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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Herzstillstand.«
    Gill strich ihr Kleid glatt. »Ihr werdet es nicht glauben. Alles ist ganz anders.«
    »Super Neuigkeit«, knurrte Lulu.
    Doch Gill ließ sich überhaupt nicht beirren. »Ich habemich noch mal mit Heinz-Herbert am Strand getroffen.« Sie legte zerstreut eine Hand an die Stirn. »Mit Herrn Meyer, meine ich. Wir haben uns ausgesprochen.«
    »Arme Gill, es ist alles aus, oder?«, fragte Lulu mitfühlend.
    Gill überhörte den Kommentar. »Er hat mir etwas gestanden.« Nach einer kleinen Pause sagte sie: »Er hat gar keine Frau!«
    »Was?«, riefen Sabrina und Lulu gleichzeitig.
    Zufrieden mit ihrem gelungenen Coup nahm Gill ein Sofakissen und versetzte ihm einen Handkantenschlag. »Ihr habt richtig gehört. Eine Frau hat es nie gegeben!«
    »Versteh ich nicht. Warum hat er uns den besorgten Ehemann vorgespielt?«, fragte Lulu.
    »Aus Angst. Er ist nämlich sehr schüchtern.«
    »Komisch«, sagte Sabrina. »Auf mich macht er einen reichlich kontaktfreudigen Eindruck.«
    »Alles Show. Er hat sich seine kranke Frau nur ausgedacht. Weil er sich schämt, dass er ein alter, knorriger Kauz ist, mit dem es keine aushält. Und damit er jederzeit eine gute Ausrede hat, um sich zurückzuziehen.«
    Allmählich wurde Lulu klar, was das bedeutete. »Er ist also – frei?«
    »Frei wie ein Vögelchen«, jubilierte Gill. »Stell dir vor: Er hat mir seine Liebe gestanden! Und gesagt, dass er sich vorstellen könnte, mich zu heiraten!«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrten Sabrina und Lulu das Wesen an, das sich einfach so einen Mann geangelthatte. Einen, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Und vor allem einen, der genau dasselbe mit ihr vorhatte.
    »Na, was sagt ihr jetzt?«, fragte Gill.
    Sabrina fing sich als Erste. »Äh – Glückwunsch?«
    Lulu dagegen war wie betäubt. Meine eigene Mutter heiratet vielleicht demnächst. Sie hatte ernsthafte Schwierigkeiten, diesen Satz in seiner ganzen Konsequenz zu Ende zu denken.
    Gill sah sie erwartungsvoll an. »Freust du dich denn gar nicht, Kind?«
    »Doch, doch. Ich streue sogar Blumen, wenn du willst. Ehrlich gesagt, geht das ein bisschen zu schnell, finde ich. Aber wenn du darauf bestehst – hm, dann ebenfalls Glückwunsch.«
    Leicht pikiert stand Gill auf. »Ich habe wirklich kein Feuerwerk und keine Kapelle erwartet. Aber ein bisschen mehr Gefühl schon. Nun ja. Es ist spät. Ich lasse euch jetzt allein.«
    »Warte, Mutter …« Lulu erhob sich von der Couch und umarmte Gill. »Es ist großartig, das mit dir und Fuss… mit Herrn Meyer. Wirklich.«
    »Schon gut. Es wird sich einiges ändern. Morgen reden wir.«
    Ohne weitere Erklärung verließ sie den Raum. Knallend flog die Tür ins Schloss.
    »Was – was war das denn?«, fragte Sabrina.
    »Ein Flugzeugabsturz«, antwortete Lulu.
    »Wie bitte?«
    »Du weißt doch, für eine Frau über vierzig ist die Chance zu heiraten statistisch in etwa so groß wie die Wahrscheinlichkeit, mit einem Flugzeug abzustürzen. Nämlich plus/ minus null.«
    »Aha.« Sabrina runzelte die Stirn. Vermutlich rechnete sie sich gerade aus, welche Chancen ihr selbst noch blieben. Sie war etwas jünger als Lulu, aber auch nicht gerade in einem Alter, das spontane Hochzeiten nahelegte.
    »Ich nehme jetzt eine Kopfschmerztablette ein und gehe ins Bett«, beschloss Lulu. »Und sobald der Job durch ist, reise ich ab.«
    »Soll ich heute Nacht hierbleiben? Ich könnte auf der Couch schlafen. Breit genug ist sie.«
    »Nein, geh ruhig in dein Zimmer.« Lulu gähnte. »Du musst genauso müde sein wie ich nach diesem Tag.«
    Langsam ging Sabrina zur Tür. Sie hatte schon die Klinke in der Hand, als sie sich noch einmal umdrehte. »Du hast wenigstens Lotte. Ich habe gar nichts, wenn ich alt und grau bin.«
    Dann lächelte sie tapfer und verschwand.
    Es war das erste Mal, dass Lulu ihre Freundin so nachdenklich gesehen hatte. Bisher schien sie zufrieden mit ihrem Liebesleben zu sein. Oder war es gar nicht so erfüllend, wie Sabrina immer behauptet hatte? War es die berühmte biologische Uhr, die sie ticken hörte?
    Komisch, dachte Lulu, immer ist Sabrina die Starke, die Überlegene in dieser Freundschaft gewesen. Eine, diewusste, was zu tun war. Doch eben hatte sie eher ratlos gewirkt.
    Gedankenverloren machte sich Lulu auf den Weg ins Bett. Es stimmte. Egal, was passierte, ihr blieb immer noch Lotte. Das Leben als alleinerziehende Mutter war schwierig, doch um nichts in der Welt hätte sie es anders gewollt.
    Eng schmiegte sie sich

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