Den ersten Stein
kamen von flachen, schweren Schuhen. Ich setzte mich und nahm eine unschuldige Haltung ein.
Die Tür wurde von einem Stillwater-Söldner geöffnet. Ein weiterer wartete draußen mit einem Mann in einem dunklen Anzug. Der
war klein, etwa dreißig, und sein Haar war länger als der unter Zivilisten üblich gewordene militärische Bürstenschnitt. In
seinem Gesicht kontrastierten weiche Babywangen mit Augen, die alles mit distanziertem Misstrauen betrachteten. Ich kannte
diesen Blick von den alten Hasen, die den Irak durchlebt hatten, aber er sah nicht aus wie ein Militärangehöriger. Seine Hände
waren selbst für einen Stabsoffizier zu weich, und er hatte nicht die Körperhaltung, die jedem Soldaten während der Grundausbildung
angedrillt wurde. Er trug denselben Schrott am Anzug wie ich, und seine steife Art bewies, dass er bei ihm echt war.
»Kommen Sie mit«, sagte der Mann im Anzug. »Ich soll auf Miss Turner warten.«
»Ich werde Sie nicht noch einmal bitten«, sagte der Mann.
Die Sonnenbrillen, die die Söldner trugen, machten ihreGesichter undeutbar, aber ihre Sturmgewehre sprachen für sich. Jetzt war nicht die Zeit für passiven Widerstand.
Wir trafen Cecily, die aus der Damentoilette kam und sich bemühte, ihr Haar wieder in einem Knoten zu bändigen. »Was ist los,
Mr Pyke?«
Er starrte sie wütend an, weil sie seinen Namen genannt hatte. »Er kommt mit uns.«
»Kommen Sie in mein Büro zurück, wenn Sie fertig sind?«
»Ich werde es versuchen, Miss Turner«, sagte ich. »Ich werde es wirklich versuchen.«
Einen Söldner an jeder Seite, wurde ich in den Lift geführt. Auf halbem Weg zwischen dem achten und dem neunten Stock drückte
Pyke auf Stopp. »Durchsuchen Sie ihn.«
Einer der Söldner klopfte mich ab. »Machen Sie das nur, um die zehn Prozent Männer zu finden, die Spaß daran haben?«
Als Antwort schleuderte der Söldner mich herum und ließ mich gegen die Liftwand krachen. Was immer sie suchten, die Fünfundvierziger
unter meiner linken Achsel war es nicht. Seine tastenden Hände stießen nicht auf die Unterlagen, die ich an einer intimen
Stelle versteckt hatte.
»Er ist sauber«, sagte der Söldner und stellte sich wieder so hin wie zuvor.
»Sagen Sie, was Sie hier tun«, forderte Pyke mich auf.
»Meine Pflicht als Bürger und Christ.«
»Kein Christ legt falsches Zeugnis ab, Mr Strange, und den Akzent können Sie sich sparen. Beim
Kreuzzug der Liebe
einen falschen Bericht zu Protokoll zu geben, das kann Ihnen eine Menge Ärger einbringen.«
»Soweit ich weiß, sind Sie nicht die Polizei.«
»So gut wie, Strange. Ich wette, Sie sind die Art von Nihilist, der braven Bürgern gern die Zeit mit seinen Mätzchen stiehlt,
aber deswegen sind Sie nicht hier. Für wen arbeiten Sie?«
Ich antwortete nicht. Pyke trat näher an mich heran undnahm eine Haltung an, die wohl bedrohlich sein sollte. Die Söldner lachten wahrscheinlich hinter ihren Sonnenbrillen. Bestimmt
hatten sie genau wie ich genug aufgeblasene kleine Tyrannen auf dem Exerzierplatz erlebt; Männer mit begrenzter Fantasie,
die sich was auf ihre schmalen Silberstreifen einbildeten.
»Ich weiß nicht, woher Sie kommen, Pyke, aber das hier ist New York. Sie können nicht einfach daherkommen und die Einheimischen
rumschubsen; dafür haben wir unsere eigenen Leute.«
»Ich rate Ihnen, meine Frage zu beantworten.«
»Oder was?«
Pyke wies mit schief gelegtem Kopf auf einen seiner gemieteten Gorillas.
»All dieses schöne Mahagoni hier drinnen sieht so aus, als würde es schnell Flecken bekommen«, sagte ich.
»Dann sollten Sie besser mit der Sprache rausrücken.«
»Wer sagt denn, dass ich von
meinem
Blut spreche.«
»Ihre letzte Chance«, sagte Pyke. »Für wen arbeiten Sie?«
»Für mich selbst.«
Pyke machte den Fehler, sein Gesicht in die Nähe meines linken Ellbogens zu bringen. Ich konnte ihm zumindest die Nase brechen,
bevor ein Gewehrkolben mich im Nacken traf. Pyke beugte sich vor, um den Lift wieder in Gang zu setzen. Er trat zurück und
verschränkte die Arme. Die Stockwerke rauschten vorbei. Ich beobachtete die Söldner in den Spiegeln des Lifts und wartete
auf eine Bewegung ihrer Schultern oder ein Zucken in ihren Gesichtern, das mir sagen würde, was bevorstand. Keiner gab einen
Laut von sich.
Der Lift piepte und öffnete sich zur Lobby hin. »Lassen Sie die Krawatte hier«, sagte er.
Ich öffnete meinen Krawattenknoten und ließ die Krawatte in seine Hand fallen.
»Ich
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