Den ersten Stein
es nicht direkt Moral nennen. Ihre Information
war ein faires Tauschgeschäft, und er hat bestimmt nicht seine Zeit damit vergeudet, uns anzulügen. Wo immer Junior jetzt
ist, ich bezweifle, dass Besucher Zutritt haben.«
»Das ist nicht gerade hilfreich für meinen Fall«, sagte Iris.
»Darüber urteile ich später.« Der Korinther war höflich, selbst wenn er jemandes Tod befahl, aber so undurchdringlich wie
heute hatte ich ihn noch nie erlebt. Was immer er über Junior gehört hatte, hatte ihn zu sehr erschreckt, um es laut auszusprechen,
und der Korinther war nicht leicht zu ängstigen. Irgendetwas Schlimmes war im Verzug, und ich hatte das Gefühl, dass ich erst
erfahren würde, was es war, wenn es schon zu spät war. »Betrachten Sie es als Teil der Schuld, in der ich nach dem, was da
drinnen passiert ist, bei Ihnen stehe«, sagte ich. »Wenn Sie Carmine nicht verpfiffen hätten,würden wir beide jetzt wahrscheinlich den East River verstopfen.«
»Wenn Sie mir Ihre Dankbarkeit beweisen wollen, dann gibt es da etwas, was ich Sie gerne hören lassen würde. Ich versuche
nicht, Sie zu bekehren«, erklärte sie rasch, als ich die Augen rollte. »Ich möchte Sie etwas über den Mann wissen lassen,
dessen Tod Sie untersuchen. Es geht um eine Predigt namens ›Mein Exil‹. Sie wird mit den anderen auf der Website des
Kreuzzugs
zu finden sein.«
»Ich höre sie mir an.« Das Schlimmste, was dabei passieren konnte, war, dass ich etwas Schlaf nachholen würde.
»Als er gesagt hat, dass er früher Ihnen die Angelegenheit übergeben hätte«, frage Iris. »Was hat er damit gemeint?«
»Ich habe einmal ein paar Aufträge für den Korinther erledigt.«
»Was für welche?«
»Ich habe Leute für ihn gesucht.«
Nach ihrer Miene zu schließen hatte Iris etwas weit Schrecklicheres erwartet. »Das klingt gar nicht so schlimm.«
»Glauben Sie mir, es hat gereicht.« Die Aufregung der Nacht oder eine aufsteigende Erinnerung bewirkten, dass mir einen Augenblick
schwindlig wurde.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Iris.
Ich konnte diese Frage nicht hören, ohne den stechenden Geruch von Antiseptika in der Nase zu haben. Damals stand jeden Tag
ein anderer Arzt der Veteranenbehörde an meinem Bett, testete meine Reflexe, leuchtete mir mit einer Taschenlampe in die Augen
und stellte mir diese verdammte Frage.
»Schaffen Sie es nach Hause?«
Adrenalin und Angst hatten den Schmerz gedämpft. Das würde reichen, um mich bis zu meiner Tür zu bringen. »Es geht mir gut«,
sagte ich. »Und ich brauche Ihr Mitleid nicht. Davon habe ich einen Vorrat fürs ganze Leben.«
»Ich dachte, Sie würden echte Sorge erkennen können«, gab sie zurück. Ihre Hände lagen wieder auf meinen Schultern, obgleich
ich nicht in Gefahr war zu fallen. »Sagen Sie mir, was mit Ihnen los ist?«
»Mir ist im Krieg etwas zugestoßen«, erklärte ich.
Iris wartete darauf, dass ich weitersprach, aber ich schwieg. Sie verstand die Botschaft. »Ich rufe Sie morgen an«, sagte
sie.
»Sicher.«
Es gab nichts mehr zu sagen. Iris ließ mich los und verschwand in den Nebel der Morgendämmerung.
Donnerstag
Ich wachte mit schrecklichen Schmerzen auf. Die Uhr zeigte acht, bevor ich sie umstieß. Ich wälzte mich aus dem Bett und fiel
mit einem entschiedenen Mangel an Finesse auf den Boden. Meine Beine waren nutzlos, und die Krämpfe hatten meine Hände zu
Klauen verformt. Ich hatte genug Gefühl in den Armen, um mich auf den Ellbogen ins Badezimmer zu schleifen. Ich kniete mich
hin und kam so gerade hoch genug, um das Fläschchen mit den roten Tabletten auf dem Waschbecken zu sehen. Ich schlug mit meiner
verkrümmten Hand danach. Das Fläschchen rollte ins Büro.
Das Medikament würde nicht gegen die Schmerzen helfen, aber das war das geringste meiner medizinischen Probleme. Mitten in
meinem Kopf formte sich ein Punkt leerer Klarheit; das Auge eines Sturms, der kommen würde, wenn ich diese Tablette nicht
nahm. Ich kroch ins Büro und fand das Fläschchen am Bein meines Schreibtischs. Meine Hände waren noch immer erstarrt, und
ich kam mit dem verdammten kindersicheren Verschluss nicht klar. Also klemmte ich das Fläschchen zwischen den Handgelenken
ein, verdrehte den Deckel mit den Zähnen und zerrte ihn herunter wie ein Tier. Dann schluckte ich die Tablette ohne Wasser;
hustend, erschöpft und dankbar.
Im Badezimmer gab es ein paar Schmerztabletten. Sie stumpften meine Wahrnehmungen ab und füllten mir den
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