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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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bekannte braune
     Limousine. Ich nahm mein Fernglas zur Hand und überprüfte das Nummernschild. Es war der Wagen, in dem Ernest geflüchtet war.
     Da ich ein Ungläubiger war, konnte ich mich bei niemandem dafür bedanken, dass er meine Feinde so dumm gemacht hatte. Ich
     beeilte mich mit dem Rest meines morgendlichen Anziehprogramms: Schulterhalfter, Pistole, Jacke und Fedora.
    Mein Wohnhaus hatte eine Hintertür, die die Leute im Wagen nicht würden sehen können. Ich ging einen Straßenzug weit und dann
     durch eine Gasse zurück, die in der Nähe des parkenden Autos endete. Ich versteckte mich hinter ein paar Mülltonnen und versuchte
     zu sehen, wer im Auto saß. Es war nur eine einzige Silhouette auf dem Fahrersitz zu sehen; der Mann schnarchte so laut, dass
     der ganze Block es hören konnte. Er machte mir die Sache so leicht, dass es mir peinlich war.
    Die Hintertür der Limousine war unverschlossen. Ich stieg ein und schlug die Tür kräftig zu. Der Mann wachte mit einem Schnarcher
     auf. Seine Augen weiteten sich, als er mich im Rückspiegel sah, wie ich mit einer Pistole auf seinen Hinterkopf zielte.
    »Was zum Teufel soll das, Kumpel?«
    »Nachbarschaftswache«, erklärte ich. »Wir haben es nicht gerne, wenn Unbekannte hier im Wagen schlafen. Es gibt massenhaft
     Kinderschänder und Verrückte in dieser Stadt.«
    »He, ich bin kein   …«
    »Lassen Sie Ihre Hände da, wo ich sie sehen kann«, sagte ich. »Und jetzt greifen Sie mit der rechten Hand in Ihre Jacke und
     geben mir Ihre Brieftasche. Aber schön langsam.«
    »Das ist jetzt also ein Überfall, Mr Nachbarschaftswache?«, sagte er, tat aber wie geheißen.
    George Zimmermann hatte das Pech, genau wie auf dem Bild in seinem Führerschein auszusehen. Sein Gesicht war wie sein Körper
     breit, dick und verwaschen; eine Kinderzeichnung, die verschmiert worden war, bevor sie trocknen konnte. Die paar bräunlichen
     Haarsträhnen, die er noch hatte, waren straff über seinen Schädel gekämmt, und sein schwaches Kinn schwabbelte sogar dann
     ganz leicht, wenn er schwieg. George beobachtete, wie ich seine Brieftasche durchsuchte; seine haselnussbraunen Augen sahen
     mich klein und unsicher aus dem Rückspiegel an. Zwischen einigen Händlerrabattkarten steckte noch eine weitere interessante
     Ausweiskarte mit Bild.
    »Sie sehen nicht aus wie ein frommer Mann, George«, sagte ich und hielt seine
Kreuzzug-der-Liebe- Ausweiskarte
hoch. »Ist das da Recherche?« Ich zeigte auf das Erotikmagazin, das aufgeschlagen auf dem Beifahrersitz lag. Die Privatsphäre
     des Modells auf dem doppelseitigen Poster war durch Plastikbecher und zerknülltes Wachspapier jedes Drive-ins in der Gegend
     gewahrt.
    »Das können Sie nicht mit mir machen, ich habe Freunde.«
    »Sie meinen Ernest?«, fragte ich. »Hat man sein Gesicht schon wieder zusammengeflickt?« Nach dem, was das Telefon gestern
     mit ihm angestellt hatte, brauchte es schon einen Wunderheiler auf der Liste der Vertragsärzte seiner Krankenversicherung.
     »Aber vielleicht meinen Sie ja Ihren anderen Freund, den Typ, der mich dadurch beleidigt, dass er mir einen Trottel wie Sie
     als Beschatter schickt. Sie werden mir jetzt sagen, wer das ist.«
    »Ich weiß nicht, von wem Sie reden«, erwiderte George. »Wenn ich die Polizei rufe   …«
    »Nur zu«, meinte ich. »Dann können Sie denen erklären, warum eine Kamera des Mautsystems auf der Brooklyn Bridge Sie als Chauffeur
     des Mannes fotografiert hat, der mich gestern angegriffen hat.« Das war vielleicht noch nicht einmal eine Lüge. Ich hatte
     bisher noch nichts von meinem Freund bei der New Yorker Polizei gehört.
    In Georges Augen trat ein verschlagener Blick, der dumm und potentiell gefährlich war. Gangster seiner Sorte waren nicht klug
     genug, zu begreifen, dass es bestimmte Dinge gab, die sie nicht tun sollten. Er würde vielleicht sein Heil in der Flucht suchen,
     und ich wollte so früh am Morgen noch niemanden abknallen.
    »Fick dich ins Knie, Schnüffler«, meinte er. »Ich sage gar nichts.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte,
     abgebrüht auszusehen.
    In der Armee hatten wir ein bestimmtes Arsenal von Vorgehensweisen für den Umgang mit Leuten, die nicht reden wollten. Man
     hatte uns gesagt, die Methoden seien legal, aber das beruhte auf einer Rechtsmeinung, die zu geheim war, als dass wir sie
     hätten lesen dürfen. Wenn ein Profi da war, schnallte er die Leute auf ein Holzbrett, steckte ihnen einen Lappen in den

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