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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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in den Sand gefallen. Es dauerte eine Viertelstunde, bis ein Schatten auf Lulu fiel. Sie blinzelte. Mit verlegener Miene stand Alex vor ihr.
    »Und?« Lulus Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich – ich habe Panik bekommen. Ist eine alte Geschichte, ich erzähl sie dir bei Gelegenheit. Als kleiner Junge bin ich mal fast ertrunken.«
    Lulu glaubte ihm kein Wort. »Du wirktest aber ziemlich – seetüchtig«, widersprach sie. »Wendig wie eine Makrele und verspielt wie ein Delphin.«
    Ein kleines Lächeln huschte über Alex’ Gesicht, dann runzelte er die Stirn und sah plötzlich sehr müde aus. »Könnten wir ein andermal darüber reden?«, bat er.
    Jetzt hatte Lulu fast schon wieder Mitleid. »Also schön«, lenkte sie ein. »Vielleicht revanchierst du dich mit einem Café con leche?«
    »Schon unterwegs!«
    Sichtlich erleichtert ging Alex davon, während Lulu sich fester in ihr Badetuch wickelte.
    Sieh an, dachte sie, er hat ein Badetrauma oder so etwasÄhnliches. Aber was hatte sie erwartet? Ab einem gewissen Alter waren Männer ohne Macken so selten wie Maiglöckchen zu Weihnachten.
    Zwei Café con leche und drei alkoholfreie Caipirinhas später war Lulus Stimmung wieder aufgehellt. Doch sie hatte das Gefühl, dass Alex nicht mehr ganz bei der Sache war. Immer wieder suchte er mit den Augen den Strand ab, als ob er irgendetwas Unangenehmes erwartete.
    Jetzt gab es nur eine Taktik: Sie musste ihn testen, so wie Sabrina es ihr geraten hatte. Sie musste wissen, woran sie mit ihm war.
    »Sag mal«, begann sie vorsichtig, während sie wie nebenbei etwas Sand durch ihre Finger rieseln ließ, »hast du heute Abend schon etwas vor?«
    »Ich?«
    »Ja, wer sonst?«
    Es folgte ein kurzes Schweigen, das Lulu fast das Herz brach. Jeder normale Mann hätte sie jetzt zum Essen eingeladen. Mindestens. Oder zum Tanzen. Doch Alex sah plötzlich aus, als fühlte er sich sehr unbehaglich.
    »Nun«, er zögerte, »es ist so, dass ich hier nicht nur Urlaub mache.«
    »Was dann?«
    »Ich bin Architekt«, erklärte er. »Ich berate Kunden, die nach einer Finca suchen, die ich dann für sie umbaue. Heute Abend bin ich leider mit einem meiner Kunden verabredet und morgen auch. Aber vielleicht kann ich mich übermorgen loseisen.«
    Ein Architekt, aha. Komisch, dass Lulu noch gar nicht auf die Idee gekommen war, ihn nach seinem Beruf zu fragen. Irgendwie hatte das keine Rolle gespielt. Seine Erklärung klang vernünftig. Dennoch, in ihren Ohren schrillten Alarmglocken. Bekanntlich waren Männer mit ihrem Beruf verheiratet, aber ganze zwei Tage mit einem Date zu warten, das schien ihr doch übertrieben zu sein.
    Sie setzte sich auf und sah ihm geradewegs in die Augen. »Sag’s lieber gleich«, flüsterte sie. »Gibt es da eine Frau?«
    Alex starrte sie erschrocken an.
    »Eine Freundin, eine Verlobte, eine Geliebte, eine Ehefrau?«, hakte Lulu nach, und jedes der Worte durchbohrte ihr angstvolles Herz.
    Alex schluckte und nahm ihre Hände in seine. »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist: Es gibt keine Frau in meinem Leben.« Er hielt inne. »Doch, es gibt eine.« Er zog Lulu an sich und küsste sie. »Dich.«
    Konnte sie das glauben? Warum nur war sie so misstrauisch? Aber Zweifel hin oder her, mit einem Mal war Lulu alles egal. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken, ob etwas nicht stimmte. Sie wollte nur noch in seine Arme sinken und sich seinen Zärtlichkeiten hingeben.
    »Hey, lass was für uns übrig!«, brüllten ein paar halbwüchsige Jungs, die an ihnen vorbeiliefen. Zwei junge Mädchen, die in der Nähe saßen, kicherten.
    »Haben Sie kein Zuhause?«, polterte nun auch noch ein älterer Herr neben ihnen los, einer aus der Abteilung maulige Rentner.
    »Noch nicht«, strahlte Alex ihn an. »Aber ich werde uns eins bauen.«
    Der Prinz ist gekommen und baut der Prinzessin eine Burg, dachte Lulu verzückt. Welche Frau träumte nicht davon?
    »An was hattest du denn gedacht?«, fragte sie. »An eine Strandhütte?«
    »Egal. Hauptsache, wir zwei passen rein«, erwiderte Alex. »Wo du bist, da ist mein Schloss.«
    Wieder zog er sie an sich. Lulu schloss die Augen. Und dann hörte sie eine Stimme, die ihr bekannt vorkam.
    »Lulu! Was für ein Zufall!«
    Sie fuhr zusammen und öffnete die Augen. Nein, sie riss die Augen auf. Vor ihr stand ein Mann in einer roten, viel zu engen Badehose, dessen Bräune an den Schlagerveteranen Julio Iglesias erinnerte. Auf seinem graumelierten Haar klebte eine

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