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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Schritten hatte er sie erreicht und packte sie von hinten.
    » Was soll das denn? « , rief sie, als er sie mit eisernem Griff umklammerte.
    Er riss ein Stuck Schnur aus seiner lasche und fesselte ihr die Hände auf dem Rücken. Dann schleppte er sie in die Diele, öffnete mit dem Ellbogen die Haustür und zog die Mutter über den Hof in die Scheune. Sie trat um sich und schrie. Biss ihn so tief in die Hand, dass Blut hervorquoll. Er achtete nicht auf den Schmerz. Er sagte nichts. Er war nun am Zug. Er hielt sie fest, während er nach dem dicken Seil griff, das er am Morgen vorbereitet hatte. Er hatte bereits eine Schlinge geknüpft und das Seil an einem Dachbalken befestigt. Nun legte er die Schlinge um ihren Hals. Er löste ihre Fesseln, umschloss aber ihre Handgelenke mit seinen starken Händen und zwang sie, die Finger zu spreizen und den Stuhl zu berühren, ehe er sie hinaufschob. Er selbst kletterte neben ihr auf eine Leiter und presste ihre Finger schließlich noch auf Dachbalken, Seil und Schlinge, bevor er ihre Hände wieder auf dem Rücken fesselte.
    Sie stand nur da und glotzte ihn mit verwunderter Miene an. Sie war verstummt, ihre Unterlippe zitterte. Wie hässlich sie ist, dachte er kalt und überprüfte ein letztes Mal die Schlinge.
    Dann trat er dicht vor sie und sah sie voller Verachtung an. Er empfand einen inneren Frieden, wie er ihn nie gekannt hatte. Eine vollständige Ruhe, die ihn warm durchströmte.
    Ohne zu zögern, trat er den Stuhl unter ihr fort.

 
     
     
     
    Das Telefon war tot. Was war los? Es kam häufiger vor, dass es bei Gewitter nicht funktionierte. Oder war die Leitung durchtrennt worden? Bei diesem Gedanken geriet Emma in Panik. Sie musste ihr Mobiltelefon holen! Es lag in der Küche. Sie rannte hin, wählte Johans Nummer, kam jedoch nicht durch. Aber sicher, sie saßen hier ja in einem Funkloch. Verdammt. Wenn er nun in der Nähe war? Er konnte nicht im Haus sein, das hätte sie gehört. Johan würde eine gute Stunde für den Weg hierher brauchen. Oder sogar anderthalb.
    Ihr fiel ein, dass sie im Schlafzimmer ein Fenster geöffnet hatte, und sie rannte nach oben, um es zu schließen. Als sie sich hinausbeugte, um den Fensterhaken zu packen, sah sie ihn. Er stand hinter der Mauer, unmittelbar an der Grundstücksgrenze. Sie wusste, dass er es war, auch wenn sie ihn nicht erkannte. Er schaute zu ihr hoch. Er war dunkel gekleidet, das konnte sie noch feststellen, bevor sie das Fenster zuschlug und ins Zimmer zurückwich.
    Gegen ihn hatte sie keine Chance. Rasch lief sie aus dem Schlafzimmer und hielt Ausschau nach etwas, das sie als Waffe nutzen könnte.
    Natürlich hatte Johan die Polizei verständigt, dachte sie. Sie musste nur durchhalten, bis sie kamen. Aber wie zum Teufel sollte sie das schaffen?
    Er würde sicher versuchen, ins Haus einzudringen, jetzt, wo er sie gesehen hatte. Die beste Aussicht, eine Waffe zu finden, bestand in der Küche. Dort gab es immerhin Messer. Sie beschloss, sich die Treppe hinunterzuwagen, als sie hörte, wie die Haustür geöffnet wurde.
    Sie hatte sie nicht abgeschlossen. Wie hatte sie das nur vergessen können? Sie spürte Panik in sich aufsteigen, als ihr Blick auf den Baseballschläger ihrer Schwester fiel, der in einer Zimmerecke an der Wand lehnte.

 
     
     
     
    Tingstäde, Lärbro und dann in hohem Tempo weiter Richtung Fårösund. Knutas schaute noch einmal auf die Uhr im Armaturenbrett. Die Minuten jagten nur so dahin. Er hatte mit den beiden Kollegen in Fårösund gesprochen, die ihm viel zu langsam vorkamen, mittlerweile aber immerhin die Kreuzung bei Sudersand erreicht hatten und dort Richtung Ekeviken und Skär abbogen. Dass der Regen vor dem Auto wie eine Wand aufragte und die Sicht stark behinderte, machte das Fahren nicht leichter. Es war Viertel nach sechs abends, und glücklicherweise waren die Straßen frei. Karin saß neben ihm, ihr Mobiltelefon am Ohr, und hielt Kihlgård auf dem Laufenden.
    Sie hatten mehrere Male vergeblich versucht, Emma auf ihrem Mobiltelefon anzurufen. Eine eintönige Stimme beharrte darauf, dass dieser Anschluss derzeit nicht erreichbar sei. Bitte, versuchen Sie es später wieder. Und der Festnetzanschluss im Haus ihrer Eltern war mausetot.
    Knutas fuhr schnell und konzentriert über die Hauptstraße nach Fårösund. Sie mussten Emma Winarve rechtzeitig finden. Er trat das Gaspedal noch etwas weiter durch und starrte durch den Regen auf die Straße. Er ging so vorsichtig in die Kurven, wie das bei dem

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