Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
und Mutter über mein Fernbleiben unterrichten. Dann werde ich bei Luis Grosch vorbeijetten, aber pünktlich zum Abendessen bin ich wieder hier«, versprach ich.
    »Der Dieter muss Mama berichten, wenn er woanders übernachtet. Ein ganzer Kerl, dank Chappi.« Schumann konnte schon wieder spotten.
    »Du kennst doch meine Situation. Wenn ich mich ohne triftigen Grund der mütterlichen Aufsicht entziehe, ist es Essig mit der Million. Vater hat relativ wenig Humor.«
    »Wer’s glaubt, wird selig.« Sie knuffte mich in die Seite.
    Bevor sie weiteren Schwachsinn von sich gab, versiegelte ich ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Dann ging es heim zu Mama.

Lukkie Dieter

    Als mein Wagen die Straße Richtung Nannengut entlangröhrte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Am Wegesrand war ein rot-weißer Verkaufsstand aufgebaut, hinter dem zwei Männer auf Campingstühlen kauerten. Als sie mich sahen, sprangen sie wie von der Tarantel gestochen auf und winkten wild. Fanartikelverkauf meines geliebten Fußballclubs Rot-Weiss Essen?
    Ich stoppte kurz vor ihnen und kletterte aus der Kiste. Ein seltsamer Ort für Produktpromotion, meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt. Die Typen wirkten wenig vertrauenserweckend. Der eine war so groß wie ein Briefkasten, trug einen akkurat gestutzten rötlichen Modebart und einen eleganten Dreiteiler mit Krawatte. Diesen versuchte er unter einem weißen Anorak mit aufgeklebtem Lucky-Strike-Emblem zu verstecken. Durch seine Nickelbrille blinzelte er unentwegt, als hätte er etwas zu verbergen. Er mochte um die vierzig sein, wobei ich mich bei Yuppietypen häufig verschätzte, da sie schon alt zur Welt zu kommen schienen.
    Der andere Mann, etwa meine Größe, trug seine Halbglatze offensiv zur Schau. Fliegen nutzten die schweißnasse Fläche als Landeplatz, sodass er sich regelmäßig entnervt auf den Schädel schlug. Auch er hatte eine Jacke mit Logo des Kippenproduzenten übergestreift, wobei Lucky mit zwei »k« und »ie« geschrieben war. Produktpiraten.
    »Einen wunderschönen Tag«, sprach mich der Kurze an und zog eine Zigarettenschachtel mit zugeklebtem Markennamen hinter dem Klapptisch hervor. »Wir führen im Auftrag des Meinungsforschungsinstituts Infos einen Test durch, bei dem wir den Zusammenhang zwischen Bekanntheitsgrad von Produkten und deren Qualität ermitteln. Wären Sie so liebenswert, bei diesem Vorhaben zu assistieren?«
    »Wäre echt nett«, echote der Große und klatschte auf seine Pläte. Zufrieden blickte er in seine Hand, schnippte den zerquetschten Brummer auf den Boden und rieb sich über den Mund.
    »Bongo.« Der Kleine blickte seinen Kompagnon strafend an, wobei seine Augen flatterten, als wären sie an einen getunten Oszillator angeschlossen. »Darf ich dich an Abschnitt 3.1.5.7 im Handbuch erinnern?«
    »Jau«. Der Gescholtene sah schuldbewusst zu Boden. »Nur der Vorgesetzte führt das Wort, alles klar, Christian.«
    »Handbuch?« Pat und Patachon wurden mir immer suspekter.
    »Wir sind ein nach ISO zertifiziertes Dienstleistungsunternehmen.« Der Bärtige strahlte mit der Sonne um die Wette. »Ich habe ein Kompendium verfasst, in dem sämtliche Prozesse in Flussdiagrammen dargestellt und obligatorisch für alle Mitarbeiter festgelegt sind. Nur ein stringentes Abarbeiten der vorgegebenen Prozesse garantiert unternehmerischen Erfolg.«
    »Dann viel Glück. Einen vielversprechenden Platz haben Sie sich da ausgesucht. Hierhin verirren sich höchstens Füchse oder streunende Hunde.«
    Bongo wollte antworten, biss sich nach einem scheuen Blick auf Christian aber auf die Zunge.
    »Diese Stelle liegt exakt in der geografischen Mitte von Billerbeck, Coesfeld und Dülmen. Da wir die Meinung des Bevölkerungsschnitts kennenlernen möchten, stellt dieser Platz den einzig logischen Ort dar.«
    Diese Vögel schienen nicht frisch unter der Schädeldecke zu sein.
    »Von Ihnen möchten wir wissen, welche Marke sich hinter dieser Zigarette verbirgt.« Behutsam zog er eine Fluppe aus der Schachtel und hielt sie mir unter die Nase. Dabei kullerte Tabak aus der Hülse. Handelten die beiden mit illegalen Kippen? Ich konnte das Ganze nicht einordnen.
    »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich bin frisch gebackener Nichtraucher.«
    »Soll nicht zu Ihrem Nachteil sein.« Er zauberte einen braunen Schein aus der Kitteltasche. »Fünfzig Euro ist uns Ihre Meinung wert.«
    Fünfzig Euro? Da wurde Rauchen adäquat bezahlt. Und eine Zigarette konnte nicht schaden.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher