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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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legte.
    »Waren die Angriffe Teil eines umfassenderen Plans?«, fragte ein anderer Journalist.
    »Wir wissen, dass ausländische Mächte diese Unruhen für ihre eigenen Zwecke geschürt haben«, sagte der Minister.
    »Wer ist damit gemeint?«, fragte Iris.
    »Der dieswöchige Bösewicht ist China«, antwortete ich. »Ich bezweifle aber, dass die Chinesen sich diese Unterstellung einfach
     so gefallen lassen.« Alle Fragen dieser Pressekonferenz waren harmlos oder von der Regierung angeregt. Die Regierung wollte
     China wissen lassen, wem sie die Schuld gab, wobei ich allerdings überrascht wäre, wenn es irgendwelche Beweise gäbe.
    »…   unterstreicht ein weiteres Mal die Bedeutung einer gemeinsamen Front gegen den Terrorismus«, fuhr der Minister fort. »Wer
     Amerika mit wütender Rhetorik zu spalten versucht oder die nationale Frömmigkeit untergräbt, bedroht die amerikanische Sicherheit
     selbst.«
    Man schaltete zurück ins Studio, wo analysiert wurde, wie viel Angst wir jetzt alle haben mussten. Die hübsch frisierte Null
     am Tisch des Moderators hatte einen verwirrten, gequälten Gesichtsausdruck: den Blick eines Kindes, das in einen Streit seiner
     Eltern geraten ist und nicht Partei ergreifen möchte. Selbst nach der Fatwa, die die Ältesten gegen die Wirtschaftsbosse ausgesprochen
     hatten, hatten die Medien Angst, sich gegen die Regierung zu äußern.
    »Ausländische Sender bekommst du auf diesem Gerät wohl nicht?«, fragte ich.
    »Doch, natürlich«, antwortete sie. »Ich muss doch bei der neuesten gottlosen Propaganda auf dem Laufenden bleiben.«
    Sie fummelte an der Rückseite des Fernsehers herum undBBC erschien. Es wurden Aufnahmen des Aufruhrs gezeigt mit dem Untertitel »Die Schlacht vom Christopher Park«. Der Kameramann
     hatte auf der gegenüberliegenden Seite der Seventh Avenue gestanden, dann nördlich des Platzes hinter einer Mülltonne Stellung
     bezogen und den Platz selbst herangezoomt. Heilige Söhne versuchten, Deckung hinter den Bänken und Eisengeländern zu finden,
     während sie mit den Wohnungen rundum Schüsse wechselten.
    Die Kamera fing nur den Treffer der ersten Panzerfaustgranate ein, die in ein Wohnhaus an der Grove Street schlug. Das Gerät
     ruckelte von der Schockwelle und schwenkte dann nach links, um das zweite Haus in Flammen zu zeigen. Die beiden Explosionen
     hatten die Milizionäre ermutigt, ihre Deckung auf dem Platz mit ihren selbstgebastelten Bomben zu verlassen. Es gab weitere
     Explosionen näher am Platz. Der Kameramann schwenkte ruckweise herum, konnte aber nicht allen Bomben folgen. Mindestens vier
     Gebäude waren getroffen worden, aber nicht die brennenden Häuser zogen meine Blicke an. Auf der Straße lag ein Heiliger Sohn
     auf dem Rücken, einen brennenden Molotow-Cocktail in der kalten, toten Hand. Auf dem Platz selbst lagen Gestürzte; manche
     versuchten, sich zu bewegen, andere waren reglos. Aus dieser Entfernung sahen Milizionäre, Einwohner und Erweckungsbewegte
     alle gleich aus, und ihr Blut wirkte vor dem roten Backstein wie Regen.
    »Mach das aus«, sagte ich. Ich hatte schon genug von diesem Tag gesehen.
    Iris tat wie geheißen. »Wie konnte so etwas passieren?«, fragte sie.
    »Die sind zu weit gegangen«, antwortete ich. Die Ältesten redeten nur miteinander und mit dem härtesten Kern der Getreuen,
     die ihre Zweifel, falls sie überhaupt welche hatten, aus Achtung vor Gott und der Hierarchie, der sie dienten, für sichbehielten. Das Schweigen des Rests – denn bis jetzt konnte man leicht die Augen vor dem verschließen, was da ablief, wenn
     man der richtige Mensch dazu war, und andernfalls hielt man aus Angst den Mund – begriffen die Ältesten als unausgesprochene
     Unterstützung. Allmählich glaubten sie selbst, dass ihre Macht auf göttlichem Recht beruhte, und dachten, keiner könne sie
     aufhalten.
    »Sie haben busladungsweise Menschen herangekarrt, die man gelehrt hat, die säkulare Welt zu hassen und zu fürchten, haben
     sie in einer fremden Stadt von der Leine gelassen und ihnen aufgetragen, die Feinde ihres Glaubens zu vernichten«, sagte ich.
     »Es war unvermeidlich.« Jene Bilder hatten einen alten Zorn geweckt, den ich seit Teheran in mir trug. Es war die elende,
     kalte Wut darauf, zusehen zu müssen, wie Menschen als Brandopfer auf dem Altar der Mächtigen geopfert wurden. »Die verdammten
     Drecksäcke haben einen einzigen Blick aufs Wasser geworfen und geglaubt, sie könnten einfach darüber

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