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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Langohrbehausung absolviert hatten. Vielleicht wollten die Turteltauben alle Zeugen beseitigen und brachten deshalb eins nach dem anderen um?
    Ich merkte, dass ich besser schlafen sollte, und tat das dann auch.

Blutige Warnung

    Die Sonne hatte gerade die Nachtruhe beendet und schickte die ersten zaghaften Strahlen nach Merfeld. Wohlig räkelte ich mich unter der Bettdecke. Ich fühlte mich wie ein Jugendlicher im Sommerurlaub, der es sich fern der Eltern so richtig gut gehen ließ. Hoffentlich konnte sich meine Mutter allein beschäftigen. Schließlich gab es nicht allzu viele Schönheitssalons, Opernhäuser oder Damenoberbekleidungsgeschäfte in der näheren Umgebung. Wenn sich Isöldchen zu viel Zeit zum Grübeln bot, konnte sie mehr Unsinn aushecken als Schneewittchens Stiefmutter.
    Ich ging gerade im Geiste den heutigen Tag durch, als das Handy »Love hurts« anstimmte. Karin Schumann.
    »Dieter«, murmelte ich verschlafen.
    Schweigen.
    »Karin? Hallo?«
    »Sie haben Leopold ermordet«, drang es fast tonlos aus dem kleinen Kasten.
    »Wer ist Leopold?«, fragte ich entsetzt und eifersüchtig zugleich.
    »Leo ist Franzose. Burgunder, um genau zu sein. Mein Superkaninchen«, schluchzte sie jetzt hemmungslos. »Dritter Platz in Bremen, erster in Warendorf und Dülmen. Nächstes Jahr hätte ich ihn in Prag ausgestellt. Bitte komm vorbei. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Bin gleich da. Lass alles so, wie du es vorgefunden hast.«
    »Ich kann ihn sowieso nicht anfassen.« Sie weinte bitterlich.
    Meine tröstenden Worte fanden kein Gehör. Zum Glück arbeitete ich nicht professionell als Seelsorger, sonst hätte ich schnell die Papiere bekommen.
    In Sekundenbruchteilen kleidete ich mich an und eilte nach draußen, wo Johannes und Stefan im Streichelgehege die Ponys striegelten.
    Just als Stefan mich entdeckte und mir mit seinen Riesenpranken Luft zufächerte, rollte ein stinkendes Etwas auf den Hof, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Manta besaß. Die Angeberkiste aus den Achtzigern wirkte, als hätte man sie direkt aus der Schrottpresse gezogen, sorgfältig mit Rostfarbe lackiert und anschließend mit Taubenexkrementen glasiert. Aber wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Obwohl man hinter den verdreckten Scheiben unmöglich den Fahrer dieses Geschosses, an dessen Antenne sogar der obligatorische Fuchsschwanz baumelte, ausmachen konnte, wusste ich sofort, wessen verschwitzte Griffel am Lenkrad klebten: Grabowskis.
    Da das Abschalten des Motors noch mehr Lärm veranstaltete als die Fahrgeräusche, sah eines der offensichtlich schreckhaften Ponys sich genötigt, Johannes kräftig in den Allerwertesten zu keilen.
    Hatte man geglaubt, dass dieser Auftritt nicht mehr zu toppen war, musste man sich kurz darauf eines Besseren belehren lassen: Peter entstieg dem Auto. Dass er beim Ausstieg laut furzte, war für mich wenig überraschend, überraschend war jedoch sein Outfit. Kannte ich Gurkennase bisher nur als Model für Seventh-Hand-Klamotten, präsentierte er sich jetzt im dunklen Zweireiher samt Lackschuhen und weißem Hemd. Die Haare waren modisch nach hinten gegelt, und hätte nicht dieser riesige Zinken in der Gesichtsmitte geprangt, hätte ich diesen stattlichen Kerl wirklich nicht identifizieren können.
    »Hallo, Pedder!« Stefan Jahnknecht sprang aufgeregt über den Zaun des Streichelzoos, wobei er mit seinem Gummistiefel an der oberen Latte hängen blieb und sich richtig langmachte. Gurkennase und Stefan waren sich bereits einige Male begegnet, als sie mir bei früheren Fällen assistiert hatten. Waren sie sich zunächst so sympathisch wie Tom und Jerry gewesen, hatten sie sich im Laufe der Zeit angefreundet.
    »Hi, Stefan, hi, Dieter.« Grabowski strahlte übers ganze Gesicht und stolzierte auf seinen Busenfreund zu, der sich wieder aufgerappelt hatte.
    Als die beiden sich endlich voneinander gelöst hatten, war ich an der Reihe. Aus der Nähe betrachtet, sah Peters Outfit doch nicht so prachtvoll aus. Das Hemd war fleckig, und am Anzug konnte man Parmesan reiben. Trotzdem war ich glücklich, dieses Stück Heimat in meine Arme schließen zu können.
    »Bist du krank? Du bist eine halbe Stunde zu früh.« Ich war geehrt, dieser Premiere beiwohnen zu dürfen. Normalerweise musste man froh sein, wenn Gurkennase überhaupt am vereinbarten Tag auflief. Böse Zungen behaupteten, dass Peters Uhr nur einen Datumsanzeiger besaß.
    »Bevor ich den Leibwächter mime, wollte ich noch deine

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