Den lass ich gleich an
spitzen Schrei kam Sabrina quer über die Terrasse gelaufen.
Ihr geblümtes Sommerkleid flatterte im Wind, mit ihrer roten Mähne zog sie alle Blicke auf sich. Sie flog förmlich auf Lulu zu und umarmte sie fest. Dann schloss sie Lotte in die Arme.
»Mädels, ich hab dem Blumenladen Sommerferien gegönnt und einen Modeljob abgesagt!«, rief sie. »Darauf sollten wir was trinken!«
Lulu blieb standhaft bei Tee, während Gill und Sabrina sich für Campari Milano entschieden, einen Drink mit Cranberrysaft, Prosecco und frischer Minze. Lotte durfte eine Portion Pommes bestellen, die sie innerhalb von Sekunden verschlang. Sie war schon wieder auf und davon, als Sabrina ihr Glas erhob und einen Toast ausbrachte.
»Auf die Liebe«, prostete sie.
Betretenes Schweigen folgte. Lulu betrachtete ihren großen Zeh mit dem schon wieder abblätternden Nagellack, Gill starrte in die Luft.
»Hab ich was verpasst?«, fragte Sabrina irritiert.
Gill stellte ihr Glas auf dem Tisch ab. »Sie werden es nicht glauben, Sabrina: Ich habe alles verdorben.«
In kurzen Zügen erzählte sie von ihrer Begegnung mit Mike, worauf Lulu den unrühmlichen Rest der Geschichte zum Besten gab. An der Stelle, als Alex gegangen war, liefen ihr wieder Tränen über die Wangen.
»Nett, dass du extra hergeflogen bist, Sabrina«, schluchzte sie. »Aber es gibt nichts mehr zu tun. Mike, das Monster, hat verbrannte Erde hinterlassen und den Rest gesprengt. Eins schwöre ich euch: Das Thema Männer ist durch für mich. Ich habe mit diesem Kapitel abgeschlossen. Bis auf weiteres. Vielleicht auch für immer. Ob mit oder ohne Kind – Männer sind für mich durch.«
Eine Weile hörte man nur die wummernden Bässe der Stranddisco. Es war schwer, Lulu zu widersprechen. So eine Pannenserie ermutigte nicht gerade zu neuen Flirtversuchen.
Schließlich ergriff Sabrina das Wort. »Ich verstehe. Und ich würde auch keinen Ton dazu sagen, wenn es nicht dieses Foto gäbe.« Sie zückte ihr Handy und öffnete das Bild von Alex. »Man müsste blind sein, um nicht zu sehen, dass er der Jackpot ist.«
Neugierig beugte sich Gill über das Handy. Ihre Miene nahm einen leidenden Zug an.
»Das ist er?«, fragte sie. »Das ist der Mann, den ich vertrieben habe?«
Sabrina klappte das Handy zu. »Das ist der Mann, denwir zurückholen werden. Koste es, was es wolle. Ich bin nicht nach Mallorca geflogen, um in Lulus Tränen zu ertrinken. Alex ist jetzt Chefsache. Alles, was wir brauchen, ist ein guter Plan.«
Lulu hatte ihr mit wachsendem Unbehagen zugehört. »Du bist eine wunderbare Freundin«, sagte sie, »aber das wird nicht funktionieren. Nach Mikes Auftritt hält Alex mich wohl für eine Art Wanderpokal. Heute der eine, morgen der Nächste. Dabei hatte alles so schön angefangen …«
Nachdem sie eine Weile in ihrer XXL-Tasche aus Krokoleder gewühlt hatte, förderte Sabrina ein Papiertaschentuch zutage.
»Hier«, sie reichte es Lulu, »putz dir die Nase, trockne die Tränen und hör mir gut zu.«
Sie hielt ihre Hand hoch, bestellte mit drei Fingern gekonnt eine neue Runde und setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf.
»Erstens«, dozierte sie. »Es lohnt sich immer, um einen Mann zu kämpfen. Zweitens. Alex ist es definitiv wert. Drittens. Wenn wir ihn zurückhaben, ist Mike fällig. Der braucht dringend einen Denkzettel, den er nie wieder vergisst.«
Verblüfft sahen Lulu und Gill sie an. Sabrina hatte so sachlich gesprochen, als ginge es um die Gebrauchsanleitung für eine Waschmaschine. Waschpulver einfüllen, Startknopf drücken, fertig.
»Und wie willst du das alles anstellen?«, fragte Lulu.
»Lass mich nur machen«, erklärte Sabrina. »Wir sind zu dritt. Ab jetzt teilen wir uns auf. Noch heute Abend werdenwir anfangen. Gill, Sie bringen Lotte ins Bett und bleiben bei ihr, notfalls die ganze Nacht. Lulu, du zeigst mir jetzt auf der Stelle, in welche Richtung dieser Alex verschwunden ist. Wir müssen dranbleiben. Alte Detektivregel.«
Der Kellner servierte die Getränke, und Sabrina hielt ihr Glas in die Höhe. »Auf die Operation Alex!«
Zögernd hob auch Gill ihr Glas, während Lulu wenig begeistert in ihrem Tee herumrührte. »Du meinst, wir legen sofort los?«
»Jawoll. Sobald dieses Glas leer ist«, antwortete Sabrina.
In diesem Moment kam Lotte zurück und kletterte auf Lulus Schoß. Ihr Gesicht war vom Laufen gerötet, die dunklen Locken fielen ihr ins Gesicht. Es konnte kein hübscheres Mädchen auf der Welt geben, fand Lulu.
Ȇber
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