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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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möchte Sie nie wieder sehen.« Er starrte mich wütend an, die Augen wie geschliffenes blaues Glas.
    »Ganz meinerseits, Kumpel.« Auf dem Bildschirm über der ewigen Flamme blickten die Menschenmassen noch immer zur Tribüne,
     in ihrem gemeinsamen Moment der Trauer für immer erstarrt. Bruder Isaiah hob die Arme zum sich verdunkelnden Himmel und führte
     sie ins Gebet.
     
    »Wo sind Sie?«, blaffte Whites Stimme aus dem Handy, das er mir gegeben hatte.
    »In Queens.« Der Prozess der Yuppiesierung, der sich von Manhattan aus durch den Midtown Tunnel ins Gebiet von Queens vorfraß,
     war den Marktkräften zum Opfer gefallen, bevor er diesen Teil der Stadt erreicht hatte. Niedrige, ärmliche Gebäude säumten
     die Straße, und die, die Pech hatten, zerfielen vollständig und wurden zu leeren Grundstücken, wo Rudel wilder Hunde hausten.
     Leuchtschriftzeichen, deren Röhren tagsüber dunkel waren, warben für Tätowierungen, Gyros und kurzfristige Kredite.
    »Warum melden Sie sich erst jetzt?«
    »Ich wollte abwarten, bis ich etwas Interessanteres zu berichten hätte, als was ich zu Mittag gegessen habe.«
    »Können Sie reden?«
    »Einen Moment bitte.« Ich schlüpfte in eine Gasse zwischen einem Waschsalon und einem Coffeeshop. Nur die Ratten, die zwischen
     Müllbeuteln und zerbrochenen Spritzen herumschnüffelten, konnten uns hören. »So, jetzt.«
    »Haben Sie etwas in den Unterlagen gefunden?«
    »Noch nicht, aber unter den Drohbriefen befand sich einer von einem Mann, der wütend genug ist und die Fähigkeiten hätte.
     Der
Kreuzzug
beobachtet ihn schon seit einer Weile.«
    »Ich habe in den Unterlagen niemanden dergleichen gefunden.«
    »Die haben Informationen zurückgehalten.«
    White hielt sein Versprechen, mich nicht zu fragen, woher ich meine Kenntnisse hatte.
    »Ich bin jetzt auf dem Weg in seine Wohnung.«
    »Wie heißt er?«
    »Sagen Sie mir erst, was die Autopsie ergeben hat.«
    »Sie sind kindisch, Strange.«
    Es wäre kindisch naiv gewesen, nicht zu glauben, dass er mich im Dunkeln tappen lassen wollte. Ich wartete ab.
    »Schön. Die Todesursache war Erdrosselung. Im Zimmer wurden keine DN A-Spuren oder Fingerabdrücke außer seinen eigenen gefunden. Die toxikologische Untersuchung war negativ und er hat vor seinem Tod
     keinen Sex gehabt.«
    »Also keine Überraschungen.«
    »Doch, wir haben etwas Merkwürdiges gefunden. An seinen Schuhen haftete etwas Erde, ebenso an seinem Anzug. Es war zu wenig,
     um es mit bloßem Auge zu erkennen, es sei denn, man wusste, wonach man suchen musste. Außerdem haben wir ein paar Kiefernnadeln
     entdeckt.«
    Wie kam ein Mann, den man mitten in Manhattan auf dem Bett eines Fünfsternehotels gefunden hatte, zu Schmutz und Kiefernnadeln
     an seinem Anzug? »Stammt die Erde vielleicht von den Topfpflanzen in der Lobby?«
    »Nein, und dort unten wächst garantiert nichts so Großes wie eine Kiefer. Ich habe meine Agenten das ganze Hotel durchsuchen
     lassen, und wir haben im Keller einen Wäschewagen mit Hautpartikeln von ihm und ein paar weiteren Kiefernnadeln gefunden.«
    Das erklärte, wie die Leiche in die Suite geschafft worden war, gab aber keinen Aufschluss darüber, wo sie herkam. »Sie überprüfen
     die Parks?«
    »Ja, sowie jeden Fleck in der Gegend, der groß genug für eine Kiefer ist. Ich bin nicht optimistisch.«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich diesen Fall lösen würde, wurde immer geringer.
    »Da ist noch etwas: Die Leiche von Bruder Isaiahs Fahrer ist aufgetaucht.«
    »Sein Fahrer?«, fragte ich. »Warum haben Sie mir nicht von ihm erzählt?«
    »Ich wusste es selbst nicht. Wie Sie gerade sagten, die
Kreuzzug -Leute
waren uns gegenüber nicht gerade ehrlich. Jetzt, wo wir die Leiche haben, mussten sie zugeben, dass sie ihn seit gestern Nachmittag
     nicht mehr gesehen haben.«
    »Deutet irgendetwas darauf hin, dass er in die Sache verwickelt war?«
    »Die haben nur gesagt, dass er ein rechtschaffener Christ war, den Bruder Isaiah wegen seiner Frömmigkeit ausgewählt hatte.
     Er hatte kein Strafregister.«
    »Vielleicht war er in die Sache verwickelt und wurde dann sicherheitshalber getötet, damit er den Mund hält.«
    »In der Tat«, sagte White. »Die Welt ist voller wundersamer Möglichkeiten. Unglückseligerweise brauche ich Beweise.«
    Whites funkelnde Persönlichkeit ließ den einen Tag, den ich ihn kannte, schon wie eine lange Gefängnisstrafe wirken.
    »Wo wurde er gefunden?«
    »Ungefähr eine Stunde nördlich von hier, in einem Wald

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