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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Frömmert
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drücken). Ich will es ihr noch
erklären, habe aber keine Chance. Sie glaubt mir nicht. So sind sie die Frauen!
Nach einigen Versuchen stellt sie jedoch fest, dass tatsächlich das Gerät
defekt ist.
    Heute ist der Kopf schwer. Es war
vielleicht doch ein Bier zu viel gestern Abend. Aber man möchte ja nicht
unhöflich sein. So ist das halt in der Fremde.
    Um 09:00 sind wir wieder
unterwegs. In einer Kirche in Valkenswaard holen wir uns noch schnell einen
Stempel und dann geht es weiter westwärts.
    In Mechelen machen wir am Dom eine
Pause. Hier riesige Touristenmassen, die die Stadt und natürlich auch den Dom
besichtigen. Alles wird fotografiert. Als wir den Ort wieder verlassen und an
einem Bahnübergang warten müssen, werden wir von zwei älteren Herren auf
niederländisch oder flämisch angesprochen. Sie möchten wissen, ob wir nach
Santiago de Compostela fahren wollen. Ich bejahe in bestem Niederländisch. Nun
versuchen sie uns zu erklären, dass der Weg, dem unsere blaue Linie folgen
will, gesperrt sei. Auch für Fietsers frage ich. Ja, auch für Fietsers. Ein
Schild, das wir am Bahnübergang sehen, gibt den Herren recht. Sie erklären uns,
dass wir hier rechts abbiegen und bis zur Kerkstraat (Kirchstraße!) fahren
sollen. Dann nur noch links abbiegen und immer geradeaus bis nach Santiago.
Wenn die beiden uns nicht angesprochen hätten, wäre ich geradeaus weiter
gefahren. An der Baustelle hätten wir dann wohl wieder umkehren müssen. Das
wäre wohl nicht so gut gekommen.
    Als wir die Umleitungsstrecke
befahren hatte ich zuerst etwas Unwohlsein, denn wir haben ja außer meiner
Handyroute keine weitere Karte (eine von den Niederlanden liegt irgendwo ganz
tief in meiner Radlertasche). Dies ist jetzt das 2. Mal, dass wir von unserer
geplanten Route abweichen. Als wir an der Kerkstraat ankommen und ich aus der
Handykarte heraus zoome, sehe ich, dass die urspüngliche und die von uns
benutzte Route nach einigen Kilometern wieder zusammen führen. Es ist also
alles richtig. Danke unseren beiden Streckenposten.
    Kurz vor erreichen der blauen
Linie hat mich in einer Einbahnstraße, die von Radfahrern in entgegengesetzter
Fahrtrichtung benutzt werden durfte, beinahe ein Kleinlaster („Sprinter“) an
einer Hausecke auf die Hörner genommen. Ich bin nur wenige Zentimeter an
Hausecke und dem entgegenkommenden Laster durchgeschlüpft. Nach diesem Erlebnis
brauche ich erst einmal eine Pause, denn mein Herzschlag rast aufgrund des
hohen Adrenalinspiegels. Siggi und Timo erzählen mir, dass sie schon das Ende
unserer Tour vor Augen gehabt hätten.
    Bei Regen, der wieder einmal so
gegen 17:00 Uhr einsetzt, spinnt das Handy in der Folie erneut. Die
Kartenansicht ist nicht mehr möglich und die Anzeige blinkt ständig rot. Ich
lasse das Gerät daher im Standby laufen.
    Bei der Ankunft in Geraadsbergen
fahre ich mit meinem Rad in einen auf dem Weg liegenden zerbrochenen
Flaschenboden. Das Hinterrad ist sofort entlüftet. Im Regen schiebe ich zurück
bis zu einem ganz in der Nähe stehenden Gebäude. Das ist die Jugendherberge. Wir
fragen nach einem Zimmer und man teilt uns mit, dass die Herberge komplett
belegt ist. Die Herberge liegt sehr idyllisch an einem Fluß, dem wir schon
länger gefolgt sind. Eine dort untergebrachte Jugendgruppe macht sehr lautstark
auf sich aufmerksam. Der Ruhe wegen ist es vielleicht gut, dass wir dort nicht
untergekommen sind. Während Timo und ich mein Rad flicken (ein neuer Schlauch
wird in den Mantel gezogen), lässt Siggi sich von der Herbergsmutter den Weg
zum Campingplatz erklären. Dann kauft er uns bei ihr als Schlummertrunk noch 3
Flaschen Wein.
    Siggi und Timo fahren im Regen
schon vor und ich schiebe lieber, weil ich das Rad nur leicht aufpumpen konnte.
Unterwegs erkundigen sich 2 Joggerinnen besorgt nach meinem Wohlergehen. Ich
erkläre ihnen was passiert ist und dass die anderen beiden noch eine Unterkunft
für uns suchen müssen. Als sie jedoch hören, dass wir das schon telefonisch
abgeklärt haben, sind sie sichtlich beruhigt.
    Am Campingplatz angekommen höre
ich schon eine fremde Stimme meinen Namen rufen. Es ist der freundliche
Platzwart, der mich gesehen hat und herbeirufen will. Die Räder werden
abgerödelt und in die Tiefgarage geschoben. Diese ist beheizt und darin
befindet sich eine Fahrradwerkstatt und eine stattliche Anzahl von
Leihfahrrädern.
    Wir dürfen unsere nassen Sachen in
dem Wasch- und Trocknerraum zum Trocknen aufhängen und watscheln nur mit
Badelatschen an

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