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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Blei. Mike war in ihr Leben gelatscht wie ein Elefant in ein Gänseblümchenfeld. Und er zeigte nicht das kleinste bisschen Reue.
    »Ciao, Bella«, rief er hinter ihr her. »Morgen um eins beginnt das Shooting! Ich simse dir die Adresse!«
    Aber Lulu reagierte nicht. Sie war am Boden zerstört.Ob sie Alex jemals wiedersehen würde, stand in den Sternen. Jetzt brauchte sie einen Schnaps. Oder zwei. Und dann würde sie sich ins Bett legen und bis zum Abendessen durchheulen.
    Mit hängenden Schultern kam sie am Hotel an und steuerte auf die Terrasse zu. Rund um den Pool standen zwischen Kübelpalmen Tische und Stühle aus Korbgeflecht, an denen Gäste in Bikini und Badehose saßen. Es war Mittagszeit. Ein aromatischer Duft von gegrilltem Fleisch und Knoblauch zog durch die Luft, an der Salatbar herrschte reges Gedränge. Nur an der Poolbar waren noch ein paar Plätze frei.
    Normalerweise lehnte Lulu Hochprozentiges ab, doch jetzt wollte sie nur noch ihren Kummer ertränken. Zielstrebig steuerte sie die Bar an, die mit Girlanden aus Kunststoffblumen dekoriert war und in Lulus desolatem Zustand ausgesprochen einladend aussah. Eine ganze Batterie bunter Flaschen stand aufgereiht in einem Regal und wartete darauf, vernichtet zu werden. Die weißen, gepolsterten Rattanhocker versprachen überdies einigen Sitzkomfort, falls ein Schwips das Stehvermögen gefährdete.
    Lulu setzte sich auf einen Hocker und bestellte Wodka. Das war nicht besonders schlau, denn sie hatte noch nichts gegessen, und die Sonne brannte vom Himmel. Aber was war schon schlau in ihrem verpfuschten Leben?
    »Hallo Lulu, Kleines, na, hat es geklappt?«
    Mit diesen Worten setzte sich Gill neben sie auf einenBarhocker. Sie trug ein Strandkleid mit Tigermuster, hatte frisch lackierte Fingernägel und sah rundum zufrieden aus.
    Sofort wurde Lulu hellhörig. »Moment mal, was bitte schön soll geklappt haben?«
    Gill lächelte spitzbübisch. »Na, ich habe ein bisschen Schicksal gespielt«, erklärte sie. »Ein toller Mann. Ein echter Kavalier. Kultiviert, gepflegt und sicherlich auch nicht unvermögend. Genau der Mann, den du brauchst.«
    Was war denn das für ein ungereimter Blödsinn? Sprach sie etwa von Alex? Zum Glück servierte der Barmann gerade den Wodka. Lulu stürzte ihn mit einem Zug herunter.
    »Jetzt noch mal langsam und von vorn«, sagte sie und rülpste dezent. »Du hast – Schicksal gespielt?«
    Gill machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Es war eine Fügung. Du warst gerade im Aufzug verschwunden, als sich ein sehr, sehr gut aussehender Mann nach dir erkundigte.«
    »Was? Wer?«
    »Dieser dumme Junge an der Rezeption wollte ihm keine Auskunft geben. Und das, obwohl er ein hübsches Sümmchen dabei verdient hätte. Er hat den Geldschein einfach wieder zurückgeschoben und behauptet, dass er keine Informationen über Hotelgäste herausgeben darf. Aber dann kam ich ins Spiel.«
    Jetzt kam Lulu nicht ganz mit. Es passte überhaupt nicht zu Alex, dass er Tommy bestechen wollte.
    Gill genoss es sichtlich, dass ihr das Schicksal solch eine großartige Rolle zugedacht hatte. Theatralisch schloss sie die Augen. »Liebes, für eine Mutter ist es ausgesprochenquälend, wenn die einzige Tochter so wenig Glück bei Männern hat. Aber bei diesem wusste ich gleich: Das ist er! Gut angezogen, untadelige Manieren, und dann die grauen Schläfen …«
    Allmählich dämmerte Lulu, was vorgefallen war. Sofort bestellte sie einen weiteren Wodka. Der Barmann sah sie zweifelnd an, doch sie zeigte auf ihr Glas und krächzte: »Keine Widerrede. Dasselbe noch mal. So schnell wie möglich.«
    Nun war Gill irritiert. »Was hast du denn, Lulu? Warum trinkst du am helllichten Tag Alkohol?«
    »Mike«, presste Lulu hervor. »Du hast Mike an der Rezeption getroffen, stimmt’s?«
    »Mike Müller-Behrendt, ja«, antwortete Gill, schon etwas unsicherer. »Ein reizender Mann. Sagtest du nicht, du hättest eine Verabredung? Mir war gleich klar, dass ein Mann im Spiel ist, auch wenn du es abgestritten hast. Wäre doch jammerschade gewesen, wenn du ihn verpasst hättest.«
    »Ein reizender Mann? Ein Mistkerl ist das«, rief Lulu aus. Dann dämpfte sie ihre Stimme. »Du hast mich gerade zum unglücklichsten Menschen der Welt gemacht. Du hast alles zerstört.«
    Auch den zweiten Wodka kippte sie herunter, ohne das Glas abzusetzen. »Woher wusste er überhaupt, wo er mich suchen musste?«
    »Na ja, Philipp hat ihm gesagt, dass du im Urlaub auf Mallorca bist. In einem Sunny Beach Club.

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