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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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hinwegspazieren.«
    »Aber die Ältesten wollten nicht, dass so etwas passiert.«
    »Vielleicht wollten sie nicht, dass die Dinge so weit kommen, sie sind ja nicht dumm«, erwiderte ich. »Aber das spielt keine
     Rolle; sie haben der Welt ihr wahres Gesicht gezeigt. Von jetzt an wird es nur noch schlimmer werden.«
    »Warum hasst du die Christen so?« Ich versuchte, bis zehn zu zählen. Ich wollte diese Diskussion jetzt nicht führen, schon
     gar nicht mit meiner Gastgeberin und Krankenschwester.
    »Wenn du es mir erzählst, würde ich es vielleicht verstehen.«
    Vielleicht ja wirklich. Ohnehin fiel es mir nicht leicht, ihr etwas abzuschlagen. »Ich bin in einer Vorstadt im Bundesstaat
     New York aufgewachsen, unter den letzten Überresten der verschwindenden Mittelschicht. Ich hatte ganz normale Träume und ein
     typisches Mittelschichtleben, bis meine Mutterkrank wurde. Krebs. Sie war versichert, aber irgendwie schafften die es, sich aus der Kostenübernahme herauszuwinden. Unsere
     Ersparnisse verschwanden in den Taschen von Anwälten, Ärzten und Pharmafirmen. Ich ging von der Schule ab und arbeitete, aber
     es reichte nicht, um die Chemotherapie zu bezahlen.
    »Mein Vater war ein gefallener Baptist und meine Mutter theoretisch eine Jüdin. Als sie krank wurde, fanden meine Eltern ihren
     jeweiligen Gott. Anfangs brachte das beiden Frieden. Mein Vater betete jeden Tag, und als seine Gebete unbeantwortet blieben,
     verlor er den Glauben nicht. Vielmehr begann er auf ein Wunder zu vertrauen. Er hat jeden Tag Brian Binn geschaut.«
    »Brian Binn ist ein Betrüger.«
    »Das sollte man eigentlich für offensichtlich halten, wenn jemand behauptet, Kranke durchs Fernsehen hindurch heilen zu können,
     aber mein Vater wollte an ihn glauben. Er zog sich vierundzwanzig Stunden am Tag Sendungen über Wunderheilungen und erhörte
     Gebete rein. Er kratzte den letzten Rest unseres Geldes zusammen und übergab alles Binns Priestern. Sie schickten einen ihrer
     Predigerkrieger los, und der betete ein paar Tage lang über meiner Mutter. Ich war froh, dass sie von den illegalen Generika,
     die ich für sie gekauft hatte, so weggetreten war, dass sie nicht begriff, was geschah.
    Sie ist in Frieden zu Hause gestorben. Der Predigerkrieger schob sein Versagen auf die Tatsache, dass meine Mutter eine Jüdin
     war. Komisch, dass er diesen Einwand nie erhoben hatte, bevor er sein Geld bekam. Ich brach ihm den Kiefer. Das Resultat war
     nur, dass zu der Liste meiner übrigen Fehler noch eine Anklage wegen Körperverletzung kam. Mein Vater gab sich selbst die
     Schuld – ob dafür, dass er auf die Sache hereingefallen war, oder eher, weil er nicht fest genug geglaubt hatte, habe ich
     nie herausbekommen. Ich schwöre, dass ererleichtert war, als er ein halbes Jahr später einen Herzanfall bekam.« Ich hatte die Hand meines Vaters gehalten, als er
     auf einer Tragbahre im Vorgarten unseres zwangszuversteigernden Hauses lag. Er flehte mich mit den Augen an, ihm zu verzeihen,
     während jemand neben mir flüsternd fragte, ob mein Vater eine Versicherung habe.
    »So hätte es nicht laufen sollen.«
    »Richtig«, antwortete ich, »aber so war es.«
    »Heute ist das anders«, erklärte Iris. In ihrer Stimme schwang etwas mit, auf das ich nicht den Finger legen konnte, aber
     es gefiel mir nicht. »Das Barmherzigkeitsamt bietet kostenlose medizinische Notfallversorgung, betreibt Krankenhäuser und
     bezahlt sogar Krebsmedikamente.«
    »Das wäre für meinen Vater großartig gewesen, aber meine Mutter war keine Christin.«
    »Das Barmherzigkeitsamt schert sich nicht darum, welche Religion jemand hat.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt«, widersprach ich. »Den Ärzten und Krankenschwestern ist es vielleicht egal, aber was meinst
     du wohl, auf welchen Platz der Warteliste die von der Erweckungsbewegung beherrschte Verwaltung meine Mutter setzen würde?
     Und was ist mit Buddhisten oder Atheisten wie mir?« Das Wort schien sie zu verletzen, obgleich ich es nicht so gemeint hatte.
     »Unter deinem mildtätigen System sind wir ganz schön aufgeschmissen. Als ich in die Armee eingetreten bin, habe ich geschworen,
     dieses Land und seine Bürger zu verteidigen, nicht seine Christen und seine Wiccas.«
    »Binn ist gar kein echter Christ«, entgegnete Iris. »Er ist ein Fernsehscharlatan, ein Lügner, der die wahren Christen in
     Verruf bringt, das hat Bruder Isaiah immer gesagt. Du kannst ihn uns nicht vorwerfen.«
    »Doch, das kann ich, und das

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