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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Keine Klänge, die ein Nannen hören sollte.« Sie schüttelte sich regelrecht. »Da gehen Klaus und ich d’accord. Nicht dass du denkst, wir würden dich übervorteilen: Das gehört zum Bereich geordnetes Leben. Dieter, mit dieser Kakophonie gewinnst du nie eine Frau. Wir denken nur an dich.« Sie grinste hämisch und ließ den nächsten Schluck Schampus verschwinden. »Um es kurz zu machen: Dein Vater hat mir den Auftrag gegeben, deine CD- und Plattensammlung zu durchforsten und entwicklungshemmende Klänge zu entfernen.«
    »Das ist nicht dein Ernst.« Fassungslos starrte ich sie an.
    »Du hast recht. Es war mir nämlich zu viel Arbeit, jede CD durchzuhören. Deshalb habe ich alles wegschaffen lassen. Das hat mich zweihundert Euro gekostet, aber für meinen kleinen Didi ist mir nichts zu teuer. Chin-chin.« Zufrieden leerte sie das Glas.
    »Damit du dich nicht langweilst, habe ich hundert italienische Opern liefern lassen, mit denen du deine zukünftige Verlobte bezirzen kannst. Komm, gib deiner Mama einen Kuss.«
    »Ein für alle Mal: Lass die Finger von meinen Sachen. Das waren teilweise ultraseltene Scheiben aus den Achtzigern, die man selbst mit einer Million nicht wiederbeschaffen kann!« Ich glaubte Hörner auf Mutters Stirn zu erkennen. Ihr rechter Fuß wirkte durch den Badeschaum wie ein Pferdehuf. Halluzinierte ich bereits? Diese Frau war jedenfalls Pest und Cholera in einer Person.
    »Dieter«, entgegnete Isolde pathetisch, »jetzt bist du aber undankbar. Eines Tages wirst du mir... Nein, wirst du nicht, aber an mir liegt das nicht. Ich habe alles versucht, meinen kleinen Hosenscheißer glücklich zu machen.«
    Das war zu viel. Ich stürmte aus dem Bad. Ansonsten würde mein Konterfei morgen die lokalen Gazetten dominieren: Exdetektiv ermordet Mutter.
    »Wenn du mich rausschmeißt, ist die schöne Erbschaft futsch«, rief Mutter mir provozierend nach.
    Ich stopfte die nach Schwein stinkenden Klamotten in die Waschmaschine, schlüpfte in frische Kleidung und bearbeitete mit den Fäusten meinen Sandsack. Half alles nichts.
    Wütend zog ich mir ein Fläschchen Litschi-Bionade rein — keine Ahnung, wo Isolde die wieder herhatte —, als ebendiese in einem purpurfarbenen Samtbademantel aus dem Bad geschwebt kam.
    »Dieser Pinienduft erfrischt die müden Knochen. Hach, war das gut. Und, was hast du heute vor? Sollen wir Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen? Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Und dazu vielleicht >Cosi fan tutte< hören?« Sie füllte den Sektkelch.
    »Ich schlafe heute bei Rexforth, muss unbedingt die Bücher fertig kriegen«, log ich.
    »Soso?« Schalkhaft wedelte sie mit dem Zeigefinger und kraulte mir zu allem Überfluss auch noch das Kinn. »Das soll ich glauben?«
    Als ich meinen Kopf wegdrehen wollte, hielt sie ihn fest. Das war Nötigung.
    »Wenn da mal nicht eine Frau hintersteckt. Mit der Wahrheit hast du es ja als Kind schon nicht so gehabt. Weißt du noch, wie du unseren Wellensittich Charly in die Mikrowelle gesperrt hast? Anschließend hast du behauptet, er wäre von selbst hineingeflogen. Spätestens da habe ich gemerkt, dass unser Didi ein kleiner Lügenbold ist.«
    Die olle Kamelle. Wie weit musste ich mich noch erniedrigen lassen? »Du weißt, wo du mich findest.« Ich knallte die Haustür hinter mir zu. Etwas kindisch, half aber, Dampf abzulassen.
    »Glaub nicht, dass du mir so einfach davonkommst.« Triumphierend stand Isolde im Türrahmen. »Du wirst noch dein azurblaues Wunder erleben, mein Söhnchen.«
    Zähneknirschend schüttete ich vorsorglich Sprit in den Tank. Während der Fahrt zum Hagenhof dröhnte »Fight till death« aus den Autoboxen. Motivationsmusik.

    Als ich auf den Hof rollte, dieses Mal in vorschriftsmäßiger Geschwindigkeit, packte gerade ein junger Mann einen Synthesizer in einen klapprigen Mercedes Sprinter. Vor dem Holzschuppen warteten noch zwei riesige Boxen und eine Lichtanlage auf Abholung. Selbstlos schnappte ich mir ein Gehäuse und schleppte es zum Auto.
    »Hallo, du musst Jürgen sein, der Musikus im Rexforth-Clan.«
    »Und du bist der neue Bürohengst. Dieter, richtig?«
    Gemeinsam hievten wir das schwere Teil auf die Ladefläche. Jürgen war eher der schmächtige Typ, bis auf seine Oberarme, die sich deutlich unter dem blauen T-Shirt mit der Aufschrift »Lucky Five« abzeichneten. Komplettiert wurde sein Äußeres durch eine graue Levi’s-Jeans und gelbe Chucks. Die halblangen braunen Haare waren neckisch nach vorn gekämmt. In

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