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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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immer noch im Anzug, unter dem Arm einen Laptop. Laptop? Während der Schulzeit hatte er größte Schwierigkeiten gehabt, die Geheimnisse des geschriebenen Wortes zu entschlüsseln.
    »Hallo, Dieter. Herr Reichert, wir wollten noch das Finanzkonzept besprechen.«
    »Natürlich, gern.« Die beiden waren offenbar die besten Freunde. Auch Peters Schnapsfahne schien ihn nicht zu stören. Mir spuckte er nur noch ein »Bleiben Sie sauber, sonst ziehe ich Ihnen die Hammelbeine lang« entgegen, dann wandte er sich seinem Finanzberater zu.
    »Es ist alles wie besprochen, nur mein Familienstand könnte sich in naher Zukunft ändern. Das müsste sich doch vorteilig auswirken, oder? Die Dame ist nämlich äußerst solvent. Wenn wir nach der Hochzeit den doppelten Betrag investieren, dürfte die Million doch schon vor 2015 erreicht sein?«
    Gurkennase klappte den Rechner auf und haute nach gelungenem Hochfahren — Respekt! — wild in die Tasten. Ein neuer Solitaire-Rekord bahnte sich an. Hinter Ludgers Rücken zeigte mir Peter das Victoryzeichen.
    »Die Cash-Amortage wird sich reziprokal zur Flow-Tilgung verhalten. Wenn Sie den Break-Event dann deckungsbeitragen, sehe ich eine goldene Zukunft für Familie Reichert.«
    Ich verstand keine Silbe dieses Kauderwelschs, Reichert hingegen schon.
    »Lassen Sie uns das Geschäft unter Dach und Fach bringen. Wo muss ich unterschreiben? Ich will meiner künftigen Gattin schließlich in nichts nachstehen. Die soll stolz auf ihren Männe sein«, tönte er.
    Grabowski zog ein zerknittertes Formular aus dem Jackett, das Reichert stolz wie Oskar Unterzeichnete.
    »Jetzt haben Soldi und ich eine gesicherte Zukunft.« Er blickte mich triumphierend an. »Ob Sie zur Trauung eingeladen werden, überlasse ich Ihrer Mutter. Herr Grabowski, hätten Sie die Ehre, meiner Vermählung beizuwohnen?«
    »Sicher.« Er nickte und nahm einen Schluck aus einem Flachmann.
    »Einen schönen Nachmittag, die Herren.« Mit geschwellter Brust stolzierte Reichert ins Freie. Ein Stiefvater, wie ich ihn mir immer erträumt hatte.
    »Du sollst arbeiten. Und zwar für mich!«, zischte ich Grabowski an.
    »Dieter«, lachte dieser nach einem geschmeidigen Rülpser, »dein Lohn ist doch nur Taschengeld für mich. Hast du eine Ahnung, wie viel ich dem Bullen aus der Tasche geleiert habe? Da fallen mindestens fünf Riesen Provision für mich ab.«
    Grabowski und Reichert schenkten sich nichts in puncto Naivität.
    »Wer bezahlt denn den Laptop?«
    »Der wird gegen die Provisionen gerechnet, glaub ich. Aber bei fünf großen Lappen bleibt immer noch viel übrig, selbst nach Bezahlung der Büromiete.«
    »Welches Büro?« Normalerweise schlug Grabowski seine Zelte in Kneipen oder Studentenwohnheimen auf.
    »Eigentlich sitzt da mein Chef, ich komme nur zu Schulungen dahin. Aber anteilig muss jeder ein Viertel seiner Einkünfte für die Räume abdrücken. Wir sitzen alle in einem Boot, lautet das Motto unseres Unternehmens.«
    Gut für diese Finanzverbrecher, dass sie immer wieder Dämlacke wie Peter fanden. Ansonsten wäre das luxuriöse Leben in Göttingen, Frankfurt, Hannover oder wo immer die Herren saßen, auch nicht zu finanzieren gewesen. Grabowski würde keinen Cent sehen.
    »Zurück zum Wesentlichen: Hast du etwas bemerkt, was mit dem Mord zu tun haben könnte?«
    »Ich habe bis mittags mit Johannes und Stefan geackert, dass mir der Schweiß in die Socken geflossen ist. Eine Zumutung«, stöhnte Gurkennase.
    »Aber gut bezahlt.«
    »Stefan ist ein guter Kollege. Wenn ich was nicht geschafft habe, hat er mir geholfen. Vor allem bei den Futtersäcken.« Mitleidheischend blickten mich seine Hundeaugen an.
    »Also hat Stefan geschleppt und du gefaulenzt. Weiter?«
    »Johannes ist ein richtiges Ekelpaket. Hat mir dauernd einen eingeschenkt. Ich könne nichts und sei fauler als ein Stinktier. Riech ich etwa?« Er hielt mir seine Achsel unter die Nase. Mir wurde schlecht.
    »Und weiter?« Ich kämpfte gegen den Brechreiz an.
    »Der hat seine komplette Familie in den Dreck gezogen. Alle sind Arschlöcher, Nutten oder Gehirnamputierte. Wenn du mich fragst, der Kerl ist zum Morden fähig. Wirklich übel. Hab natürlich auch immer ein Auge auf Günni geworfen. Doch der war die ganze Zeit im Schlafzimmer. Nur seine Alte hat ab und an nach ihm geschaut.«
    »Wann ist Gregor denn ermordet worden?«
    »So zwischen eins und zwei in der Nacht, hat der Polizeidoc gesagt.«
    »Und da haben natürlich alle geschlafen.«
    »Nein, wir haben

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