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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Armeedienst angeworben. Diese naiven
     jungen Leute wollten unbedingt die Frohe Botschaft verkünden. Aus der Gerüchteküche erfuhren sie, wer die Heiden waren, und
     jeder neue Versuch eines dieser Rekruten, Benny zu bekehren, war immer ein Spaß. Bennys Antworten wurden im ganzen Bataillon
     legendär wegen der Kreativität der Lästerungen und des Stroms von Flüchen, der länger war als ein kalifornischer Highway.
    Ich ließ Benny seine Pfannkuchen zu Ende essen. »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, sagte ich, als sein Teller weg
     war. Ich zeigte ihm, was ich von dem Dicken hatte.
    »Was ist denn das?«
    »Das ist eine Probe.«
    »Das ist eine mit Blut und Gott weiß was beschmierte Serviette«, entgegnete Benny. »Was soll ich damit tun?«
    »Schick sie ins Labor und lass nach dem Namen suchen, der zu dem Blut gehört.«
    »Wir brauchen normalerweise einen Grund für so was.«
    »Ich dachte, der begründete Verdacht wäre heutzutage nur noch ein kurioses Relikt.«
    »Ich meinte einen Grund, um die Kosten zu rechtfertigen. Das ist die einzige Begründung, die sie schert.« Benny schaute auf
     mein Beweismaterial und runzelte die Stirn. »Da rettet dir so ein Typ ein paarmal das Leben und denkt dann, du wärst ihm etwas
     schuldig«, murmelte er, doch er wickelte die Serviette in ein paar saubere Servietten vom Diner ein und steckte sie in seine
     Manteltasche. »Ich gebe dir Bescheid, sobald ich von den Laborheinis irgendetwas erfahre.«
    »Danke, Benny.«
    »Lad mich zum Essen ein, Alter, dann sind wir quitt.«
    »Da weiß ich was Besseres.«
    Benny blickte misstrauisch auf den Umschlag, den ich ihm hinschob. »Was versuchst du mir jetzt zu geben?«
    »Nur, was ich dir schulde.« Ich hatte die fünftausend nicht alle auf einmal geliehen; mal hundert, mal fünfzig, nur ein bisschen
     zusätzliches Geld in jenen Zeiten, in denen ich keine Arbeit hatte, weil anscheinend alle Welt sich plötzlich gut benahm.
     Benny hatte es mir niemals abgeschlagen, niemals Fragen gestellt und auch nie nachgefragt, wann er das Geld zurückbekommen
     würde. Er war vielleicht der einzige Mensch, der meine Lage wirklich verstand, und verhielt sich anständiger, als man von
     irgendwem hätte erwarten dürfen. Es war leicht gewesen, die geschuldete Summe genau im Blick zu behalten; die Scham, die ich
     jedes Mal empfand, wenn ich die Hand ausstreckte, sorgte dafür, dass ich mir die Zahlen leicht merken konnte.
    Benny machte den Umschlag auf und seine Augen weiteten sich. Drinnen lag jeder Cent, den White mir gegeben hatte.Ich konnte sehen, wie Benny in seinem FB I-Gehirn die Punkte verband: meine Fragen, die blutige Serviette und nun dieses Geld – mehr als ich seit langem besessen hatte.
    »Oi wej, Felix, auf was hast du dich da eingelassen? Halt«, sagte er, bevor ich auch nur den Mund aufgemacht hatte. »Vergiss,
     dass ich diese Frage gestellt habe; das war in einem kurzen Moment temporären Wahnsinns.« Benny trommelte mit den Fingern
     auf dem Umschlag herum und hielt dann die Hände abwehrend vors Gesicht. »Ich kann das nicht annehmen«, sagte er. »Versteh
     mich nicht falsch; ich würde es nur zu gern nehmen, und Miriam wäre überglücklich. Aber dann würde sie mich fragen, woher
     das Geld kommt, und wenn sie herausfindet, dass es von dir ist   …« Er warf die Hände hoch.
    »Es ist dein Geld.«
    »Miriam hat dich ins Herz geschlossen, Felix, sie denkt, dass man dich behüten muss wie eine vom Aussterben bedrohte Art.
     Sie wird glauben, dass ich dich bis aufs Hemd ausziehen will.«
    »Dann erzähl ihr, dass du das Geld beim Pferderennen gewonnen hast.« Er versuchte, es mir zurückzugeben, doch ich wehrte mit
     erhobenen Händen ab. »Bei euch ist ein kleiner Benny unterwegs, und ich will nicht, dass meine Freundschaft ein so teures
     Vergnügen ist.«
    Benny fluchte leise. »Wenn du das Geld hier brauchst, um aus dem rauszukommen, in das du dich hineinmanövriert hast, solltest
     du es mir besser sagen. Wenn du hinterher tot bist, muss ich mir das bis an mein Lebensende anhören.«
    »Ich werde versuchen, dir keine Unannehmlichkeiten zu machen.«
    Benny stand auf und ließ ein paar zerknitterte Geldscheine auf dem Tisch zurück. »Vergiss, was ich eben gesagt habe. Ich zahle
     das Essen, denn du kannst es dir bestimmt nicht leisten.« Er setzte den Hut auf und blickte zum Fernseher.Dort wurde noch immer über die Verhaftungen in der Wall Street berichtet.
    Einen Moment lang befürchtete ich, Benny würde

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