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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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diese Angelegenheit
     verwickelt wurde; er hatte zu viel zu verlieren.
    »Wie war es in Albany?«, fragte ich.
    Benny verdrehte die Augen. »Eine verdammte Zeitverschwendung. Das Einzige, was es erträglich gemacht hat, waren diese beiden
     Senatoren, die ihr Spesenkonto kräftig geplündert haben. Sie waren so nett, mich unter den Tisch zu trinken, und auf meinem
     Weg nach unten habe ich einige interessante Dinge gehört.« Benny kippte noch etwas Sirup in den See, in dem seine Pfannkuchen
     schwammen. »Anschei nend hat die Wall Street ›Vorbehalte‹ gegenüber der Politik der Ältesten geäußert.«
    »Welcher Politik genau? Dass sie die Leute unglücklich machen, dass sie unser ganzes Geld ausgeben oder dass sie das Heilige
     Land in eine Festung verwandeln?«
    »Sie sind nicht ins Detail gegangen«, antwortete Benny. »All das hat sich jedenfalls für den durchschnittlichen Unternehmensbonzen
     hervorragend ausgezahlt, ich weiß gar nicht, warum die sich beschweren.«
    »Und der
Kreuzzug
ist nach New York gekommen, um sie wieder auf Kurs zu bringen?«
    Benny nickte. »Hörst du das?«, fragte er.
    Ich hörte nur das Klappern von Besteck auf Esstellern und ein allgemeines Gemurmel.
    »Das ist das Geräusch von mehreren Millionen Menschen, die gleichzeitig versuchen, in Deckung zu gehen. Alle ziehen den Kopf
     ein und hoffen, dass es irgendeinen anderen Idioten zuerst trifft. Der
Kreuzzug
geht nirgendwo hin, wo nicht schon ein paar Lämmer vor dem Altar aufgereiht stehen.«
    »Hast du eine Ahnung, wer die Lämmer sind?«
    »Als Erstes werden die üblichen Verdächtigen drankommen: Schwule, Atheisten oder Leute, die an Sonntagen trinken. Und dann,
     wer weiß? Ich muss sagen, die Tatsache, dass sich meine lieben New Yorker Mitbürger jetzt kollektiv in die Hosen scheißen,
     kotzt mich an«, sagte er, den Mund voll Pfannkuchen. »Diese Jesus-Freaks können ja nicht jeden im Blick haben.«
    »So ging es mir immer mit dem Weihnachtsmann«, meinte ich. »Aber ich wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen. Warum
     haben sie nicht auf die Börsenaufsichtsbehörde zurückgegriffen, oder auf euch Hohlköpfe?«
    »Sie trauen uns beiden nicht«, sagte Benny, »vor allem nicht dem FBI.   Wir haben Anweisung, dem
Kreuzzug
nicht in die Quere zu kommen, solange er in der Stadt ist; der Direktor will nicht, dass das FBI dasselbe Schicksal erleidet
     wie die CIA.«
    »Das klingt nicht so, als ob ihr noch viel Macht hättet.«
    »Na ja, einen Rest haben wir noch, und daran klammernwir uns fest. Ich wünschte, Hoover wäre noch da; der alte Drecksack war in diesem Spiel besser als jeder andere.«
    In gewisser Weise war J.   Edgar Hoover noch immer unter uns; das Problem war nur, dass er als Ezekiel White wiedergeboren worden war und nun für ein
     anderes Team spielte. Wir hielten den Mund, während die Kellnerin mir Kaffee nachschenkte.
    »Unser einziger Trost ist, dass der
Kreuzzug
die Holy Rollers sogar noch mehr ankotzt als uns. Einer der Rollers, mit denen ich in Albany gesprochen habe, hat sich beschwert,
     die vom
Kreuzzug
dürften eigentlich gar keine Untersuchungen einleiten, weil sie keine Polizeikräfte wie wir seien. So wie er und ich, meinte
     er. Die Chuzpe dieser Schmendriks möchte ich haben.«
    Dass ein Arschkriecher wie White und seine Legion von Daveys dieselben Befugnisse erhalten hatten wie das FBI, war vielen
     Spezialagenten ein Dorn im Auge.
    »Diese Wall-Street-Typen sind nicht wie die armen Schweine in San Francisco und Salt Lake City. Die werden sich nicht einfach
     auf die andere Seite wälzen und ein Liedchen pfeifen«, sagte Benny. »Es wird hässlich werden.«
    »So hässlich wie das da?«, fragte ich und zeigte auf den Fernseher, der hinter der Theke hing und auf dem die Nachrichten
     liefen. Sieben Männer in Anzügen, die mehr gekostet haben mussten, als ich im ganzen Jahr verdiente, wurden durch eine Menschenmenge
     hindurch abgeführt. Sie hatten die Mantelärmel über die Hände gezogen, um die Handschellen zu verbergen. Die Nachrichtenzeile
     lautete: »Führende Konzernchefs angeklagt.« In der oberen Ecke des Bildschirms standen die Worte: »Gedenkt Houstons!« über
     der Grafik einer flatternden amerikanischen Fahne. Darunter wurden die Jahre, Monate und Tage seit der Zerstörung der Stadt
     gezählt.
    »Scheiße«, sagte Benny. »Es geht schon los.«
    Mein Freund kannte den Zusammenhang nicht, sonst würde er gar nicht mehr mit dem Fluchen aufhören. Die Ältesten hatten kein
    

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