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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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    Eine Organspende verändert den Abschied
    Wenn jemand zu Lebzeiten entschieden hat, Organe oder Gewebe zu spenden und einen entsprechenden Organspende-ausweis besaß, steht sie oder er nach dem Hirntod für Organentnahmen zur Verfügung. Das verändert den Abschied. Den Zustand des Hirntods müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander bestätigen, um den Kreislauf aufrecht zu erhalten und für eine künstliche Beatmung zu sorgen, die Voraussetzung für eine Organentnahme ist.
    Damit ist ein Abschied in den ersten Stunden nach dem Tod vorübergehend unterbrochen. Die Ärzte sind jedoch verpflichtet, die Operationswunde wieder sorgfältig zu verschließen und den Verstorbenen in einen »würdigen Zustand« zu versetzen, so dass sich die Angehörigen auch danach noch verabschieden können. Dies sollte man vor der Übergabe des Toten gegenüber den Ärzten mit aller Deutlichkeit auch einfordern.
    (Weitergehende Informationen stehen auf der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eingerichteten Webseite www.organspende-kampagne.de.)
    »Sie haben alle Zeit der Welt« Jürgen Wälde, Christopherus-Hospiz-Verein München
    »Ruhe! Das ist das, was die Menschen nach dem Tod eines Angehörigen am meisten benötigen. Daher sagen wir immer, Sie haben bei uns alle Zeit der Welt, die Sie für Ihren Abschied brauchen. Viele verfallen aus Unsicherheit und Anspannung in totale Hektik, wollen gleich die Behörden benachrichtigen und den Sarg aussuchen. Das hat alles Zeit. Der Arzt kommt zum Ausstellen des Totenscheines ohnehin erst nach einigen Stunden, wenn die sicheren Todesanzeichen erkennbar sind. Wir bieten den Angehörigen an, den Verstorbenen gemeinsam zu waschen und anzukleiden und fragen, wen sie vielleicht zum letzten Abschied dazuholen möchten. Manche wünschen sich den Beistand eines Seelsorgers oder möchten mit unseren Ehrenamtlichen etwas singen oder ein Vaterunser beten. Wir versuchen, ein Gespür dafür zu entwickeln, was den Menschen in diesem Moment gut tut. Wir schlagen vor, Kerzen anzuzünden, Duftessenzen aufzustellen oder Blumen zu verteilen. Dabei ermutigen wir die Besucher, den Verstorbenen noch einmal anzufassen und zu streicheln. Wir raten auch, Kinder jeden Alters mit dazuzunehmen, wenn sie es selbst möchten. Kinder haben ein gutes Gespür dafür, was für sie das Richtige ist.
    Egal, ob im Hospiz oder bei der Aufbahrung zu Hause – ich empfehle, sich möglichst schon vor dem Tod ein Bestattungsunternehmen zu suchen und bei dessen Auswahl weniger auf seine Präsentation nach außen als auf gute Erfahrungen von Bekannten und Verwandten zu hören. Wenn der Bestatter dann trotzdem drängen sollte, schicken Sie ihn wieder weg und bitten ihn, später wieder zu kommen. Wenn er nicht einsichtig ist, sagen Sie, dass Sie einen anderen Anbieter wählen werden. Dann sind sehr viele Dinge möglich!
    Aus langjähriger Erfahrung heraus rate ich auch dazu, sich schon zu Lebzeiten mit dem eigenen Tod und der gewünschten Bestattung zu beschäftigen. Menschen, die sich vor dem Thema scheuen, könnten zumindest schon einmal eine Patienten- verfügung ausfüllen. Das ist sozusagen ein niederschwelliger Zugang zu dem Thema, ein erstes Herantasten. Wichtig wäre auch, sich mit seinen Nächsten darüber zu unterhalten. Ich habe einmal erlebt, wie die Vorstellungen eines Vaters gar nicht zu denen seiner Tochter passten. Kurz vor seinem Tod sagte er dann: ›Ich werde tot sein, aber du musst weiterleben, also gehe ich auf deine Wünsche ein.‹«
    »Mit uns sprechen sie über ihre Wünsche« Eva-Maria, Krankenschwester und Hospizhelferin, Aachen
    »Ich arbeite seit Jahren als Krankenschwester, zunächst auf einer Palliativstation, dann in der Onkologie und jetzt auf einer Schwerstpflegestation. Nebenbei arbeite ich ehrenamtlich bei der Aachener Hospizgruppe. Das Begleiten nach dem Tod ist in allen Bereichen völlig unterschiedlich. Während wir in der Klinik die Wünsche unserer Patienten meist kennen, werden wir als Hospizhelferinnen oft sehr spät gerufen und können nur versuchen, zusammen mit den Angehörigen das Richtige zu tun.
    Auf der Palliativstation oder in der Onkologie war es für uns leichter. Die Patienten waren uns lange Zeit vorher bekannt und das Vertrauensverhältnis sehr groß. Dort sprachen die Patienten sehr offen mit uns über ihre Ängste und ihre Wünsche nach dem Tod. Das fällt vielen deutlich leichter, als mit der Familie zu sprechen. Zu groß ist die Angst, jemanden mit dem

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