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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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kühl aus in ihrem weißen T-Shirt mit dem Firmenlogo auf der Brust. Knutas stellte sich und seine Kollegen vor und bat darum, mit dem Chef sprechen zu dürfen.
    »Das bin ich«, sagte die Blonde.
    »Dann wissen Sie ja, dass wir Informationen über zwei Frauen suchen, die hier trainiert haben«, sagte Knutas. »Haben Sie selbst sie gekannt?«, fügte er hinzu und zog einen Briefumschlag aus der Jackentasche, dem er zwei Fotos entnahm.
    »Das hier ist Helena Hillerström, das erste Opfer.«
    Die Frau hinter dem Tresen warf einen Blick auf das Foto. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, die kenne ich nicht. Wir haben hier so viel Kundschaft. Es kommt darauf an, wann sie trainiert hat. Ihre Trainingszeiten haben vielleicht nicht mit meiner Arbeitszeit übereingestimmt.«
    Knutas zeigte ihr das Foto von Frida Lindh. Der Gesichtsausdruck der Frau veränderte sich.
    »Ja, die kenne ich. Frida. Frida Lindh. Sie ist mehrere Jahre lang hergekommen.«
    »Kam sie allein?«
    »Ja, ich glaube schon. Fast immer.«
    »Haben Sie sie gut gekannt?«
    »Nein, das kann ich nicht behaupten. Wir haben uns ab und zu unterhalten. Aber das war auch alles.«
    »Wissen Sie, ob sie hier andere Bekannte hatte?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Sie kam meistens allein. Nur. äußerst selten war sie mit anderen zusammen.«
    »Mit Männern oder Frauen?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, dann immer nur mit Frauen.«
    »Danke«, sagte Knutas.
     
    Die anderen Angestellten konnten ihnen auch nichts Neues erzählen. Die meisten erkannten die ermordeten Frauen wieder, wussten aber nichts über sie.
    Eine Stunde später verließen sie das Fitnessstudio, während Ricky Martins She bangs ihnen in den Ohren dröhnte.
     
    Der uralte Stadtteil Nordergravar lag, von der Schule aus gesehen, auf der anderen Seite der Hauptstraße hinter dem nördlichen Teil der Stadtmauer.
    Es war Freitag, und er hatte die so genannte » lustige Stunde « geschwänzt und gesagt, er müsse zum Zahnarzt, habe aber vergessen, von zu Hause eine Entschuldigung mitzubringen. Auf diese Weise konnte er die Schule früher als alle anderen verlassen. Die Lehrerin hatte ihm geglaubt und ihn gehen lassen. Er konnte nicht fassen, dass sie wirklich nichts merkte. Wusste sie nicht, was die anderen mit ihm machten, oder stellte sie sich nur blind? Er wusste es nicht.
    Als er an diesem Freitagnachmittag das Schulgelände verließ, war ihm leicht ums Herz. Er war beinahe glücklich. Bis zu den Sommerferien dauerte es nicht mehr lange, und danach würde die Klasse geteilt werden. Er würde dann für die Mittelstufe auf eine Schule am anderen Ende der Stadt überwechseln und damit von seinen Quälgeistern befreit werden. Und jetzt würde er sich etwas Gutes gönnen. Zu Hause hatte er unter einer Kommode einen Zehnkronenschein entdeckt und eingesteckt. Davon würde er Süßigkeiten kaufen. Aber nicht irgendwelche Süßigkeiten. Er war unterwegs zum Süßigkeitenladen in der Hästgatan, in der Nähe des Marktplatzes. Der Laden war von der altmodischen Sorte, im Schaufenster hingen lange, gestreifte Zuckerstangen. Er fand es einfach wunderbar, dort einzukaufen. Als er und seine Schwester noch kleiner waren, war ihr Vater samstags oft mit ihnen hingegangen, aber mittlerweile kam das nur noch selten vor. Ihr Vater kümmerte sich kaum noch um sie und gab sich schweigsamer und übellauniger, je größer die Kinder wurden.
    Der Süßigkeitenladen lockte, und er rannte durch die Anlage in N or der gravar. Er liebte diesen Weg, weil er ihn aufregend fand. Er stellte sich oft die Schlachten zwischen Schweden und Dänen vor, die dort im Mittelalter bis zum letzten Blutstropfen gegeneinander gekämpft hatten. Wenn er allein zwischen den Hügelkuppen der alten Befestigungswälle hin und her lief, konnte er seinen schrecklichen Alltag vergessen.
    Er fand einen langen Stock und focht damit in der Luft herum. Er stellte sich vor, er sei einer der Krieger des schwedischen Königs, der den dänischen König Valdemar Atterdag bekämpfte, nachdem er im 14. Jahrhundert Gotland erobert und zur dänischen Provinz erklärt hatte. Er war so in sein Spiel vertieft, dass er die vier, die ihn von einem der Hügel beobachteten, gar nicht bemerkte. Sie heulten los, jagten den Hang herab und fielen über ihn her. Da sie klar in der Überzahl waren, konnten sie ihn schnell zu Boden ringen. Er hatte keine Chance. Er war völlig überrascht und brachte keinen Ton heraus.
    » Jetzt hast du bestimmt totalen Schiss, was, du kleiner

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