Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
Vom Netzwerk:
ziehe ich nach Las Vegas.« Wenigstens kann ich da am
     Sabbat zu einem All-you-can-eat-Buffet gehen.
    »Vielleicht ändern Sie ja Ihre Meinung, wenn Sie von den wunderbaren Anreizen hören, die die U S-Regierung Ihnen bietet, um Ihnen zu helfen, Ihrer religiösen Pflicht nachzukommen. Als orthodoxer Jude«, sagte er mit einem Augenzwinkern,
     »können Sie bis zu zwanzigtausend Dollar Direktzahlungen und weitere zehntausend Dollar zinsfreie Darlehen erhalten, als Unterstützung
     bei Ihrer Umsiedlung und Akklimatisierung.«
    »Was entscheidet, wie hoch der tatsächliche Betrag ausfällt?«, fragte ich wider Willen neugierig.
    »Wir betrachten viele Faktoren: Familienstand, Kinder, ein eventuelles Studium an einer Talmudhochschule oder ehrenamtliches
     Engagement bei einer israelischen Organisation. Ich würde aber sagen, das wichtigste Kriterium ist der Ansiedlungsort.«
    »Wie viel wäre es, wenn ich mich für Arkangel entscheidenwürde?« Ich fragte mich, wie verzweifelt sie Leute suchen würden, die an Smalls alten Einsatzort zogen.
    Er konsultierte seinen PDA.   Die Frage bestürzte ihn aus irgendeinem Grund. »Zehntausendzweihundertdreiundvier zig Dollar«, sagte er. »Eine ziemlich hohe Summe für eine alleinstehende Person.« Wahrscheinlich war diese pedantischpräzise
     Bewertung der Tatsache, dass ich für den Rest meines Lebens in Angst vor einem Anschlag würde leben müssen, irgendeinem Zahlenfresser
     in einer Pseudo-Denkfabrik zu verdanken. »Wenn Sie beschließen, an einen   …« – sichereren durfte er nicht sagen – »bevölkerungsreicheren Ort zu ziehen, wie zum Beispiel Tel Aviv, fällt die Entschädigung
     geringer aus.«
    »Dieser Freifahrschein«, fragte ich, »der enthält doch keine Rückfahrt, oder?«
    Für einen Mann, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Fremden in ihrem eigenen Heim bohrende Fragen zu stellen, konnte
     Ernest mit peinlichen Situationen nicht sehr gut umgehen. »Voraussetzung ist der freiwillige Verzicht auf die Staatsbürgerschaft«,
     sagte er und rutschte dabei schon wieder unbehaglich herum. »Aber es steht Ihnen frei, die Vereinigten Staaten ohne Visum
     zu besuchen.«
    Es würde mir frei stehen, mein eigenes Land zu besuchen. Wie großherzig von ihnen. »Ich bin nicht interessiert.«
    »Und das ist natürlich Ihr gutes Recht«, antwortete Ernest. »Nun, ich denke, ich habe alles, was ich brauche. Wenn Sie jetzt
     nur noch hier unterschreiben   …«
    Ich stand auf und ging zum Unterschreiben auf seine Seite des Schreibtischs, da ich dachte, von dort aus könnte ich ihm im
     Anschluss leichter den Weg zur Tür zeigen.
    »Sind wir fertig?«, fragte ich über ihm stehend.
    »Die Befragung ist beendet«, antwortete Ernest. Er setzte seinen eigenen Namen unter meinem auf den Bildschirm.»Am besten, ich lasse Ihnen ein paar Broschüren da«, sagte er, während er in seiner Tasche wühlte. »Wissen Sie, die ausländischen
     Medien haben vielen Menschen ein sehr vorurteilsgeladenes Bild der Siedlungen vermittelt. Wenn Sie erst einige dieser Bilder
     sehen   …«
    Ich ließ ihn plappern, hielt mich am Schreibtisch fest und versuchte, die Welle von Übelkeit zu überstehen, die in mir aufstieg.
     Ernests Gesicht verschwamm, seine Stimme verließ seinen Körper und bewegte sich den Flur hinunter. Ich versuchte, mich zu
     entscheiden, ob ich zur Toilette rennen musste, als ich die Elektroschockpistole in Ernests Hand sah.
    Ich wollte nach meiner Pistole greifen, doch seine Elektroschockwaffe traf meine Hand, als diese zum Halfter fuhr. Der Stromschlag
     überrumpelte mich. Ich ließ meine Pistole los, und Ernest schleuderte mich gegen meinen Schreibtisch und versuchte, mir die
     Elektroschockwaffe an den Hals zu setzen. Ich hielt seine beiden Arme fest und kämpfte darum, auf die Beine zu kommen. Während
     der Auseinandersetzung riss er meinen rechten Arm zur Deckenleuchte hoch, die in Scherben zersprang und mir die Hand zerschnitt.
     In der plötzlichen Dunkelheit traf einer meiner Tritte sein Schienbein. Ich rollte mich über den Schreibtisch auf die andere
     Seite, während er Zeit mit Stöhnen verschwendete.
    Das Licht, das durch meine Jalousie einfiel, zeigte eine ganz andere Version Ernests: Die Hälfte seines sommersprossigen Gesichts
     war durch die Dunkelheit verborgen und die harmlosen Blitze, die zwischen den Kontakten seiner Elektroschockpistole hin- und
     hersprangen, verliehen seinem Gesicht ein dämonisches Leuchten. Auf meinem Schreibtisch stand

Weitere Kostenlose Bücher