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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Schokoladenstreuseln.« Lulu holte ihre Kamera aus der Tasche. »Interesse an ein paar erotischen Schnappschüssen?«
    Sabrina unterdrückte ein Kichern. »So schnell hat noch keiner seine Hose wieder angezogen. Und wie panisch der weggerannt ist! Wo ist er überhaupt hin?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lulu, während sie das Display anklickte. »Hat sich wahrscheinlich unangespitzt in den Boden gerammt. An seiner Stelle hätte ich übrigens genau dasselbe getan. Schau mal – ist er nicht fotogen?«
    Auf dem Display erschienen in rascher Folge indiskrete Aufnahmen, die selbst Hartgesottenen die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten. Lulu hatte Mike und Sabrina im richtigen Moment erwischt. Von Sabrina sah man nur ein Stück roten Stoff und zwei Arme, Mike aber war in seiner ganzen Männlichkeit getroffen.
    Ungläubig starrte er in das Blitzlicht, kniend, die Jeans auf halbmast, das Hemd bis zum Bauchnabel geöffnet. Auf seinem linken Oberschenkel prangte ein faustgroßes Tattoo in Form einer Meerjungfrau. Es konnte kein Zweifel darüber bestehen, dass er drauf und dran war, Sabrina zu vernaschen. Doch so weit war es nicht gekommen.
    »Perfektes Timing, ich verneige mich vor deiner Kunst«, gluckste Sabrina. »Das Material dürfte reichen, damit er für längere Zeit nicht gesellschaftsfähig ist.«
    »Was hast du vor?«
    »Nennen wir es eine Geburtstagsüberraschung. Zum vierzigsten sollte es schon was Besonderes sein«, sagte Sabrina geheimnisvoll. Sie stieß ihr Glas an Lulus. »Auf das weibliche Imperium, das endlich zurückschlägt!« Die Eiswürfel klimperten in den Drinks.
    »Wie war das noch? Rache ist ein Cocktail, der eiskalt genossen wird?«, lachte Lulu leise.
    »Genau. Aber dir ist schon klar, dass du dich schnellstens wieder verlieben musst?«
    Entrüstet sah Lulu ihre Freundin an. »Auf keinen Fall.«
    »Nicht so voreilig«, widersprach Sabrina. »Das ist wie beim Autofahren. Wenn man einen Unfall hat, muss man sofort wieder einsteigen und weiterfahren. Sonst setzt man sich nie wieder ans Steuer.«
    »Betrachte mich ab jetzt als Fußgänger«, sagte Lulu. »Ich lösche mein Profil bei dem Flirtportal. Die Aktion Mutter sucht Schraube ist Geschichte.«
    Sabrina trank versonnen ihren Gin Tonic. »Der Petersen wäre doch was für dich. So wie der Tango mit dir getanzt hat …«
    »Karl Petersen?« Lulu kicherte. »Der Smartie aus der Kreativbranche? O nee.«
    »Wie sieht er überhaupt aus, dein Traummann?«, erkundigte sich Sabrina. »Willst du was Handfestes, Abteilung kerniger Klempner? Einen Genießer, der dir schon zum Frühstück ein Schaumsüppchen aufschlägt? Oder einen sportlichen Ersatzpapa, der mit Lotte auf dem Spielplatz die Rutsche verkehrt rum hochläuft?«
    »Du tust so, als hätte ich die freie Auswahl«, antwortete Lulu. »Habe ich aber nicht. Je heftiger ich suche, desto schlimmer wird es. Sieh dir Gill an. Die hat auch nicht gesucht und trotzdem was gefunden.«
    »Ja, Fusselbart. Einen verheirateten Lehrer, der alles über Verdauung weiß. Kein ermutigendes Beispiel, wenn du mich fragst.«
    »Sie hat wenigstens ein paar schöne Erinnerungen«, sagte Lulu. »Bittersüß, aber schön.«
    Schweigend lauschten sie der Brandung. Langsam wurde es kühl, und Lulu rieb fröstelnd ihre nackten Arme. Es war Zeit zu gehen.
    »Vorsicht, da kommt jemand!«, flüsterte Sabrina.
    Von weitem näherte sich eine dunkle Gestalt. Es war ein Mann. Man sah seine Umrisse nur undeutlich in dem schwachen Licht, das von der Strandpromenade herüberkam. Doch Lulu brauchte keine Festbeleuchtung, um ihn auf der Stelle zu identifizieren. Diesen Mann hätte sie auch in völliger Dunkelheit erkannt.
    »Es ist Alex!«, wisperte sie aufgeregt. »Was soll ich jetzt bloß tun?«
    Sabrina setzte sich gerade hin und spähte in Alex’ Richtung. »Zu ihm gehen. Ich passe auf Lotte auf.«
    Mit bebenden Händen stellte Lulu ihren Drink in den Sand. In ihren Ohren rauschte es, ein leichter Schwindel befiel sie. Endlich!, jubelte ein zartes Stimmchen in ihr. Stell ihn zur Rede, befahl eine dumpfe, strenge Stimme, der hat doch an jeder Ecke eine andere!
    Lulu fühlte sich so schwach, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, als sie Alex entgegenging. Erst als sie direkt vor ihm stehen blieb, erkannte er sie.
    »Lulu?« Seine Stimme klang heiser.
    »Alex.«
    Mehr fiel Lulu nicht ein. Irgendjemand hatte ihr Hirn ausgeknipst.
    Alex fuhr sich nervös durchs Haar. »Um ehrlich zu sein – ich habe dich

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