Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)
beglückwünschen uns gegenseitig.
Von spanischen Radpilgern hören wir, dass heute Abend neben der Kathedrale ein Rockkonzert stattfindet. Der Eintritt ist frei. Es würden lokale Bands spielen, eine davon habe sich international einen Namen gemacht. Da gehen wir hin. Die wollen wissen, von woher wir kommen und wo wird gestartet sind. Timo gibt den aktuellen Gesamtkilometerstand preis. Die sind mächtig beeindruckt und sagen, dass sie einen ausgeben, falls wir uns heute Abend treffen sollten.
Dann geht es zu unserem Zimmer. Unser Agent, Manolo, geht voraus. Das Dreierzimmer mit Dusche, WC und Küchenmitbenutzung soll 50 € pro Nacht kosten. Alles ist sauber und so bereuen wir den Vertragsabschluss nicht. Fünf Tage werden wir voraussichtlich bleiben, wenn der Kurzurlaub auf Mallorca nicht klappen sollte. Den fälligen Betrag möchte Manolo von uns gern in bar und natürlich im Voraus. Ich hoffe, dass wir alles richtig machen und so wird die Gemeinschaftskasse, die ich verwalte, mächtig dezimiert.
Als Gegenleistung bekommen wir den Wohnungsschlüssel. Die Räder haben wir im Heizungskeller abgestellt und ein Restaurant, wo man, so hat uns Manolo erzählt, gut essen kann, ist im Parterre. Damit hat er alles gesagt, was wir wissen müssen. Wenn es ein Problem, oder sonst etwas gibt, was wir wissen wollen, sollen wir ihn ansprechen. Er würde täglich vorbeikommen, sagt er und verschwindet.
Wir duschen und ziehen uns um, damit wir rechtzeitig zu unserem Date kommen. Gegen 19:00 Uhr brechen wir auf und weil wir viel zu früh sind, vertreiben wir uns die Zeit mit einem Tinto direkt gegenüber des Pilgerbüros. Um Punkt 19:30 Uhr ist Frans da. Er schlägt vor ins „Negro“ zu gehen. Da soll man gut essen können. Weil wir kein anderes Restaurant kennen, nehmen wir seinen Vorschlag an. Frans geht vor, sagt jedoch, den Weg dorthin nicht genau zu kennen. In einem Geschäft, wo man die Aposteltorte kaufen kann, fragen wir nach dem Weg. Wenn wir sie jetzt auch nicht kaufen wollen, sagt die Dame, dass wir sie dennoch probieren müssen. Sie reicht uns den Häppchenteller. Lecker. Wir sind ja noch länger hier.
Auf dem Weg zum Negro kommen wir an eine Eckkneipe vorbei. Hier ist ein wahnsinniger Andrang. Da müssen wir durch. Mitten im Getümmel treffen wir auf die drei Spanier Carmen, Antonio und Kino. Die Wiedersehensfreude ist groß dann stellen wir ihnen Frans vor. Die Drei sind um 14:00 Uhr angekommen, also kurz vor uns und sind direkt hier hin, um mit Freunden aus Santiago bei Wein den Tag zu feiern. Die Auswirkungen der Fiesta sind nicht zu verleugnen. Wir werden von der Gemeinschaft trotzdem gut aufgenommen.
Die Spanier trinken Ribeiro, ein junger galizischer Weißwein, der in Porzellanschalen ausgeschenkt wird. Eine Schale kostet 0,70 €. Unglaublich. Wir denken lieber nicht daran, was gesehen wäre, wenn wir mit ihnen zeitgleich in Santiago angekommen wären.
Mit Carmen und Antonio werden Mailadressen getauscht, indem wir heimlich aus einer in der Gaststätte liegenden Tageszeitung ein Stück Papier herausreißen. Einen Stift habe ich zum Glück dabei. Antonio bietet mir an, dass wir in seinem Haus wohnen können, wenn wir mal in Grenada sind. Grenada sei sehr schön berichtet er, auf der einen Seite die schneebedeckten Berge und auf der anderen das Meer. Wer weiß, das kann schneller gehen als man glaubt. Das Angebot mache ich den dreien auch, wobei es mir spontan schwer fällt, von besonderen landschaftlichen Highlights des Emslandes zu schwelgen, die es aber unbestritten doch gibt.
Dann startet eine Fotosession. Alle Gäste bringen sich in Pose und ein vorbeigehender Passant muss mit allen möglichen Fotoapparaten, die ihm nach und nach gereicht werden, Bilder schießen. Es nimmt kein Ende. Leute, die ursprünglich nicht zu den Gästen gehören, bauen sich mit ein. Und noch ein Bild und noch eins.
Spaß pur.
Antonio erzählt, dass die Drei gleich mit ihren Rädern zur Bushaltestelle müssen. Sie fahren mit dem Nachtbus nach Hause. Nach der Verabschiedungsorgie machen sie sich auf den Weg und wir zu einem Speiselokal, das uns von deren Freunden empfohlen wurde.
Hinter uns sitzt ein älterer Mann, der uns anspricht, als er merkt, dass wir aus Deutschland sind. Er gibt uns den Tipp, nach der deutschen Speisekarte zu Fragen. Die bekäme man nur beim Kellner. In allen möglichen anderen Sprachen sind Speisekarten am Tisch.
Er ist Fußpilger und berichtet, dass er im letzten Jahr einen Schlaganfall bekommen
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