beide noch nie in Stocksund gewesen und bewunderten die großen Villen und ihre üppigen Gärten. Sie kamen an der Värtan-Bucht mit ihrem glitzernden Wasser vorbei. Elegant gekleidete Bewohner der Gegend spazierten über die Strandpromenade. Die Jugendstilvilla der Hillerströms lag in einem riesigen Garten auf einer Anhöhe. Hinter der hohen Fliederhecke war sie nur zu ahnen. Helenas Vater öffnete die Tür. Er war ein großer, schlaksiger Mann mit schütterem Haar und vielen Runzeln in seinem sonnengebräunten, ernsten Gesicht.
»Guten Tag«, sagte er ein wenig förmlich. »Bitte, treten Sie ein.«
Sie betraten eine Diele mit beeindruckend hohen Wänden. Runde Pfeiler ragten rechts und links neben der prächtigen Holztreppe zum ersten Stock auf.
Karin seufzte in Gedanken. Was für ein Haus.
Von der Diele aus konnten sie ein Wohnzimmer und einige andere Räume mit großen Fenstern sehen, allesamt mit Blick auf den Garten. Agneta Hillerström gesellte sich zu ihnen. Auch sie war groß und schlank und trug ihr stahlgraues Haar in einer eleganten Pagenfrisur.
Sie nahmen in einer behaglichen Sitzgruppe im Wohnzimmer Platz. Auf dem Tisch standen kleine Kaffeetassen und eine Plätzchenschale. Kokosmakronen, stellte Knutas fest, und griff gerne zu. Lustig, diese Plätzchensorte passte nicht so ganz in das übrige Bild. Er und die Zwillinge backten Kokosmakronen, wenn die Kinder Geburtstag hatten; sie liebten ihren Geschmack sehr.
»Wir wissen, dass Sie schon mehrmals mit der Polizei gesprochen haben, aber ich wollte Sie doch persönlich kennen lernen. Ich leite die Ermittlungen auf Gotland. Wir haben im Moment keinen Verdächtigen, aber während der Arbeit haben wir allerlei Dinge erfahren, über die ich gern mit Ihnen sprechen würde. Ist Ihnen das recht?«
»Sicher«, antwortete Hans Hillerström, und seine Frau nickte zustimmend. Beide blickten ihn fragend an.
Knutas räusperte sich.
»Um gleich zur Sache zu kommen: Wir haben erfahren, dass Ihre Tochter damals auf dem Gymnasium ein Verhältnis mit einem ihrer Lehrer hatte. Einem Sportlehrer namens
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