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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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spürte den starken, männlichen Körper, der sich an sie presste, und sie spürte, dass Alex erregt war.
    Es war ein Naturereignis. Ein Erdbeben, kombiniert mit einem Vulkanausbruch. Heiß strömte die Lava durch sie hindurch, und ein Verlangen erwachte, das Lulu noch nie so stark empfunden hatte. Oben und unten verschwammen, da war nur Wasser und darin Alex, der sie begehrte. Und noch nie hatte Lulu einen Mann so begehrt, mit Haut und Haar und Salzwassergeschmack.
    Plötzlich lockerte Alex seinen Griff, und von einer Sekunde auf die andere war er weggetaucht. Lulu japste nach Luft.
    Im nächsten Moment traf sie ein knallroter Schwimmring am Kopf. »Halten Sie durch! Ich komme!«, gellte ein heiserer Schrei an ihr Ohr.
    Ein völlig fremder Mann schwamm wie aus dem Nichts auf sie zu, nahm sie in den Schwitzkasten und zerrte sie mit kräftigen Schwimmstößen fort. Lulu wehrte sich, versuchte zu schreien, doch stattdessen schluckte sie Wasser und hustete sich die Seele aus dem Leib.
    »Mami, Mami!«, hörte sie ein zartes Stimmchen.
    Der Mann zerrte sie an den Strand. Dann drehte er sie auf die Seite und drückte rhythmisch auf ihren Brustkorb.
    »Ich habe Sie beobachtet!«, rief er. »Und wie dieser Kerl versucht hat, Sie zu ertränken!«
    »Sind Sie wahnsinnig?«, keuchte Lulu.
    »Vielleicht sollten Sie sich mal lieber bedanken, dass ichSie vor dem Tod bewahrt habe«, bellte der muskulöse Rettungsschwimmer und strich sich das nasse Haar aus der Stirn. »Der Mann da draußen wollte Sie einfach absaufen lassen. Das hätte bös enden können.«
    »Nee, das hätte wunderbar enden können«, fauchte Lulu zurück.
    Ging es noch irrer? Da hatten sie sich gerade gefunden, Alex und sie, hatten sich aneinander berauscht, und dann kam dieses durchtrainierte Monster und entriss sie seinen Armen.
    Apropos Alex. Wo war er eigentlich? Sie rappelte sich auf, warf dem Rettungsschwimmer einen vernichtenden Blick zu und sah sich um. Kein Alex.
    »Mama, kannst du etwa nicht schwimmen?« Außer Atem stand Lotte plötzlich vor ihr, flankiert von Teddy und Freddy.
    »Undankbares Weibsbild«, knurrte der Rettungsschwimmer. Dann hängte er sich seinen roten Schwimmring über die Schulter und ging schimpfend davon.
    »Wir haben dich gesehen!«, rief Lotte. »Wir waren schon ganz nah! O Mann, ich hatte echt Angst!«
    Die Frage war wohl eher: Was hatte Lotte wirklich gesehen? Hatte sie ihre Mutter in einer enthemmten Umarmung ertappt?
    »Wieso bist du nicht im Juniorclub?«, fragte Lulu zurück, während sie dunkelrot vor Scham wurde.
    »Wir haben da drüben geschnorchelt!«
    Lotte zeigte auf eine Gruppe von Kindern mit Taucherbrillenganz in der Nähe, die grüne Westen trugen. Auch Lotte trug eine grüne Weste und hatte eine Taucherbrille um den Hals hängen, so wie Teddy und Freddy. »Und dann habe ich gesehen, wie du ganz doll gezappelt hast!«
    »Deine Mama ist voll der Nichtschwimmer«, meldete sich jetzt einer der Jungs zu Wort. »Vielleicht sollte sie erst mal mit Schwimmflügeln üben. Ich kann ihr Unterricht geben. Ich habe nämlich schon das Seepferdchen!«
    »Nichts da. Ihr geht jetzt wieder schnorcheln, und ich gehe zu meinem Liegestuhl«, sagte Lulu resolut.
    Sie beschattete die Augen mit der Hand und hielt nach Alex Ausschau, doch er war wie vom Erdboden verschluckt. Oder war er etwa in den Fluten versunken?
    Lotte malte mit ihrer großen Zehe Kreise in den Sand. »Wirklich alles okay?«, fragte sie.
    Gar nichts ist okay, wäre die korrekte Antwort gewesen. Lulu hatte gerade den Kuss ihres Lebens bekommen, und jetzt war Alex verschwunden. Hatte sie das alles nur geträumt?
    »Alles in Ordnung«, beruhigte sie Lotte. »Flitzt los, eure Betreuer suchen euch bestimmt schon.« Sie zeigte auf etwa zehn grüne Westen, die im Gänsemarsch hinter zwei Juniorscouts hertrotteten.
    »Aber pass auf dich auf, Mama, versprochen?« Lotte schien immer noch besorgt.
    »Meine leichteste Übung«, beteuerte Lulu, und schon rannten die drei zurück.
    Ein Schauer überlief Lulu. Warum war Alex nicht da?Natürlich war das vermutlich das Beste, denn wie hätte sie ihm sonst Lotte erklären sollen? Trotzdem war sie mehr als irritiert. Frierend trotz der Hitze saß sie im Liegestuhl, eingewickelt in ihr Badetuch, und verstand gar nichts mehr. Kein Mann zeigte einer Frau so deutlich, dass er sie wollte, und löste sich dann in Luft auf. Versonnen betrachtete Lulu die Rose. Die Hitze hatte ihr zugesetzt, zwei Blütenblätter hatten sich gelöst und waren

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