Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
Vom Netzwerk:
ungelösten Mordfällen, sie waren aber nicht angeklagt worden.
    »Killer«, sagte ich.
    »Zwei Männer nehmen mit einer Maschinenpistole und einer Schrotflinte einen Diner auseinander, um Sie zu ermorden, und Sie
     haben keine Ahnung warum?«
    Ich zeigte White meine Hände. »Sie waren nicht so höflich, sich vorher bei mir zu beschweren«, meinte ich.
    White nahm die Akte zurück und tat so, als würde er in ihr lesen, während er sich die Formulierung seiner nächsten Frage überlegte.
     »Zeugen sagen, Sie hätten mit einer Frau gegessen.«
    »So was kommt vor.«
    »Vielleicht war sie ja das Zielobjekt.«
    »Das bezweifle ich. Sie hat nichts mit dem Fall zu tun.«
    »Sie haben ihr nichts erzählt?«
    »Ich spiele mich nicht mit meiner Arbeit auf, weder um Eindruck zu schinden noch um jemandem Angst zu machen.«
    »Ich bin mir sicher, dass das stimmt«, gab White zurück. Das schmallippige Halblächeln, das er zustande brachte, konnte das
     Meer an Unehrlichkeit dahinter nicht kaschieren. »Nennen Sie mir ihren Namen, und ich werde es verifizieren.«
    »Das ist eine private Angelegenheit. Ich stelle Ihnen das Essen nicht in Rechnung.«
    White nahm seine dicke Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. »Das reicht mir nicht, Strange. Ich muss ihren Namen wissen.«
    »Ich hätte mir denken können, dass Sie und ich eine unterschiedliche Definition von Privatsphäre haben«, sagte ich.
    »Ich bin Ihr Klient. Sagen Sie es mir.«
    »Nein.«
    Whites Hand traf die Tischplatte mit einem hohlen Krachen. Die paar Haarsträhnen auf seinem Kopf glitten herunter und ließen
     nur eine schweißüberströmte Hautkuppel zurück, die das Licht zurückwarf wie eine Luftspiegelung in der Wüste. »Wenn ich Ihre
     Akte nicht gelesen hätte, Strange, könnte ich Ihre Dickköpfigkeit leicht für Dummheit halten. Seit Sie die Armee verlassen
     haben, haben Sie ein Problem mit Autorität.«
    »Davor ist es mir nie schwergefallen, Befehle zu befolgen«, sagte ich. »Wenn Sie die Akte gelesen haben, wissen Sie auch,
     warum sich das geändert hat.«
    White stieß einen schleimerstickten Seufzer aus, stemmte sich hoch und stand auf. »Ich bin nicht hier, um über die Vergangenheit
     zu streiten, Strange, und ich habe keine Zeit mehr an Sie zu verschwenden. Wenn Sie sich weigern, Ihre Stellung zu verstehen,
     ist das nicht meine Sorge. Ich werde Sie anderen Personen übergeben, die Ihr Autoritätsproblem korrigieren.«
    Da war es wieder: Mein Leben und meine Freiheit in den Händen eines verschwitzten, nicht vom Volk gewählten geistigen Zwergs.
     »Sie wollen mich foltern lassen?«
    »Die Vereinigten Staaten foltern keine Menschen, und unsere Verbündeten verwenden bei Amerikanern nur dann verstärkte Verhörmethoden,
     wenn wir es zulassen.«
    Es war ein Bluff. White konnte es sich nicht leisten, dassich irgendwo im Ausland nackt an den Boden gefesselt meine Zeit verschwendete. Bei meiner Verhaftung hatten sie meine Schmerzmittel
     konfisziert, und das Brennen in meinen Muskeln machte mich trotz meines sonst so sonnigen Gemüts etwas reizbar.
    »Erzählen Sie mir von der Free Enterprise Foundation.«
    Whites Augen zuckten bei diesem plötzlichen Themenwechsel. Das war eine stärkere Reaktion, als ich erwartet hatte.
    »Ich bin dort Partner«, sagte er. »Was hat das mit der Sache hier zu tun?«
    »Ich habe ein bisschen nachgelesen. Zusätzlich zu dem Gehalt, das Sie in dieser Position erhalten, hat sie Ihnen Engagements
     als Redner, Buchverträge und sogar Lesereisen eingetragen. Bevor Sie das Komitee für Kinderschutz leiteten, hat eine Zeitung
     Thorpes Ihre Kolumne abgedruckt, und dadurch wurden Sie zum regelmäßigen Gast in den Sonntagmorgen-Shows. Sie waren praktisch
     ein Angestellter.«
    Eine Ader an Whites Schläfe schwoll. »Sie sollten besser einen Grund für diese Andeutungen haben, Strange.«
    »Ich habe die Nachrichten verfolgt«, erklärte ich. »Thorpes Schachzug mit den Containerschiffen muss den Ältestenrat in den
     Wahnsinn treiben. Da waren Sie also«, sagte ich und lehnte mich mit einem idiotisch seligen Gesichtsausdruck auf meinem Stuhl
     zurück, als hätte ich diese Tatsachen gerade durch göttliche Offenbarung erfahren. »Die haben Sie gegrillt, weil sie wissen
     wollten, warum Sie Ihren Kumpel Thorpe nicht wegen der Sache ans Messer geliefert haben, deren die Ältesten ihn für schuldig
     halten.«
    »Die Ältesten irren sich.«
    »Das hoffe ich für Sie«, meinte ich. »Wie lange wird es noch dauern, bis jemand

Weitere Kostenlose Bücher