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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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auf einen Krieg vor. Ich weiß, dass Thorpe irgendwie in die Sache verwickelt ist.«
    »White sieht das anders.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Er und Thorpe halten wie Pech und Schwefel zusammen. Wenn Sie mir nicht glauben, brauchen Sie nur
     einen Blick auf die Free Enterprise Foundation zu werfen. Sollte White irgendwelche Verdachtsmomente gegenThorpe finden, wird er die unter den Teppich kehren. Es würde mich nicht wundern, wenn White selbst involviert wäre.«
    Ich hatte keinen guten Grund, ihr zu glauben, aber ein Teil von mir tat es trotzdem. Vielleicht war es der Wunsch, sogar noch
     schlechter von White zu denken, als ich es ohnehin schon tat. »Können Sie Junior erreichen?«
    »Er geht schon seit ein paar Tagen nicht mehr an sein Handy, aber ich weiß, wo er sich normalerweise herumtreibt. Er hat mit
     dem Mord nichts zu tun; Junior ist nicht gerissen oder kaltblütig genug für so etwas.«
    »Er könnte aber wissen, ob jemand seinem alten Herrn die Daumenschrauben angelegt hat. Wir gehen heute Abend in den Club und
     hören uns an, was der verlorene Sohn zu seiner Rechtfertigung zu sagen hat.« Die Hinweise waren im Moment nicht gerade dicht
     gesät, und zu allermindest würde ich zu sehen bekommen, wie die Spione des
Kreuzzugs
arbeiteten.
    »Ich kann heute Abend nicht; ich arbeite ehrenamtlich in der Suppenküche des Barmherzigkeitsamts in Brooklyn.« Das Barmherzigkeitsamt
     war die einzige Regierungsbehörde, die sich tatsächlich die Mühe gemacht hatte, auf Jesus zu hören. Die Leute führten Suppenküchen,
     kostenlose Krankenhäuser und ein US-weites Netzwerk von Waisenhäusern, alles mit staatlichem Geld. Der größte Teil des sozialen
     Sicherungssystems war aufgelöst und für einen Appel und ein Ei verhökert worden, bevor die Erweckungsbewegung an die Macht
     gelangte, und so waren die Menschen verständlicherweise dankbar. Es war eine Schande, was die Chefs mit all diesem guten Willen
     anstellten.
    »Das ist gefährlich. Sie könnten auffliegen«, sagte ich. »Was ist, wenn einer Ihrer hippen Freunde Sie sieht?«
    »Dann sage ich, dass ich Sozialstunden leisten muss.«
    »Dann morgen?«
    »Morgen.« Sie reichte mir die Hand, und ich schüttelte sie.
    »Ich bin Felix«, sagte ich. »Haben Sie einen Namen?«
    »Nennen Sie mich Iris.«
     
    Ich verbrachte die Nacht im Büro und wühlte mich ins Leben von Marcus Thorpe. Iris hatte nicht über seine Verbindung mit White
     gelogen, der seit zehn Jahren Partner an der Free Enterprise Foundation war, Thorpes gehätschelter Denkfabrik. Ich fand ein
     Foto von den beiden bei der jährlichen Klausur der Foundation in Thorpes Waldhaus, einer monströsen Geschmacksverirrung mit
     zwölf Zimmern und falschem Pioniercharme. Es wäre in den Gärten von Versailles gebaut worden, wenn Marie Antoinette lieber
     die Western-Annie statt einer französischen Milchbäuerin hätte spielen wollen. Thorpe und White standen mit den anderen Partnern   – Schurken und Gaunern, die bereit waren, alles zu rechtfertigen, was die Handelskammer in diesem Jahr tat – in den kühlen
     Wäldern der Adirondacks.
    Das Problem war, dass ein Bild allein noch keine Verschwörung bewies. White war aufgetaucht, um seine abgedroschenen Halbwahrheiten
     zu verbreiten, wo immer jemand bereit war, ihm einen Scheck auszustellen. Es gab keine Verbindung zwischen Thorpe und Bruder
     Isaiah; soweit ich es sehen konnte, waren sie sich nie begegnet. Falls Thorpes Sohn sich irgendwie in Schwierigkeiten gebracht
     hatte, hatte man Stillschweigen darüber bewahrt. Die Theorie war eine Überprüfung wert, aber ich würde nicht das Wort einer
     Frau, die ich gerade erst kennengelernt hatte, als Evangelium betrachten, egal wie schön sich ihre Hüften beim Gehen bewegten.
     Sie gehörte zum
Kreuzzug
; der Arzt würde vorschreiben, alles, was sie sagte, mit äußerster Vorsicht zu genießen.
    Ich versuchte, weitergehende finanzielle Verbindungen zwischen Thorpe und White zu finden, stieß aber stattdessen aufeine andere interessante Tatsache. Montag hatte es einen Run auf die Aktien der Thorpe Industries gegeben. Zu Beginn des Handelstags
     war ein großes Aktienpaket ohne ersichtlichen Grund auf den Markt geworfen worden und Panikverkäufe hatten den Preis noch
     weiter nach unten gedrückt. Gegen Mittag hatten sich die Anleger dann daran erinnert, dass Gewalt derzeit die einzige Wachstumsbranche
     war, und die Preise waren nach oben geschnellt. Die Aktie hatte am Ende des Tages noch mit zehn

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